Problemzonen im PC-Alltag

Elf Tipps für Windows

Manche Mankos schleppt Windows seit Jahrzehnten mit sich. Doch in den letzten Jahren hat Microsoft viele davon ausgebügelt. Die besten Neuerungen und Verbesserungen bei Windows 10 und 11.

Matthias Schüssler

Microsoft hat bei vielen Details Hand angelegt und namentlich die Touch-Steuerung beträchtlich verbessert.

Die Verbesserungen bei Windows seien oberflächlicher Natur, hat Microsoft-Experte Paul Thurrott zum Start von Windows 11 vor einem Jahr geurteilt – seine englische Formulierung war «Lipstick on a pig», d.h. das gleiche alte Schweinchen, einfach mit Make-up aufgehübscht. Die Kritik ist nicht völlig verkehrt, aber auch nicht komplett zutreffend: Denn Microsoft kümmert sich bei Windows 10 und 11 um Problemzonen, die der Konzern zuvor teils seit den 1990er-Jahren erfolgreich ignoriert hat.

Der Schnellzugriff im Explorer

Wie gelangt man auf grossen Festplatten schnell ans Ziel? Bei Windows 7 sollten es die Bibliotheken richten, doch die waren zu kompliziert. Windows 10 und 11 zeigen, wie es einfach geht: Im Explorer findet sich im Navigationsbereich der Abschnitt «Start» (auch «Schnellzugriff» genannt). Dort erscheinen automatisch die häufig gebrauchten Ordner. Damit ein Ordner nicht aus der Liste verschwindet, klicken Sie ihn mit der rechten Maustaste an und wählen «An Schnellzugriff anheften» aus dem Kontextmenü. Sie ziehen Ordner in diese Liste, um sie direkt zugänglich zu haben.

Früher kompliziert, heute einfach: Der Bereich «Start» links erleichtert die Dateiorganisation auf grossen Festplatten beträchtlich.

Standardmässig gibt es dort zehn Ordner. Doch wenn Sie wie beschrieben Ordner anheften, verlängert sich die Liste, sodass Sie sie bis auf fünfzig Einträge erweitern können.

Touchpad-Einstellungen

In früheren Windows-Versionen waren die Einstellungen fürs Touchpad bescheiden und von Hilfsprogrammen der Hersteller abhängig. Bei Windows 10 und 11 bessert sich das: In den Einstellungen gibt es unter «Bluetooth und Geräte» bei «Touchpad» vielfältige Optionen: Sie haben Optionen für den Rechtsklick zur Verfügung, konfigurieren das Zoomen, Scrollen und legen Gesten fest, die mit drei oder vier Fingern ausgeführt werden: für die Lautstärke oder den App-Wechsel etwa.

Nicht nur Macs, auch Windows-PCs lassen sich heute mit raffinierten Touchpad-Gesten steuern.

Klang-Einstellungen und Raumklang

Gute Sound-Einstellungen sind auch in früheren Versionen des Betriebssystems vorhanden, aber schwierig aufzufinden. Inzwischen stecken sie da, wo wir sie vermuten: in den Einstellungen bei «System» unter «Sound». Falls Sie mehrere Lautsprecher und Mikrofone eingerichtet haben, wählen Sie aus, welche verwendet werden sollen. Via «Lautstärkemixer» machen Sie einzelne Apps lauter oder leiser. Wenn Sie Lautsprecher oder Kopfhörer auswählen, haben Sie Klangverbesserungen und eine Raumklang-Option zur Verfügung. Letztere ist so gut, dass es sich lohnt, sie auszuprobieren.

Audiorecorder

Ein Beispiel für eine App, die seit ihrer Einführung 1990 (bei Windows 3.0) jahrelang keine Fortschritte gemacht hat, ist der Audiorecorder. Dieses Manko hat Microsoft ausgebügelt: Mit der neuen Version lassen sich mehrere Aufnahmen verwalten. Sie wählen in den Einstellungen das Format für Ihre Tonaufzeichnungen aus und setzen Markierungspunkte. Wenn Sie Aufnahmen bearbeiten und schneiden möchten, brauchen Sie weiterhin das Programm eines Drittherstellers, etwa das Open-Source-Programm Audacity.

Neu lassen sich bei der Aufnahme oder Wiedergabe im Sprachrekorder Markierungspunkte hinzufügen.

Xbox-Gamebar

Die Xbox-Gamebar ist zwar ein Hilfsmittel für Videospieler, doch sie leistet auch im normalen Alltag praktische Dienste. Sie können mit einem einzigen Tastaturkürzel (Windows-Taste, «Alt» und «r») eine Bildschirmaufnahme starten oder Bildschirmfotos aufnehmen (Windows-Taste, «Alt» «Prt Scrn»). Das Programm zeigt Leistungsdaten des Prozessors und Arbeitsspeichers an und erlaubt eine unkomplizierte Musiksteuerung via Spotify.

Die Gamebar ist nicht nur für Spielerinnen und Spieler hilfreich: Sie zeigt auch nützliche Systeminformationen an und macht Screenshots.

Videos bearbeiten

In Windows gibt es gleich zwei Möglichkeiten, um Videos zu bearbeiten. Die erste steckt in der Fotos-App: Betätigen Sie den Menüknopf und anschliessend «Neu > Neues Videoprojekt»: Sie haben die Möglichkeit, Clips aneinanderzufügen und mit Texten und Titeln auszustatten. Mehr Funktionen gibt es in Microsofts neuer Videoschnitt-App Clipchamp (hier ausführlich besprochen): Sie stellt diverse Vorlagen, Musik- und Soundeffekte und Videomaterial von Agenturen zur Verfügung. Für Nutzer von Microsoft 365 ist die App kostenlos, ansonsten werden die fertigen Clips mit Wasserzeichen exportiert.

Der Windows-Rechner

Ein virtueller Taschenrechner gehört bei Windows von jeher zum Zubehör. Früher war das ein banales, nur für die Grundrechenarten gerüstetes Programm. In den neueren Versionen speichert der Rechner nicht nur den Verlauf, sondern hält diverse Modi bereit, die Sie über das Menü links oben auswählen: Zu denen gehören Wissenschaftlich, Diagramm, Programmierer und Datumsberechnungen, plus Konvertierungen diverser Masseinheiten, inklusive Länge, Volumen, Temperatur, Energie, Geschwindigkeiten und Währungen.

Der Windows-Rechner kann längst mehr als die Grundrechenarten.

«Live Captions»

Eine hilfreiche, aber gut versteckte Neuerung nur bei Windows 11 ist «Live Captions». Diese Funktion verschriftlicht gesprochene Sprache und zeigt sie als Text in einer Leiste auf dem Bildschirm an. Es spielt keine Rolle, ob der Ton aus einem Internetvideo, Podcast, Hörbuch oder aus einer anderen Quelle stammt. Diese Liveuntertitel sind für Nutzerinnen und Nutzer mit eingeschränktem Hörvermögen gedacht, können aber uns allen beim Verständnis helfen.

Ein Nachteil ist, dass sie bislang nur in Englisch zur Verfügung stehen. Um Sie zu starten, betätigen Sie die Windows-Taste zusammen mit «Ctrl» und «l».

Windows zeigt den Text des Hörbuchs in einer Leiste am oberen Bildschirmrand an.

Familienoptionen

Die Familienoptionen helfen Ihnen, Geräte von Kindern und Jugendlichen zu verwalten, Aktivitäten im Netz und beim Spielen zu überwachen und Restriktionen einzurichten. Sie finden sich bei Windows 11 in den Einstellungen unter «Konten», in älteren Versionen stecken sie im Programm Windows-Sicherheit. Diese Family-Safety-Optionen stellen wir hier ausführlich vor.

Outlook for Windows

Windows hat eine Mail- und eine Kalender-App. Doch die beiden sind rudimentär und den Alltagsanforderungen kaum gewachsen. Microsoft arbeitet an einer Alternative namens Outlook for Windows. Sie hat viele der Funktionen, die Nutzer von Microsofts kostenlosem E-Mail-Dienst Outlook.com her kennen, insbesondere die automatische Sortierung des Posteingangs nach den relevanten und den sonstigen Nachrichten. Dieses Programm ist noch in der Entwicklung begriffen, kann über diesen Trick hier aber bereits ausprobiert werden.

Bildschirmschoner

Ein origineller Bildschirmschoner war in den Anfängen des Desktop-Computings ein echtes Alleinstellungsmerkmal – wie alle wissen, die sich noch an die fliegenden Toaster erinnern, die 1989 beim Mac für Furore gesorgt haben. Doch inzwischen haben sie sich fast überlebt: Windows hält in den Einstellungen keine entsprechende Option mehr bereit. Doch es gibt die Pausenfüller noch: Wenn Sie nach «Bildschirmschoner» suchen, erscheint das schon aus Windows XP bekannte Konfigurationsfenster.

Dieses Relikt der Vergangenheit wurde zwar nicht verbessert, aber immerhin auch nicht ausgemerzt.

Quelle: Newsnetz, Mittwoch, 28. September 2022

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