Den eigenen Computer immer in Reichweite haben

Um mit einem Computer zu arbeiten, muss man nicht davor sitzen: VNC und GoToMyPC gewähren Fernzugriff.

Von Matthias Schüssler

VNC ist fast wie «Star Trek»: Das Programm ist zwar nicht in der Lage, Personen auf fremde Planeten zu versetzen. Dafür «beamt» es die Bildschirmanzeige von fernen Computern heran. In einem Fenster sieht man Programme und Desktop des fremden PC. Man bedient sie per Maus und Tastatur, als ob man direkt davor sässe.

Einsatzgebiete für die Fernsteuerung gibt es verschiedene: Anwender, die viel reisen, greifen auf Daten ihres Heimrechners zu, fragen Mails ab oder programmieren den digitalen Videorecorder. Die Fernsteuerung wird auch zu Hilfezwecken eingerichtet: Versierte Anwender stehen wenig geübten Usern bei, ohne vor Ort anwesend sein zu müssen.

In Windows XP und Vista ist mit der Remotedesktopverbindung bereits eine Fernsteuerungs-Software eingebaut. In Mac OS X gibt es in der neusten Version von Leopard die Funktion «Back to my Mac». Die Nachteile: Der Windows-Remotedesktop ist kompliziert in der Konfiguration. «Back to my Mac» ist einfach und komfortabel, benötigt aber einen kostenpflichtigen Mac-Account.


Eränzung: Bei Leopard kann man zur Betreuung anderer Anwender iChat mit der Funktion «Share my Screen». verwenden. Dazu muss aber jemand am Rechner sitzen, der den Anruf entgegennimmt.


Mit VNC gibt es eine kostenlose Lösung, die Fremdbestimmung sogar über Betriebssystemgrenzen hinweg erlaubt. VNC oder Virtual Network Computing entstand als Projekt von Olivetti & Oracle Research (heute AT&T). Da die Software quelloffen ist, gibt es sie unter verschiedenen Namen für Windows, Mac und Linux. Eine gute Variante des Programms für Privatanwender ist TightVNC (gratis unter www.tightvnc.com).

Fremdbestimmung per Maus

TightVNC besteht aus zwei Programmen, dem Server und dem Viewer: Das erste Programm läuft auf dem Computer, auf den zugegriffen werden soll. Der Viewer ist das Programm für den «Gast», also für den Fernsteuernden.

Damit die Übernahme klappt, schalten Sie in TightVNC Server die Option «Accept socket connections» ein. Die Verbindung kann – und sollte! – mit einem Passwort geschützt werden. Wichtig ist auch, die Software nur laufen zu lassen, wenn sie benötigt wird – beenden Sie sie bitte nach Gebrauch. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Icon im Infobereich rechts unten bei der Uhr und wählen Sie «Close Server».

Um eine Verbindung aufzubauen, startet der «Gast» das Programm TightVNC Viewer und gibt die IP-Adresse des anzusteuernden Computers an. Diese ist ersichtlich, wenn der Gastgeber für einige Sekunden mit der Maus auf das Server-Icon zeigt.

Das ist so weit einfach und funktioniert reibungslos, wenn man auf einen Computer im gleichen Netzwerk zugreift. Wenn die Fernsteuerung übers Internet erfolgt, gibt es drei grosse Hürden zu überspringen: Zum ersten die Firewall: Sie hält (zu Recht) den Fernzugriff für gefährlich und wird ihn blockieren. Der zweite Stolperstein ist der Router: Diese Netzwerkkomponente, die dafür sorgt, dass man auf mehreren Computern ein und denselben Internetzugang nutzen kann, muss ankommende Verbindungsgesuche an den richtigen Computer weiterleiten. Dafür muss unter Umständen ein «Port Forwarding» eingerichtet werden, und das ist nicht trivial. Und der dritte Stolperstein: Nur wenn man die IP-Adresse des heimischen PC herausfindet, kann man ihn auch ansteuern.

Ab nach Hause per Browser

Versierte Heimnetzwerker wissen diese Hürden zu nehmen. Allen anderen Usern machen sich das Leben mit GoMyPC von Citrix leicht: Haben Sie die Software auf dem Gastgeber-Computer installiert, greifen Sie via Webbrowser auf ihn zu – ohne Probleme mit Router. Auch restriktive Firewalls sind kein Hindernis. Dafür ist der Datenaustausch umso simpler: Sie ziehen Dateien per Maus vom einen Desktop auf den anderen. Der Dienst ist ab 12 Dollar pro Monat zu haben:
www.gotomypc.com

BILD TA-SCREEN

Jetzt sind die eigenen Dateien und Programme auch aus der Ferne greifbar.


Nachtrag
Der Tipp eines Lesers für den Fernzugriff ist Teamviewer: «Es ist keine direkte Installation nötig. Der Remote-Access bietet die Möglichkeit eines Richtungswechsels, es gibt einen reinen Präsentationsmodus und Dateitransfer. Es ist Keine Konfiguration des Routers nötig und es gibt keine Probleme mit Firewalls. Und der Dienst ist für die private Nutzung gratis».

www.teamviewer.com

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 4. Februar 2008

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