PageMill zum zweiten: Nun auch auf Windows-PCs
«PageMill», der Klassiker unter den WYSIWYG-Editoren fürs Internet, liegt in der neuen Version vor. Lobenswert: Der Umgang mit Tabellen und Frames, fällt dank «Drag und Drop» äusserst leicht. PageMill kennt sich mit diversen Multimedia-Dateiformaten aus und beherrscht die gebräuchlichsten Textverarbeitungs-Techniken aus dem Effeff. Und PageMill ist in der Version 2.0 auch für die Windows-Welt zu haben.
Web-Editoren schiessen im Moment wie Pilze aus dem Boden – für eine Softwareschmiede gehört es heute nachgerade zum guten Ton, ein Web-Werkzeug im Angebot zu haben. Insbesondere die Grossen der Branche bemühen sich in dieser Disziplin um Lorbeeren, und machen den weitverbreiteten Shareware-Editoren das Leben schwer. Von Corel gibt’s beispielsweise den «Web.Designer», Microsoft hat «FrontPage» lanciert und Lotus’ «Word Pro» ist von Hause aus mit HTML bewandert. PageMill ist da bereits ein Veteran unter den HTML-Erzeugern, die WYSIWYG («what you see is what you get») beherrschen. Adobe schlägt sich in diesem illusteren Umfeld gut; die PageMill 2.0-Features lassen sich sehen.
«Wie hältst Du’s mit Tabellen?»
Das Erzeugen von Tabellen im HTML-Code ist keine simple Sache; wer sich mal mit den
-tags herumgeschlagen hat, kann ein Liedchen davon singen. PageMill unterstützt die Tabellen-Konstruktion mit intuitiv bedienbaren Werkzeugen. Leicht können so Tabellen erzeugt, Spalten und Zeilen eingefügt und gelöscht werden. Ausserdem kennt das Programm diverse Tabel-lenkalkulations-Formate. Es ist so ein einfaches, eine Excel-Tabelle einzubinden: Ziehen und ablegen reicht. Die Tabellen werden nach dem HTML-3-Standard erzeugt. Kleiner Wermutstropfen: Farbige Zellen, wie sie sowohl der Netscape Navigator als auch Microsofts Internet Explorer anzeigen können, werden vom Programm nicht unterstützt.Auch der Umgang mit Frames wird angenehmer. Mit PageMill können alle eingebetteten Seiten bearbeitet werden, ohne dass es nötig ist, sie einzeln zu öffnen. Laut amerikani-schen Fachzeitschriften war die Frame-Funktion in der Beta-Version noch ziemlich fehlerbehaftet.Bei der definitiven Version werden die Fehler hoffentlich behoben sein. Auch dem Anspruch, der «Internet-PageMaker» zu sein, wird die Version 2 eher gerecht als der Vorgänger. Es ist nun möglich, den Text um Bilder fliessen zu lassen.Die alte «Seiten-Mühle» beherrschte die align-left/-right-Attribute nämlich noch nicht. Ausserdem können Buchstaben und einzelne Textteile nun direkt, ohne den Umweg Abschnittformatierung, in der Auszeichnung verändert werden.
Vielseitige Multimedia-Unterstützung
In Sachen Multimedia ist PageMill mit vielen Wassern gewaschen: Die meisten Netscape-Plug-ins können auch mit dem Adobe-Programm verwendet werden. PageMill kann ohne zusätzliche Programme oder Plug-ins animierte GIFs erstellen. QuickTime-Videos können mit Hilfe von PageMill ohne Umschweife direkt in der Web-Seite abgespielt werden. Sounddateien werden automatisch ins Internet-taugliche AU-Format konvertiert.Weiter lassen sich Image-Maps mit der Adobe-Anwendung erzeugen. Image-Maps sind Bilder, die in verschiedene Zonen eingeteilt sind, von denen jede auf eigene Weise auf einen Mausklick des Benutzers reagieren kann.PageMill erlaubt es dem online-Administrator, CGI-Scripts zu plazieren. Mit dem «common gateway interface» werden externe Programme mit Daten beliefert – beispielsweise Benutzereingaben – und diese können ihrerseits Daten an den Server senden.
Textverarbeitungs-Features
PageMill stellt einige, von Textverarbeitungen bestens vertraute Funktionen fürs Web-Publishing zur Verfügung. Ein «Suchen-Ersetzen»-Dialog gehört ebenso zum Inventar wie eine Rechtschreibekontrolle. Damit der Webmaster auf bestehende Daten zugreifen kann, wurde PageMill von Adobe mit einer Unzahl an Importfiltern ausgerüstet, darunter solche für Winword, Wordperfect, dBASE und weitere. Auch das ebenfalls aus dem Hause Adobe stammende «Portable Document Format» (PDF) wird direkt unterstützt. Ausserdem hat Adobe ein Plug-in angekündigt, das es den gängigen Browsern ermöglichen soll, PDF-Dokumente direkt auf der Web-Seite anzuzeigen. Und auch für HTML-Puristen ist gesorgt: Wer es sich nicht nehmen lassen will, zwischendurchauch mal selbst am Source-Code zu basteln, der kann das dank der «Code-Ansicht» ohne einen ASCI-Editor bemühen zu müssen.
PageMill 1 war nur für den Macintosh erhältlich. Die neue Version dagegen gibt’s auch für den Windows-Computer; gleichzeitig mit der Macintosh-kompilierten Version wird das Programm für Windows 95 und Windows NT erhältlich sein.Keine SeitenorganisationPageMill 2.0 ist ein ausgereifteres Produkt als der Vorgänger; ein Update lohnt durchaus.Eine Einschränkung gibt’s allerdings noch zu machen: PageMill verfügt über keine integrierte Seitenverwaltung. Die Fähigkeit, die verwendeten Seiten zu organisieren und automatisch die verwendeten Links auf ihre Gültigkeit abzuklopfen, ist bei Page-Mills «grösserer Schwester» SiteMill zu finden. Die Version 2.0 von SiteMill ist im Moment laut Adobe jedoch nicht in der Pipeline. Hier müssen sich Web-Master noch ein wenig gedulden, parallel mit dem alten SiteMill weiterarbeiten oder ein Drittprogramm hinzuziehen.
FrontPage von Microsoft bietet hierfür eine gute Lösung-PageMill bietet leider auch keine Unterstützung, wenn’s darum geht, geänderte oder neu erstellte Seiten automatisch via ftp auf den Server zu laden. Da ist noch immer Handarbeit angesagt.
Matthias Schüssler
PageMill 2.0
Positiv
- Einfache Bedienung mittels Drag und Drop: Alle notwendigen Elemente können von der Werkzeugleiste auf die Web-Seite gezogen werden
- HTML-Kenntnisse sind überflüssig
- Sehr gute Frame- und Tabellenunterstützung
- Umfangreiche Multimedia- und Dateiformate integriert
Negativ
- Für Seitenorganisation/-verwaltung ist ein separates Programm nötig
- Einzelne HTML-Tags werden nicht unterstützt