Grosses Puzzle-Spielen mit Versatzstücken aus dem Web

Mashups sind ein neuer Internet-Trend: Dabei werden quer durchs Internet Infos gesammelt und geschickt kombiniert.

Von Matthias Schüssler

Das Internet hat seinen neuen Super-Trend: Mashups. Das sind neue Webdienste, die komfortable Schnellstrassen durch den Datendschungel schlagen wollen. All die Informationen, die auf unzähligen Websites abrufbar sind, sollen neu, einfacher und eleganter erschlossen werden. Dazu zapfen Mashup-Sites die passenden Informationsquellen an, kombinieren sie miteinander und präsentieren sie auf möglichst sinn- und reizvolle Weise.

Besonders beliebte Datenlieferanten für Mashups sind die Google-Maps: Auf den Karten werden freie Wohnungen eingeblendet, Digitalfotos verortet, politische Trends visualisiert oder die Denkmäler des Unesco-Weltkulturerbes vorgestellt. Auf Blockhunter.com kauft oder verkauft man Häuser, ohne einen Makler zu bezahlen, indem man auf Google-Maps die gewünschte Wohnregion mit einem Kästchen markiert. Auf Wayfaring.com kreiert man eigene Google-Maps mit Wanderrouten oder anderen Hinweisen. Auf Suchr.de trägt man Orte in Google-Maps ein und verknüpft sie mit dem Datum und Tags, also Stichworten wie etwa «Stadtmauer», «Strassencafé» oder «Sandstrand»: So entsteht eine Art Reisetagebuch.

Wegbereiter für die Mashup-Sites ist die neue Offenheit, die viele Websites an den Tag legen: Deren Inhalte sind über Feeds in strukturierter und somit maschinenverwertbarer Form abrufbar (siehe dazu auch Beitrag «Nachrichtenfluss auf eigene Mühle lenken», zu finden im TA vom 14. Mai und auf www.tagi.ch/dyn/digital/internet/752209.html). Auch Google-Maps, Flickr und andere Sites haben ihre Schnittstellen offen gelegt. So kommt die Verwertungskette in Gang, an deren Ende die praktischen Mashup-Dienste stehen.

Wie man alte Weinsorten mischt und in einen neuen Schlauch abfüllt, zeigen die Yahoo-Pipes: ein Dienst, auf dem der User mit einigen gezielten Mausklicks zum eigenen Online-Patchwork kommt.

Das Web neu verdrahten

Das funktioniert so: Als Erstes definiert man eine Datenquelle, beispielsweise den «Digital»-Feed des «Tages-Anzeigers». An diesen koppelt man das Modul «Content Analysis» an. Es durchsucht den Input automatisch nach interessanten Stichwörtern. Nun startet man für jedes dieser Stichworte eine Suche auf der Bilder-Website Flickr.com. Das Resultat ist eine Liste, die zu jedem der Tagi-Beiträge ein (mehr oder minder) passendes Flickr-Foto zeigt. Und schon ist der Mashup fertig! Wer den Tagi-Mashup ansehen oder verändern möchte, findet ihn unter http://pipes.yahoo.com/pipes/ zum Stichwort «Digital verflickrt». Wer mag, kann eigene Experimente starten: verschiedene Feeds zu Super-Informationsdienst mischen oder Infos auf Yahoo Local (Yahoos Gegenstück zu den Google-Maps) verorten.

Microsoft hat mit Popfly einen ähnlichen Pfeil im Köcher (www.popfly.ms). Wer den testen will, muss auf eine Einladung von Microsoft warten – die Server sind dem Ansturm nicht gewachsen.

Übersicht von Mashup-Diensten: www.web2null.de/category/mashup

SCREEN TA

Yahoo-Pipes (links) verheiratet Tagi-Artikel mit Bildern der Flickr-Foto-Site.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 9. Juli 2007

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