Ein Doktor für viele PC-Wehwehchen

Computer sind sensible Patienten. Fehlt ihnen eine Systemdatei, fällt das Betriebssystem ins Koma. Hat die Festplatte Absenzen, bahnt sich schweres Leid für den PC an – und auch für den Benützer. Fallen Viren über die Maschine her, sind die Folgen unvorhersehbar. Zeit für einen Termin beim PC-Doktor.

Von Matthias Schüssler. Der Vergleich von menschlichen Leiden mit Gebrechen, die unsere Freunde aus Silikon befallen, ist beim näheren Hinsehen nicht wirklich stichhaltig. Während wir Menschen doch meist wegen körperlicher Leiden den Arzt aufsuchen, braucht der Computer in weitaus den meisten aller Fälle den Psychiater: Weil irgendwas an der Software nicht stimmt und sich unabhängig von Hardwaredefekten pathologische Dinge ereignen.

Es gibt noch weitere Unterschiede: Computer brauchen in den seltensten Fällen einen Spezialarzt, sondern sind mit dem Allgemeinmediziner meist gut bedient. Was sich erfreulich auf die Kosten im PC-Gesundheitswesen auswirkt.

Peter Norton ist einer dieser Allgemeinmediziner, der seit 17 Jahren erfolgreich praktiziert und schon manche Computergrippe kuriert hat. Seine Heilkraft ist in einem Paket gebündelt, das «Symantec SystemWorks 2000» heisst und für 146 Franken für das Wohlbefinden eines Rechners sorgt.

Alles unter einer Oberfläche

In SystemWorks 2000 sind sämtliche Therapiemassnahmen unter einer integrierten Oberfläche zu finden: Der «Integrator» vereinigt die verschiedenen Programmteile der Norton Utilities, AntiVirus, CleanSweep und Web-Services in einem neu gestylten Dialogfeld, das nicht mehr die Programme ins Zentrum stellt, sondern die zu lösende Aufgabe («Probleme suchen und korrigieren», «Leistung verbessern» «Vorbeugende Massnahmen» und «Fehlerbehebung»). Dennoch ist es möglich, Programme selektiv zu installieren und nicht benötigte Funktionen wegzulassen.

Mit SystemWorks 2000 können Patienten mit Windows 95 und 98 kuriert werden – NT 4.0 wird leider nicht unterstützt. Für Windows 2000 wird Symantec kurz nach Erscheinen der finalen Version ein Update nachreichen.

Erst die Patientenakte anlegen

SystemWorks 2000 kommt mit einer CD und drei Notfalldisketten, mit denen der Rechner reanimiert werden kann, wenn das Betriebssystem keine Lebenszeichen mehr von sich gibt. Auch die CD ist bootbar – wenn das Bios ein Booten vom CD-ROM-Laufwerk unterstützt, können die Notfall-Utilities (DOS-Versionen) auch von der Scheibe aus gestartet werden.

Um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein, ist es empfehlenswert, als erstes Rettungsdisketten zu erstellen. Auf diesen legt SystemWorks individuelle Informationen über die Konfiguration an, mit denen das Programm nach einem Crash den ursprünglichen Zustand rekonstruieren und beispielsweise die Formatierung einer Festplatte rückgängig machen kann. Die Rescue-Disketten müssen nach jeder Umkonfiguration des Systems neu erstellt werden – mit zwei Jahre alten Disketten ist nach einem Crash nicht viel auszurichten.

Besitzer eines ZIP- oder Jaz-Laufwerks haben eine weitere Möglichkeit: Sie können Norton Zip Rescue verwenden, das auf einem Wechselmedium ein Not-Windows-System einrichtet, von dem die wichtigsten SystemWorks-Programme ausgeführt werden können.

Ein komplettes Computer-Hospital

Die Fülle der Programme von SystemWorks 2000 ist beeindruckend (vergleiche Kasten) und kann hier nur punktuell vorgestellt werden. Ein zentraler Punkt der Sicherheits-Suite ist der Antiviren-Teil, dem im Integrator auch gleich eine eigene Kategorie eingeräumt wurde. AntiVirus 2000 trägt in wesentlichen Verbesserungen dazu bei, die Wirksamkeit des Virenschutzes zu erhöhen, indem die Aktualisierung der Datenbank möglichst einfach zu handhaben ist. Die aus dem Internet herunterzuladende Datenmenge ist dank «Mikrodefinitionen» bei AntiVirus sehr viel kleiner als bei Konkurrenzprodukten. Es muss nicht die ganze Datenbank in der Grösse von mehreren Megabytes übermittelt werden, sondern nur die neuen Definitionen (meist nur wenige hundert KB). Auch die Engine kann übers Internet auf den neuesten Stand gebracht werden, ohne dass dies eine Neuinstallation der Software erfordert. Falls die heuristische Analyse eines Word-Dokuments einen Makrovirus vermutet, wird die entsprechende Datei unter «Quarantäne» gestellt. Gleichzeitig kann der Symantec-Kundendienst eingeschaltet werden, um weitere Abklärungen zu unternehmen. Die Firma verspricht, innert vier bis siebeneinhalb Stunden zu reagieren.

Neu werden E-Mail-Attachments bereits beim Eintreffen der Nachricht auf Viren hin untersucht. Ausserdem kann AntiVirus nun auch mehrfach verschachtelte, komprimierte Dateien untersuchen.

Die Klassiker: Norton Utilities

Die Norton Utilities beschäftigen sich mit der Diagnose und der Optimierung eines Windows-Systems – entweder bei Bedarf oder kontinuierlich. Neben den Klassikern wie DiskDoctor, UnErase und SpeedDisk, die schon seit Urzeiten der Norton-Utilities vorhanden sind und bei konkreten Problemen oder zur Leistungssteigerung aufgerufen werden können, ist System Doctor ein Programm, welches auf Wunsch einzelne «Sensoren» im System installiert, die bestimmte Merkmale laufend überwachen. Dazu stehen sechs Hauptbereiche (Speicher, Datenträger, System, Internet/Netzwerk, Leistung und Information) mit diversen Unterpunkten zur Verfügung.

Datenmüll entsorgen

CleanSweep 2000 nimmt sich einem leidigen Windows-Problem an. Der Verunreinigung der Festplatte durch allerlei Datenmüll. Leider erweist sich das Microsofts Konzept zum Hinzufügen und Löschen von Programmen nicht als sehr wasserdicht. Auch wer nicht genützte Programme jeweils mit dem Uninstaller entfernt, ist nicht vor Dateileichen und nutzlosen Überbleibseln gefeit. Dieses Problem löst CleanSweep, indem es Installationsvorgänge überwacht, protokolliert und auf Wunsch rückgängig macht. Eine Datenbank mit mehr als 1000 Programmen ermöglicht es, auch Programme sauber zu enfernen, deren Installation nicht überwacht wurde. Schliesslich kann CleanSweep Programme komprimiert archivieren, auf ein anderes Laufwerk verschieben oder kopieren (so kann Software ohne Installation auf einen anderen PC übertragen werden). Die Schnellreinigung sucht nach überflüssigen temporären Dateien und entfernt diese. Eine Funktion sorgt sich um die Registry und sucht nach fehlerhaften Einträgen; schliesslich kann der Benützer auch nach Dateiduplikaten fahnden und ungenützte Dateitypen löschen.

Die neue Version von CleanSweep berücksichtigt beim Säubern nun auch Dateien aus dem Internet: Der Cache des Browsers wird von Altlasten befreit, Cookies müssen über die Klinge springen und Plug-Ins und ActiveX-Controls wandern ins Daten-Nirvana.

Für Administratoren und Profis

SystemWorks 2000 ist eine umfangreiches Sicherheits- und Analyse-Suite, die kaum mehr Wünsche offenlässt, in der neuen Version performance-mässig erfreulich arbeitet und ein tolles Preis-Leistungsverhältnis aufweist. Administratoren, die sich häufig mit Hard- und Software-Problemen herumschlagen müssen, werden das Paket ebenso brauchen können wie PC-Freaks, die ihr System hätscheln und pflegen und stets nach Tuning-Möglichkeiten Ausschau halten.

Für Otto Normaluser, der nur selten neue Software installiert und sich nicht besonders für die Innereien seines Windows-Systems interessiert, dürfte das Funtionsangebot schlicht zuviel des Guten sein (die Vollinstallation verschlingt ganze 180 MB auf der Festplatte). Er ist mit AntiVirus 2000 und einer seriösen Backup-Strategie besser beraten. l

(Kasten) Eine Übersicht der Programme:

Norton Utilities (Einzelpreis: Update: Fr. 49.–, Vollversion: Fr. 79.–):

  • «Probleme suchen und korrigieren»
  • System Check
  • WinDoctor
  • DiskDoctor
  • UnErase-Assistent
  • «Leistung verbessern»
  • Speed Disk
  • Optimierungsassistent
  • «Vorbeugende Massnahmen»
  • SystemDoctor
  • WipeInfo
  • Image
  • Registry Tracker
  • «Fehlerbehebung»
  • Diagnostics
  • System Information
  • Registry Editor
  • File Compare
  • Norton AntiVirus (Einzelpreis: Update: Fr. 49.–, Vollversion: Fr. 79.–)
  • Systemstatus
  • Auf Viren prüfen
  • Berichte
  • Zeitplan
  • Norton CleanSweep (Einzelpreis: Fr. 49.–)
  • Aufräumen
  • Deinstallieren
  • Schnellreinigung,
  • Wiederherstelle
  • WebService (u.a.)
  • LiveUpdate
  • LiveAdvisor

Weitere Infos: Symantec Customer Service Center: 01 212 62 62, www.symantec.com

Quelle: M+K Computer-Markt, Montag, 1. November 1999

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Thema: Das Thema: Sicherheit
Nr: 322
Ausgabe: 99-11
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