Schüssler

Digitale Hilfen für fehlerfreie Texte und einen guten Stil

Die Rechtschreibprüfung gehört zu den frühen Errungenschaften der Digitalisierung: Sie wurde schon vor dem Personal Computer erfunden, weil auch die Anwenderinnen und Anwender an Grossrechnern nicht fehlerfrei tippen konnten. Computerwissenschaftler Les Earnest gilt als der Erfinder. Er hat 1961 an der Universität Stanford ein Programm geschrieben, das anhand einer Liste mit 10’000 Wörtern seine Texte prüfte.

Simple Korrekturprogramme mittels Wortlisten waren daraufhin der Standard. Erst in der letzten Zeit hat sich das geändert: Software-Korrektoren betreiben heute eine umfassendere Begutachtung.

In Word ist die simple Rechtschreibkorrektur dem Editor gewichen. Es gibt ihn in der neuesten Version von Microsoft 365 (vormals Office 365). Er findet Fehler bei der Gross- und Kleinschreibung und beurteilt die Verständlichkeit und die Wortwahl. Ein formeller und ein informeller Modus urteilen unterschiedlich streng. Praktisch ausserdem die Funktion «Ähnlichkeit»: Sie überprüft, ob Passagen in analoger Form im Netz zu finden sind und man mit seinem Text unter Plagiatsverdacht geraten könnte. Falls verdächtige Übereinstimmungen aufgespürt werden, fügt Word per Mausklick einen Verweis auf die Quelle hinzu und weist sie als Zitat aus.

Der Duden in Digital. Die Sprachinstanz im deutschsprachigen Raum hält eine Software namens Mentor bereit. Sie kümmert sich neben der Rechtschreibung um Grammatik, Zeichensetzung und den Stil. Mentor deckt Wortwiederholungen auf und hilft mit Synonymen nach. Der digitale Korrektor zeigt auf, welche langen Sätze die Verständlichkeit erschweren, und prangert Füllwörter an. Die Prüfung erfolgt unter mentor.duden.de, in Word oder im Webbrowser. Für die Nutzung ist ein Abo ab 6.95 Euro pro Monat notwendig.

Polyglotte Prüfung mit Language Tool: Trotz des englischen Namens korrigiert Language Tool nicht nur in Deutsch, sondern u.a. in Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Im Browser stellt die Anwendung einen Editor mit Textverwaltung bereit, und sie korrigiert alle Eingaben, die Sie im Webmail, bei Google Docs, in sozialen Medien oder Geschäftsanwendungen machen. Die Prüfung findet via Cloud statt, doch datenschutzbewusste Unternehmen können die Serversoftware selbst betreiben.

Korrekte Texte am Handy. Diese Software existiert auch fürs iPhone und iPad und für Android-Smartphones. Die App dient als Editor, in dem Sie direkt schreiben und auch die am Desktop-Computer erfassten Texte zur Verfügung haben. Die Nutzung in Dritt-Apps ist über eine virtuelle Tastatur möglich, die die Korrektur vornimmt. Dieser Korrektor ist auch in der kostenlosen Nutzung brauchbar. Ich nutze seit einem Jahr die Premium-Variante (69 Franken pro Jahr) und möchte sie nicht mehr missen.

Da ich dazu neige, Sätze x-mal umzuschreiben, bleiben oft fragmentarische Wörter stehen. Diese werden oft – aber nicht immer – erkannt. Auch Kommafehler sind dank Language Tool weniger geworden. Und in stoischer Unerbittlichkeit weist mich Language Tool auf die Wörter und Füllwörter hin, die ich viel zu häufig verwende.

Das ist manchmal mühsam und auch nicht perfekt. Die Software hat nach wie vor kein Textverständnis, weswegen ihre Stilberatung unflexibel und hölzern wirken kann. Manchmal kollidiert sie auch mit persönlichen Sprachvorlieben. Und klar: Professionelle Schreiber wollen ihre individuellen sprachlichen Eigenheiten hegen und pflegen, weil diese auch Identifikationsmerkmal sind. Darum gilt, nicht allen Vorschlägen der Software nachzugeben.

Matthias Schüssler ist Digitalredaktor der SonntagsZeitung

Quelle: Sonntagszeitung, Sonntag, 26. Juni 2022

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