Badezimmer-Technologie

Interaktives Zähneputzen macht nur bedingt Spass

Die Bluetooth-Bürste will dafür sorgen, dass kein Zahn ungeputzt bleibt.

Matthias Schüssler

«Alles ist besser mit Bluetooth», behauptet Sheldon Cooper in der TV-Serie «The Big Bang Theory». Aber gilt das auch für die lästige Pflicht des Zähneputzens? Braun ist davon überzeugt und läutet das Zeitalter der interaktiven Zahnpflege ein. Die Oral-B Genius ist eine elektrische Zahnbürste mit Anschluss ans Mobiltelefon und ans Internet – also ein smartes Gesundheitsprodukt.

Die kluge Bürste wurde am Mobile World Congress Anfang Jahr als Weltneuheit bejubelt und ist nun seit kurzem zu kaufen. Sie misst die Putzdauer und reagiert, wenn man zu stark aufdrückt. Die App protokolliert jeden Einsatz und will einen auch zur Verwendung von Zahnseide und Mundspülung und zur Reinigung der Zunge animieren. Und sie belohnt sorgfältige Mundhygiene mit den Mitteln der Gamification. Das heisst, man kann sich Auszeichnungen, sogenannte Pokale, freispielen, wenn man besonders sorgfältig Plaque bekämpft, auch mal über Mittag die Zähne putzt, sich um sein Zahnfleisch kümmert und nie abends mit ungeputzten Zähnen zu Bett geht.

Die Handykamera schaut mit

Besonders stolz ist Braun auf die Positionserkennung. Mit der Smartphone-Kamera verfolgt sie, welchen Bereich des Gebisses man gerade bearbeitet, und zeigt mithilfe eines in sechs Sektoren eingeteilten Kreises (für links, Mitte und rechts, jeweils oben und unten), wo man ausreichend lange geputzt hat. Für die Positionserkennung muss allerdings das Smartphone entsprechend platziert werden. Braun liefert eine Halterung mit, mit der sich das Telefon am Spiegel anclippen lässt. In meinem Fall kann man es aber in den geöffneten Spiegelschrank auf ein Regalbrett stellen.

Die Genius ist ein schickes Lifestyleprodukt. Es gibt, wie es sich für ein modernes Gadget gehört, diverses Zubehör, namentlich Bürstenköpfe für diverse Zwecke: fürs Aufhellen der Zähne, Tiefenreinigung, Zahnzwischenräume, Zahnspangenträger. Obwohl sie beim Betrieb sogar in der (in der App einstellbaren) Lieblingsfarbe leuchtet, lässt sie sich nicht – wie ehedem unsere Mutter – mit einem «Natürlich habe ich die Zähne geputzt» abspeisen. Sie misst nicht nur die Putzdauer, sondern liefert auch statistische Daten und erlaubt sogar dem Zahnarzt, das Putzprogramm pro Patient individuell anzupassen.

Allerdings macht sie das Zähneputzen alles in allem nicht leichter, sondern aufwendiger. Für die smarten Funktionen muss man das Telefon mit der Oral-B-App nicht nur griffbereit haben, sondern in der richtigen Position platzieren. Ob man dazu wirklich immer die Disziplin aufbringt? Immerhin: Die Bürste funktioniert auch einfach so, ohne das gezückte Smartphone.

Nettes Detail am Rand: Die Ladestation hat einen USB-Anschluss und kann auch das Handy laden.

Oral-B Genius 9000 ab ca. 230 Franken, schwarz oder weiss.

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 28. September 2016

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