Gegen Frust und Langeweile zu Hause

Wo man dieser Tage im Internet moralische Unterstützung, Zerstreuung und Ablenkung findet: Drei Tipps, damit uns nicht die Decke auf den Kopf fällt.

Matthias Schüssler

Es ist eine ungewohnte und für die meisten von uns eine bedrohliche Situation: Das Leben draussen ist fast zum Stillstand gekommen. Wer kann, arbeitet zu Hause und verbringt auch die Freizeit im Haus. Da ist die Gefahr gross, dass uns die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fällt – auch Leuten wie mir, obwohl ich mich zu den Stubenhockern zähle.

Kann und darf man versuchen, dieser Situation etwas Gutes abzugewinnen? Ich habe mit mir gerungen, ob die Frage «Was gegen die Langeweile zu Hause tun?» ein sinnvolles Thema für ein Patentrezept-Video ist. Aber was sonst würde an digitalen Themen im Moment überhaupt interessieren? Wie man die Festplatte seines Computers defragmentiert oder die Batterieleistung des Smartphones optimiert, ist dieser Tage so irrelevant, wie es nur geht.

Podcasts sind hervorragend darin, Nähe zu schaffen

Doch einige Dinge behalten für mich ihren Wert: vorneweg die Podcasts, die ich im Video als Zeitvertreib und Zerstreuung empfehle. Ich bin ein Fan, seit ich sie vor bald 15 Jahren entdeckt habe. Sie sind für mich ein «krisenfestes» Medium: Es ist unterhaltsam, lehrreich und viel persönlicher als zum Beispiel eine Fernsehdokumentation. Es hilft, die Lücke zu füllen, die durch das «Social Distancing» entsteht. Zum Beispiel mit dem Format von zwei Schweizerinnen, die in ihrem Podcast Kafi am Freitag aus dem «Quarantäne-Tagebuch» erzählen. Doch auch nicht tagesaktuelle Produktionen bieten Zerstreuung und Ablenkung – meine Lieblingspodcasts finden Sie hier.

Warum nicht die Podcasts entdecken – und diese Mediengattung erkunden? Sie hat sich seit dem ersten Boom von 2005 markant verändert. Damals wurde es vor allem von Amateuren als eine Art Szenemedium betrieben. Heute investieren vor allem in den USA, aber auch hierzulande die grossen Medienkonzerne beträchtliche Summen in ihre Produktionen. Sie fördern neue Erzählformen, die zeigen, wie gross das Potenzial als authentisches, tiefgründiges und evozierendes Medium ist.

Einfacher als je zuvor

Gegenüber der Anfangszeit ist heute auch der Konsum von Podcasts um Welten einfacher. Das ist das Verdienst der Smartphones und Tablets: Die Apps machen es ganz einfach, spannende Inhalte aufzustöbern und zu abonnieren – was bedeutet, dass die neuen Folgen automatisch aufs Gerät gelangen, in den allermeisten Fällen übrigens völlig kostenlos.

Beim iPhone und iPad ist standardmässig die Podcast-App von Apple installiert. Google stellt ebenfalls eine eigene App zur Verfügung. Und es gibt diverse Apps von Drittherstellern, namentlich Pocket Casts (kostenlos für Android und iPhone) oder Castro (kostenlos fürs iPhone). Und falls Sie angesichts des inzwischen riesigen Angebots bei der Auswahl überfordert sind – die Lieblings-Podcasts des Autors finden Sie hier ausführlich besprochen.

Spielfilme, Games und alte Videos

Eine wahre Fundgrube – und spannender Zeitvertreib – hält auch Archive.org bereit. Hier sind Texte, Videos, Tonaufnahmen, Musik und Bilder, aber auch Software und Spiele archiviert und gratis abrufbar. Nebst Spielfilmen in voller Länge, deren Urheberrechtsschutz abgelaufen ist, gibt es auch Game-Klassiker auch in Deutsch, die sich direkt im Browser spielen lassen.

Und seit kurzem kann man auch im «VHS Vault» stöbern: Das enthält mehr als 20’000 digitalisierte Videokassetten, die allerlei Skurriles aus den 1980er- und 1990er-Jahren enthalten. Aufnahmen mit Retro-Charme, die nicht nur die Sendungen selbst, sondern auch das Fernsehprogramm enthalten, indem sie eingebettet waren: Also Werbeblöcke, Ansagen und Ähnliches.

Binge-Watching – aber selbstbestimmt

Und natürlich hilft auch das Streaming, uns auf andere Gedanken zu bringen. Doch bei der Frage, was wir uns ansehen, sollten wir auf die Selbstbestimmung pochen und uns nicht den Algorithmen ausliefern. Das Video zeigt, wie Sie mit einer Meta-Suchmaschine die Bestände diverser Anbieter parallel durchsuchen und anhand diverser Kriterien, zum Beispiel den Bewertungen der grossen Filmplattformen IMDB und Rotten Tomatoes, eingrenzen.

Und übrigens: Nein, ich glaube nicht, dass das Netz jetzt zusammenkracht, weil alle Homeoffice machen und streamen, was das Zeug hält. Warum dem so ist, erkläre ich hier.

Auch in früheren Patentrezept-Videos finden Sie Tipps zu Inhalten aus dem Netz: Kostenlose Ferienlektüre! zeigt Quellen für E-Books und Hörbücher auf. Und im Beitrag «Wie Kinder iPad, Spotify und Netflix sicher nutzen können» gibt es gute Quellen für Kinder und Jugendliche.

Podcasts sind kein Untergrund-Medium mehr, sondern bieten hochkarätige Information und Unterhaltung.
Video: Matthias Schüssler

Quelle: Newsnetz, Montag, 16. März 2020

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Thema: Patentrezept
Nr: 15474
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