Gut abschneiden beim Filmeschneiden

Windows bietet bei den Video-Schnittlösungen wenig Sexappeal, dafür eine grosse Auswahl.

Von Matthias Schüssler

Beim digitalen Lifestyle hat Apple die Nase vorn: Die neuen iMacs sind bestens gerüstet für den Filmschnitt. Von Windows lässt sich das nicht behaupten. Zwar will sich Microsoft nicht nachsagen lassen, das eigene Betriebssystem könne Bilder nicht das Laufen lehren. Videophile Highlights zu bieten hat Windows indes keine – mit Movie Maker ist dem grössten US-Softwareunternehmen nicht mehr als ein Feigenblatt gelungen. Dieses ist seit Windows ME standardmässig im Zubehör zu finden, aber welkt auf den meisten Festplatten bloss traurig vor sich hin.

Zu Recht; denn viel mehr als Clips aneinander zu reihen, kann Movie Maker nicht. Wo Apples iMovie-iDVD-Gespann DVDs und Video-CDs brennt, erlaubt Movie Maker gerade mal, ein Filmchen per E-Mail zu versenden. Noch schlechter geht der Vergleich für Microsoft aus, wenn man das «Bauch-Gefühl» zum Massstab nimmt: iMovie auf der einen Seite weckt die Lust am Spiel mit den bewegten Bildern und scheint kreative Kräfte freizusetzen. Movie Maker hingegen legt dem Gestaltungstrieb Fesseln an.

Für private Filmemacher ist Windows dennoch kein Niemandsland. Eine ganze Reihe an Lösungen stehen bereit, selbst gedrehte Aufnahmen in Form zu bringen. Am unteren Ende der Preisskala ist MovieXone angesiedelt – dieses Video-Bearbeitungsprogramm ist zum Nulltarif zu haben. Auch die anderen Produkte des deutschen Unternehmens AIST MediaLab warten mit einem mehr als überzeugenden Preis-Leistungs-Verhältnis auf: Die MovieDVsuite ist für 179 Franken zu haben und enthält neben dem leistungsfähigen (leider etwas langsamen) Filmeditor auch eine PC-Firewire-Karte, mit der sich digitale Videokameras an nicht entsprechend gerüstete PCs anschliessen lassen.

Uleads Studio ist das aufgeräumteste

Nicht nur die Deutschen, auch die Taiwaner haben ein Herz für Schnittmeister ohne grosses Portemonnaie: Ulead VideoStudio kostet 129 Franken. Dieses Produkt ist die erste Wahl für unerfahrene Benützer, indem es einerseits über ein Hilfefenster Unterstützung anbietet und andererseits den Entstehungsprozess in acht leicht verständliche Schritte gliedert. Auf diese Weise kann Ulead einen übersichtlichen Arbeitsplatz bieten, der immer nur die gerade relevanten Werkzeuge zeigt. Als Erstes wird ein Projekt angelegt. Falls eine Videokamera angeschlossen ist, besteht Schritt zwei im Überspielen des Filmmaterials auf den PC, ansonsten kann mit Material gearbeitet werden, das bereits auf der Festplatte vorhanden ist. Dann bereits gilt es ernst: Mit der Maus wird der Ablauf arrangiert, indem die einzelnen Einstellungen aus der Liste mit den importierten Clips auf das Storyboard gezogen werden. Für den Feinschliff sollte der Cutter in den Zeitachsen-Modus wechseln und Anfang sowie Ende einer jeden Einstellung exakt festlegen.

Sollen zwei Einstellungen nicht mit einem harten Schnitt aufeinander folgen, können in Schritt vier dem Projekt Übergangseffekte hinzugefügt werden. Schritt fünf gilt den Titeleinblendungen, und in Schritt sechs und sieben sorgt der Schnittmeister für den guten Ton, indem er einen Kommentar aufzeichnet und Musiktitel auf die Audiospur legt: MP3 wird unterstützt, sodass die ganze Musiksammlung für die Vertonung herhalten kann. Im achten und letzten Schritt wird das Projekt exportiert, wobei die wichtigen Videoformate bereitstehen. Soll der Film auf DVD oder CD gebrannt werden, hat Ulead ebenfalls ein günstiges Produkt in petto: DVD Movie Factory für 79.90 Franken.

Wer keine Kosten scheut, erhält mit Adobe Premiere ein Programm, das professionelle Erwartungen vollauf erfüllt. Premiere 6 (1199 Fr.) verlangt dem Benutzer einiges an Einarbeitungsaufwand ab – doch wer bei Ulead die Funktion der Zeitachse begriffen hat, wird dieses Wissen auch bei Premiere anwenden können.

MovieDVsuite: www.aist.de, Schweizer Preise und Online-Shop: www.aistsys.ch
Ulead VideoStudio/DVD Movie Factory: Infos: www.ulead.de, Bestellungen: www.thali.ch
Adobe Premiere 6.0: www.adobe.ch oder Tel. 0800 55 51 54

SCREEN TA

Low-End: Movie Maker

SCREEN TA

High-End: Adobe Premiere, seit kurzem in der Version 6.0 zu haben.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 8. April 2002

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Thema: Zweitgeschichte
Nr: 4010
Ausgabe: 02-408
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