Windows

DLL-Kuddelmuddel

Immer, wenn ich den PC mit Windows XP einschalte, erscheint die Meldung: «Die erforderliche Datei wurde nicht gefunden. Stellen Sie sicher, dass sich die Datei im richtigen Ordner befindet.» Ich habe via Suchen nichts gefunden.

Ernst Mühlebach, via Mail

Das Kürzel «DLL» steht für «Dynamic Link Library». Zu Deutsch nennt man diese Dateien «Systembibliotheken». Sie stellen zentral Funktionen zur Verfügung, die von mehreren Programmen genutzt werden können. Eine Reihe von Systembibliotheken werden vom Betriebssystem bereitgestellt. Es gibt sie aber auch von Drittherstellern.

Per Systembibliothek teilen sich mehrere Programme zentrale Funktionen. Das soll Festplattenspeicher sparen und den Softwareentwicklern das Leben erleichtern. Das Konzept wird für Anwender aber immer wieder zum Ärgernis. Es führt dazu, dass sich Programme in die Quere kommen. Das passiert, wenn Programm A eine DLL-Datei löscht, die von Programm B benötigt wird, oder wenn eine Systembibliothek durch eine inkompatible Version ersetzt wird. Aufgrund der kryptischen Dateinamen braucht es übersinnliche Fähigkeiten oder einiges an Detektivarbeit, um die Herkunft einer DLL-Datei zu eruieren.

Denn leider verbietet sich der scheinbar simpelste Weg der Reparatur. Es gäbe die meisten Dateien zwar per Google aufzufinden. Die Gefahr ist aber sehr gross, dass die DLLs aus dem Internet manipuliert, veraltet oder mit Viren ausgestattet sind.

Es bleibt somit nur der harte Weg: herausfinden, woher die DLL stammt und sie von der Originalquelle neu zu installieren. Prüfen Sie als Erstes die Fehlermeldung. Vielleicht gibt sie einen Hinweis darauf, welches Programm die DLL vermisst. Sehen Sie nach Hinweisen in der Titelzeile des Dialogfensters. Achten Sie auch auf ein Programm in der Taskleiste, das während der Meldung erscheint und hinterher sofort wieder verschwindet – wenn Sie ein solches beobachten, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass es sich um das Programm handelt, das Sie mit der Meldung zu der fehlenden Datei belästigt.

Wichtiger Anhaltspunkt für Ihre Nachforschungen ist natürlich auch der Dateiname. Führen Sie damit eine Suche per Google durch. Achten Sie auf die exakte Schreibweise. Sie erhalten nur dann brauchbare Suchresultate, wenn Sie den Namen der Datei genauso eingeben, wie er in der Fehlermeldung angezeigt wird. Halten Sie sich an den eigenartigen Einsatz von Satzzeichen, der bei Windows gebräuchlich ist. Leerzeichen gibt es normalerweise nicht, dafür Punkte mitten im Wort, welche die Dateierweiterung abtrennen.

Es kann sein, dass Sie auf verschiedene DLLs stossen, die den gleichen Namen tragen. Klären Sie dann ab, welche Software auf Ihrem Rechner vorhanden ist und welche nicht. Da ist es hilfreich, wenn Sie die Softwareausstattung kennen und wenn Sie wissen, was für Hardware in Ihrem Rechner installiert ist – oder das über die Dokumentation zu Ihrem Rechner abklären können. Diese Information ist beispielsweise im Fall der Datei namens «DevCon32.dll» wichtig. Sie gehört nämlich mit ziemlicher Sicherheit zu den Treibern für eine Soundblaster-Soundkarte. Die Lösung des Problems wäre somit, die Treibersoftware für die Soundkarte neu zu installieren oder auf www.creative.com nachzusehen, ob es eine neuere Version der Sound-Software gibt. Dafür müssen Sie wissen, was für eine Soundkarte in Ihrem Rechner vorhanden ist. Informationen zu den installierten Geräten finden Sie auch im Gerätemanager. Diesen starten Sie, indem Sie die Windows-Taste zusammen mit «r» drücken und «devmgmt.msc» eingeben. Klappen Sie den Ast bei «Audio-, Video- und Gamecontroller» aus, wo die Soundkarte mit einem sprechenden Namen aufgeführt sein sollte. Falls Sie nicht fündig werden, fragen Sie beim Kundendienst Ihres PC-Herstellers nach.

Falls Ihre Nachforschungen fruchtlos bleiben, tun Sie bitte folgende Dinge:

  • Verwenden Sie das Systemdatei-Überprüfungsprogramm. Es findet heraus, ob vom Betriebssystem benötigte Dateien abhanden gekommen sind, und stellt diese wieder her. Als Windows-XP-Nutzer starten Sie den Rechner mit dem Administratorkonto und führen dann die Eingabe-Aufforderung aus. Windows-7- und Vista-Nutzer suchen die Eingabe-Aufforderung im Startmenü, klicken diese mit der rechten Maustaste an und wählen «Als Administrator ausführen» aus dem Kontextmenü. Dann verwenden Sie unter allen Betriebssystemen diesen Befehl: sfc /scannow.
  • Da die Meldung beim Systemstart erscheint, könnte ein Selbststarter dahinterstecken. Darum können Sie auch auf gut Glück eine Bereinigung der Systemstartelemente durchführen. Anwender, die mit der Systemkonfiguration vertraut sind, deaktivieren damit alle nicht benötigten Selbststarter – und wenn Sie nicht wissen, wie das geht, fragen Sie bei der «Kummerbox» nach.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 13. September 2010

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