Kleidercomputer kommen

An der ETH fand das 5. Symposium über Wearable Computer statt. Aus Sciencefiction wird nur langsam käufliche Realität.

Von Matthias Schüssler

Das Schlagwort Wearable Computer beflügelt die Fantasie der Ingenieure seit langem. Indem der Benutzer in eine Jacke mit einem integrierten Rechner schlüpft, kann er seiner Arbeit mit freien Händen nachgehen. Die Kommunikation mit dem Computer soll mit allen Mitteln stattfinden, die uns Menschen zur Verfügung stehen: Gestik, Sprache, Schrift und selbst Emotionen sollen zur Steuerung eingesetzt werden können. Der Computer wird quasi unsichtbar und richtet sich nach den Bedürfnissen des Menschen – und gehorcht dem Chirurgen, der während der Operation Daten über das kranke Organ abfragt. Ein anderes System erlaubt es einem mobilen Manager, einen Kleincomputer mittels Gesten zu steuern, wobei die Armbanduhr die Bewegungen misst.

Am International Symposium for Wearable Computers (ISWC) an der ETH von letzter Woche zeigten sechs internationale Hersteller ihre Prototypen: «Während Pen- und Audio-Input-Systeme gezeichnete und gesprochene Befehle in der Praxis recht gut verarbeiten können, funktionieren Datenhandschuhe zur Übermittlung von Gestik noch nicht sehr gut», ist das Fazit der «ETH Life»-Web-Zeitung, die viele der vorgeführten Forschungsprojekte im Bild zeigt.

«Anzieh-Handy» für Snowboarder

Mit den Prototypen würde man sich kaum auf die Strasse trauen; zu sehr gemahnen sie an die Requisiten B-klassiger Sciencefiction-Filme. Ein erstes Produkt für tragbaren Hightech ist ab Oktober bei Globus zu kaufen, und es genügt auch modischen Ansprüchen. Der Gurt des finnischen Sportbekleidungsherstellers Reima wird mit einem handelsüblichen Mobiltelefon bestückt und erlaubt dessen Bedienung auch mit behandschuhten Fingern. Mit dem Reima Smart 3305 (Preis: rund 490 Franken ohne Handy) können Snowboarder oder Bergwanderer eine Verbindung zum Gruppenleiter aufbauen, indem sie an der mittleren Lasche ziehen. Der Steuerungscomputer im Gurt kann per Laschenzug auch Nachrichten an bis zu acht Mitglieder einer Sportlergruppe versenden.

Ausführliche Bildreportage von «ETH Life»: www.ethlife.ethz.ch

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Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 15. Oktober 2001

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Thema: Zweitgeschichte
Nr: 3695
Ausgabe: 01-1015
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