Ein grosser Schritt fürs Web

Die fünfte Version des Website-Standards HTML ist der grösste Sprung seit zehn Jahren. Er ermöglicht leistungsfähigere Websites.

Von Matthias Schüssler

Tim Berners-Lee hat Anfang der 90er- Jahre am Cern in Genf das World Wide Web erfunden. Zentraler Baustein seiner Erfindung war damals der HTML-Standard. Er hat bis heute Bestand und bestimmt die Form, in der Inhalte vom Server an den Browser geschickt werden.

Nun soll dieser HTML-Standard neu erfunden werden, wie Tim Berners-Lee in seinem Blog schrieb. Die aktuelle Version 4.01 stammt aus dem Jahr 1999 und ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. HTML 5 trägt den neuen Erfordernissen Rechnung. Diese Version ist zwar noch nicht vom zuständigen Web-Konsortium (W3C) abgesegnet, sondern liegt erst als Arbeitspapier vor, trotzdem werden die vorgesehenen Neuerungen bereits in den neuen Browser-Versionen eingeführt. Firefox baut die Funktionen kontinuierlich aus und deckt in der aktuellen Version 5 einen Grossteil der Möglichkeiten ab. Ebenso Chrome und Safari – Internet Explorer 9 enthält erst vereinzelte HTML5-Features und wird mit der fürs nächste Jahr erwarteten Version 10 aufschliessen. Die Kompatibilitätsprobleme, die den Webentwicklern in der Vergangenheit das Leben schwer gemacht haben, sollen damit weitgehend verschwinden.

Mit HTML 5 sind Videos und Audiodateien direkt im Browser abspielbar. Zusätzliche Programme wie Adobe Flash oder Apple Quick Time braucht es nicht mehr. Diese Funktion kann mit einem modernen Browser unter youtube.com/html5 ausprobiert werden.

Webinhalte offline verfügbar

Das ist aber erst der Anfang. Der neue Standard wird es Websites erlauben, Inhalte in einer Datenbank abzulegen. Eine Web-Anwendung kann dort Inhalte zwischenspeichern, wenn keine Internetverbindung besteht. Das macht Webanwendungen auch für die Offline-Nutzung brauchbar. Somit wird der Zwang zur ständigen Online-Verbindung vermindert.

Die «Web-Workers» sind Hintergrundprozesse, die rechenintensive Vorgänge massiv beschleunigen. Damit wirken Web-Anwendungen im Vergleich mit richtigen Programmen weniger träge.

HTML 5 wird Adobe Flash in vielen Bereichen überflüssig machen: Nicht nur beim Video, sondern auch bei interaktiven Inhalten. Einfache Spiele und Animationen lassen sich ohne Adobes proprietäre Technik realisieren. Eine weitere Neuerung ist die Unterstützung für ortsbasierte Dienste. Der Browser kann – sofern der Benutzer grünes Licht gibt – seine geografische Position feststellen und an die Anwendung übermitteln. Das eröffnet auf Smartphones Tür und Tor für allerlei neue Browser-Anwendungen.

www.html5rocks.com, html5demos.com, www.html5spiele.de

Webanwendungen machen «richtigen» Programmen Konkurrenz. Screen: TA

Die Kreise dieser interaktiven Website können dank HTML 5 nach Belieben durcheinandergewirbelt werden. Screen: TA

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 8. August 2011

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