Web-Pirsch mit Feuerfuchs

Firefox ist ein neuer Internetbrowser, der Netscape den Rang ablaufen wird.

Von Matthias Schüssler

Seit kurzem steht ein neuer Browser für die Jagd nach Onlineinformationen bereit. Firefox zieht mit dem Schlachtruf «Rediscover the web» («Entdecken Sie das Web neu!») ins Rennen. Dieser Parole folgen die Surfer nur zu gern: In weniger als hundert Stunden wurde der Preview-Release (Vorabversion) mehr als eine Million Mal heruntergeladen. Die Chancen stehen gut, dass Firefox zum bevorzugten Surfprogramm all derer wird, die nicht auf Microsofts Internetexplorer eingeschworen sind.

Firefox bietet die Stärken des Netscape-Browsers (fast) ohne dessen Schwächen. Der Internetfuchs basiert auf dem öffentlich zugänglichen Programmcode von Netscape. Die Entwickler hatten den Mut, das Programm aufs Wesentliche zu reduzieren: das Surfen. Viele der Komponenten aus Netscape/Mozilla fehlen in Firefox. Das stört aber nicht. Kaum ein Surfer benötigt den Composer, das Bearbeitungsprogramm für Webseiten. Viele Netscape-Benützer verwenden zum Mailen nicht das in Netscape integrierte Modul – so verkommt es zum überflüssigen Ballast, den der Feuerfuchs nun abgeworfen hat.

Die Highlights von Firefox sind das Surfen mit Reitern: Statt als neues Fenster erscheint eine Website im vorhandenen Fenster und kann über eine «Lasche» am oberen Bildschirmrand geöffnet werden: Befehl für einen neuen, so genannten Tab ist «Datei > Neuer Tab».

Der Benutzer erhält über «Extras > Einstellungen > Datenschutz» genaue Informationen darüber, wie der Browser das Surfverhalten protokolliert, und kann die Aufzeichnungen auch löschen. Firefox kann schon beim Start mit nützlichen Erweiterungen ausgestattet werden. Das Modul Sage integriert eine Leiste mit RSS-Feeds. Über «Ansicht > Sidebar > Sage» sind damit automatisch aktualisierte Nachrichtendienste abrufbar.

Das in Netscape und Mozilla integrierte Mail-Modul wird unter dem Namen Thunderbird zu einem eigenen E-Mail-Programm entwickelt. Dieses ist noch im Entwicklungsstadium und mit Vorsicht zu geniessen. Soweit abzusehen ist, wird auch Netscape Mail von der Eigenständigkeit profitieren und als Thunderbird einen zweiten Frühling erleben.

Neu entfachte Leidenschaft

Obwohl die Erfolgsgeschichte des Internets eng mit Netscape verbunden ist, hat der «Browser der ersten Stunde» gegenüber dem Internetexplorer immer mehr an Boden verloren. Und auch Mozilla konnte kaum Marktanteile wettmachen, es ist vielen zu behäbig. Firefox hingegen ist daran, die Begeisterung bei der treuen Netscape-Nutzerschaft neu zu entfachen.

Firefox in Deutsch (noch Beta): http://firebird-browser.de; fertige Version in Englisch: www.mozilla.org/products/firefox; Mailprogramm Thunderbird: www.mozilla.org/products/thunderbird; Sage-Sidebar: http://sage.mozdev.org

SCREEN TA

Konkurrenz für Microsoft: Firefox-Browser.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 27. September 2004

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