Nokia baut ein Kommunikationsnetz auf dem Mond

4G im All Die Nasa hat den Auftrag vergeben, die Technologie für die Artemis-Mondmission zu entwickeln. Nokia erhielt den Zuschlag.

Die Amerikaner wollen bis 2024 Menschen – darunter erstmals eine Frau – auf den Mond schicken. Unter der jetzigen Regierung hat die Weltraumbehörde Nasa das «Artemis Lunar Explorer»-Programm gestartet, mit dem die Oberfläche des Erdtrabanten gründlicher erforscht werden soll. Ein Schlüsselelement sei innovative Technik, die in Zusammenarbeit mit Privatunternehmen entwickelt werde, schreibt die Nasa.

Zur Entwicklung der neuen Technologien hat die Nasa 370 Millionen US-Dollar an 14 Unternehmen vergeben. 14,1 Millionen gehen an Nokia of America, die US-Tochter des finnischen Netzausrüsters Nokia. Nokia soll ein System zur Kommunikation auf der Mondoberfläche entwickeln. Das lunare Mobilfunknetz soll den Informationsaustausch zwischen Habitaten, Landungsfähren und Mondfahrzeugen ermöglichen.

Das ist eine Steilvorlage für die Schlagzeile «Auf dem Mond gibt es bald ein Handynetz». Doch es steht nicht zu erwarten, dass die Astronauten die Mondspaziergänge mit ihren privaten Smartphones antreten. Die Technik, die auf 4G respektive LTE basiert, wird an die Bedürfnisse der Mission angepasst.

«Mit der Finanzierung durch die Nasa wird Nokia prüfen, wie die terrestrische Technologie für die Mondumgebung modifiziert werden muss, um eine zuverlässige Kommunikation mit hohen Datenraten zu unterstützen», erklärte Jim Reuter, ein Nasa-Verantwortlicher.

Trotzdem ist das ein Paradigmenwechsel: Früher wurden Erfindungen wie etwa der digitale Bildsensor, der heute in jeder Digitalkamera und jedem Smartphone steckt, für den Weltraum gemacht und für die Nutzung auf der Erde adaptiert – heute ist es umgekehrt.

LTE ist nicht die einzige Technologie, die wir von unseren Smartphones her kennen, die auf dem Mond zum Einsatz kommen soll. Auch GPS, das System zur Positionsbestimmung auf der Erde, spielt für Artemis eine Rolle: Obwohl GPS Satelliten nutzt, die um die Erde kreisen, lassen sich deren Signale mit einem eigens entwickelten Empfänger auf dem Mond einfangen. «Wir wollen lieber die bestehende Infrastruktur nutzen, statt eine neue aufzubauen», erläutert Nasa-Ingenieur Munther Hassouneh diesen Ansatz.

Für den Datenaustausch mit der Erde setzt die Nasa auf das Disruption Tolerant Networking (DNT). Dieses überträgt Daten so schnell wie ein Glasfaserkabel. Es funktioniert ähnlich wie das Internet, allerdings mit Zusatzmechanismen, die es robuster gegen Ausfälle machen.

Matthias Schüssler

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 21. Oktober 2020

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