Fortschritt im Office

Diese Programme helfen Ihnen, besser zu schreiben

Das Korrekturprogramm hat sich gemausert: Früher wurden lediglich falsche Wörter markiert. Heute weist es auf Grammatikfehler hin, korrigiert die Typografie und macht sogar Stilberatung.

Matthias Schüssler

Moderne Korrektur-Software prüft die Grammatik, weist auf typografische Unstimmigkeiten hin, bewertet die Prägnanz und gibt eine Stilkritik ab.

Die Rechtschreibprüfung gehört zu den frühen Errungenschaften der Digitalisierung: Sie wurde schon vor dem Personal Computer erfunden, weil auch die Anwenderinnen und Anwender an Grossrechnern nicht fehlerfrei tippen konnten.

Computerwissenschaftler Les Earnest – der bei der Universität Stanford eine persönliche Website hat, die noch den Charme des Jekami-Internets von 1995 verströmt – gilt als der Erfinder. Er hat 1961 eine Liste mit 10’000 Wörtern eingepflegt und das Programm geschrieben, mit dem der Unicomputer seine Texte geprüft hat.

Rechtschreibkorrekturen anhand simpler Wortlisten waren daraufhin während Jahrzehnten der Standard. Es gab zwar immer wieder den Versuch, die Grammatik zu überprüfen, doch derlei Funktionen blieben meist auf englischsprachige Texte beschränkt. In der letzten Zeit hat sich das jedoch geändert: Moderne Software-Korrektoren prüfen die Grammatik, weisen auf typografische Unstimmigkeiten hin, bewerten die Prägnanz und geben eine Stilkritik ab.

Editor in Word: Versichert gegen Plagiatsvorwürfe

In Word ist die simple Rechtschreibkorrektur dem Editor gewichen. Es gibt ihn in der neuesten Version von Microsoft 365 (vormals Office 365). Er findet Fehler bei der Gross- und Kleinschreibung und beurteilt die Verständlichkeit und die Wortwahl. Ein formeller und ein informeller Modus urteilen dabei unterschiedlich streng. Praktisch ausserdem die Funktion «Ähnlichkeit»: Sie überprüft, ob Passagen in analoger Form im Netz zu finden sind und man mit seinem Text unter Plagiatsverdacht geraten könnte. Falls verdächtige Übereinstimmungen aufgespürt werden, fügt Word per Mausklick einen Verweis auf die Quelle hinzu und weist sie als Zitat aus.

Word hat entdeckt, dass diese Formulierung aus einem online veröffentlichten Text stammt, und schlägt vor, ihn als Zitat zu markieren.

Duden Mentor: Die digitale Sprachinstanz

Die Sprachinstanz im deutschsprachigen Raum, den Duden, gibt es längst auch in digitaler Form. Mentor heisst die Software, die sich neben der Rechtschreibung um Grammatik, Zeichensetzung und den Stil kümmert. Mentor deckt Wortwiederholungen auf und hilft mit Synonymen nach. Sie zeigt auf, welche langen Sätze die Verständlichkeit erschweren, und prangert Füllwörter an.

Sie kann entweder unter mentor.duden.de oder über eine Erweiterung in Word und dem Webbrowser genutzt werden. Für die Nutzung ist ein Abo notwendig, das ab 6,95 Euro pro Monat zu haben ist.

Duden Mentor findet, dieser Satz sei zu lang. Die angepeilte Satzlänge darf man übrigens in den Einstellungen selbst festlegen.

Language Tool: Auch für Smartphone und Tablet

Trotz des englischen Namens korrigiert Language Tool nicht nur in Englisch, sondern auch in diversen anderen Sprachen, darunter Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Die Software ist fürs Texten im Browser ausgelegt.

Languagetool.org hat einen Editor, der als simple Textverwaltung dient. Über ein Browser-Plug-in korrigiert Language Tool alle Eingaben, die Sie online machen, sei es in Gmail oder Google Docs, in sozialen Medien, Blogs oder Geschäftsanwendungen. Die Prüfung findet via Cloud statt, doch datenschutzbewusste Unternehmen haben die Möglichkeit, die Serversoftware selbst zu betreiben.

Language Tool existiert auch für Smartphone und Tablet (iPhone und iPad sowie Android). Die App dient als Editor, in dem Sie direkt schreiben und auch die am Desktop-Computer erfassten Texte zur Verfügung haben. Die Nutzung in Dritt-Apps ist über eine virtuelle Tastatur möglich, die die Korrektur vornimmt.

Language Tool überprüft die Rechtschreibung, die Grammatik und den Stil in über zwanzig Sprachen.
Fotos: Matthias Schüssler (Screenshot)

Texte lassen sich auch an Smartphone und Tablet verfassen und korrigieren.

Auch in den sozialen Medien mit Fehlerfreiheit glänzen: Language Tool führt (via Dritthersteller-Tastatur) eine Korrektur in Facebook durch.

Dieser Korrektor ist auch in der kostenlosen Nutzung brauchbar. Ich nutze seit einem Jahr die Premium-Variante für 69 Franken pro Jahr und möchte sie nicht mehr missen. Da ich dazu neige, Sätze x-mal umzuschreiben, bleiben oft fragmentarische Wörter stehen. Diese werden oft – aber nicht immer – erkannt. Auch Kommafehler sind dank Language Tool weniger geworden. Und in stoischer Unerbittlichkeit weist mich Language Tool auf die Wörter und Füllwörter hin, die ich viel zu häufig verwende.

Das ist manchmal mühsam und auch nicht perfekt – denn die Software hat nach wie vor kein Textverständnis, weswegen ihre Stilberatung unflexibel und hölzern wirken kann. Manchmal kollidiert sie auch mit persönlichen Sprachvorlieben. Und klar: Professionelle Schreiber wollen ihre individuellen sprachlichen Eigenheiten hegen und pflegen, weil diese auch Identifikationsmerkmal sind. Darum gilt, nicht allen Vorschlägen der Software nachzugeben.

Quelle: Newsnetz, Donnerstag, 23. Juni 2022

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