Sennheiser-Kopfhörer im Test

Kein Bluetooth, kein Mikrofon – dafür satten Sound

Der offene Kopfhörer HD 660S2 von Sennheiser zeigt, dass es auch in der Audio-Sphäre Luft nach oben gibt.

Matthias Schüssler

Ein Merkmal dieses Kopfhörers ist die offene Rückseite.

Wie viele Kopfhörer braucht der Mensch? Kommt man mit einem einzigen Modell über die Runden, das für Podcasts und Hörbücher genauso taugt wie fürs Musikhören? Oder lohnt es sich, beispielsweise zwischen mobiler und stationärer Nutzung zu unterscheiden? Ich neige inzwischen zum universellen Ansatz, denn auch die In-Ear-Kopfhörer klingen inzwischen ausgezeichnet. Die Airpods Pro der zweiten Generation von Apple habe ich derzeit überall griffbereit, sodass sie in allen Lebenslagen zum Zug kommen.

Doch es gibt auch in der audiophilen Sphäre Luft nach oben: Daran lassen die Sennheiser HD 660S2, die ich derzeit als Testmodell zur Verfügung habe, keinen Zweifel. Beim direkten Vergleich mit den Airpods zeigen die, wie gross die Bandbreite auch bei den audiophilen Modellen ist. Was auffällt, ist nicht unbedingt der grössere Klangumfang, auch wenn die grossen Over-Ear-Kopfhörer beim Bass einen Vorteil haben. Nein, die Darbietung wirkt kantiger, detailreicher und auch plastischer. Denn sie haben einen konstruktionsbedingten Vorteil: Die Membranen sind deutlich grösser und pumpen den Klang nicht nur in den Gehörkanal, sondern beschallen die ganze Ohrmuschel.

Ungleiche Konkurrenten: Die Airpods Pro bewähren sich universell, müssen sich aber geschlagen geben, wenn es um die Maximierung des Musikgenusses geht.

Diesen Trumpf spielt der Sennheiser HD 660S2 bei dem Stück, das ich für Kopfhörertests gern verwende, knallhart aus: Bei «On Track» von Yello fährt der Zug mit den Ohrstöpseln in einem Provinzbahnhof ein, während einen der Over-Ear-Muscheln an den Zürcher HB versetzt. Klanglich sind diese Kopfhörer astrein; vielleicht etwas analytisch. Und beim zweiten Kern-Kriterium gibt es nichts zu deuteln: Der Sitz ist auch bei längerem Tragen selbst für Brillenträger einwandfrei.

Nicht fürs Smartphone, nicht für den ÖV

Fazit: Fürs Musikhören eine unbedingte Empfehlung. Sie werden mit Kabel verwendet, und zum Lieferumfang gehören Stecker mit 6,3-mm-Klinke und 4-mm-Klinke. Erstere werden an Stereoanlagen und bei professionellem Audio-Equipment wie Mischpulten verwendet, Letztere findet man in hochwertigen Digital-Analog-Wandlern, die für hochauflösendes Audio benutzt werden. Für den Anschluss an Smartphones und mobile Wiedergabegeräte gibt es einen Adapter für 3,5-Millimeter-Klinkenstecker.

Bluetooth hingegen fehlt bei diesem Kopfhörer, und auch ein Mikrofon ist nicht eingebaut, sodass sich allein deswegen diese Kopfhörer nicht für den universellen oder mobilen Einsatz eignen. Auch für Videokonferenzen oder Podcasts wird man ihn eher nicht verwenden wollen, denn während günstigere Kopfhörer die Nebenwirkungen der digitalen Komprimierung oft gnädigerweise dämpfen, wirken solche Qualitätsmängel bei guten Kopfhörern umso störender. Und es gibt eine weitere Sache, weswegen dieser Kopfhörer nur für den Einsatz zu Hause geeignet ist: Er ist wenig gegen aussen isoliert, sodass auch die unmittelbare Umwelt in den Genuss der Wiedergabe kommt – und damit macht man sich im öffentlichen Verkehr keine Freunde.

Ach ja, und der Preis hat es auch in sich: Sennheiser HD 660S2 ist für um die 580 Franken erhältlich; was gut hundert Franken teurer ist als der Vorgänger (HD 660S).

Quelle: Newsnetz, Mittwoch, 3. Mai 2023

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