Von billig über sportlich bis luxuriös

Alternativen zur Apple Watch Inspiration für Leute ohne iPhone – und alle, denen die Uhr von Apple zu wenig Akku hat, zu viel kostet, zu unsportlich oder nicht rund genug ist.

Rafael Zeier und Matthias Schüssler

2 Für ernsthafte Sportler: Garmin Fenix Serie 7

Die neue Serie 7 von Garmin ist weniger eine Smartwatch als vielmehr eine (Sport-)Wissenschaft für sich: Es gibt die Uhr in drei Grössen (7S mit 40 mm Durchmesser, 7 mit 47 mm und 7X mit 51 mm), mit oder ohne Saphirglas und Saphirglas wahlweise auch mit Solar-Lademöglichkeit. Die Uhr trackt unzählige Sportarten und hat viele Zusatzfunktionen, von drahtlosem Bezahlen bis zu Musikhören via Bluetooth. Die neuen Modelle lassen sich auch via Touchscreen bedienen, was die Navigation erleichtert. Und sie haben einen eingebauten Coach, der einen beim Rennen und Velofahren trainiert und Tipps für die Erholung im Alltag gibt. (schü)

Garmin Serie 7, iPhone und Android, ab 740 Franken.

Die Geschichte der Smartwatch reicht zurück bis in die 70er-Jahre

Vor genau zehn Jahren startete ein 23-jähriger Ingenieurstudent aus seinem Projekt an der University of Waterloo in Kanada eines der bis dato erfolgreichsten Crowdfunding-Projekte: Eric Migicovsky hatte um 100’000 US-Dollar gebeten, doch von 69’000 Unterstützern 10,27 Millionen erhalten. Mit diesem Erfolg war die Pebble die erste kommerziell erfolgreiche Smartwatch. Sie bewies, dass die Zeit reif war für eine Armbanduhr, die sich über Apps erweitern lässt, via Smartphone mit dem Netz kommuniziert und nicht nur die Uhrzeit, sondern eine Vielfalt an Informationen bereithält.

Migicovsky ist mit seinem Unternehmen gescheitert. Er musste 2016 Insolvenz anmelden: Er war Opfer seines eigenen Erfolgs. Viele Techkonzerne haben eigene smarte Uhren auf den Markt gebracht; die erfolgreichste ist die Apple Watch, die 2021 einen Marktanteil von 30 Prozent hatte.

Die Smartwatch in ihrer modernen Ausprägung feiert ihren zehnten Geburtstag, doch ihre Anfänge reichen weiter zurück. Als Pionier gilt der US-Uhrenfabrikant The Hamilton Watch, der 1972 von der Bieler Uhrengruppe SSIH übernommen wird und 1978 die Markenrechte seiner Pulsar-Reihe an den japanischen Hersteller Seiko abtritt. In dieser Pulsar-Reihe erscheint 1972 die erste vollständig elektronische Uhr, die die Zeit mittels LEDs anzeigt. Das als «Time Computer» vermarktete Modell kostet 2100 US-Dollar. 1975 folgen die Calculator Watch, ein Pulsar-Modell mit eingebautem Taschenrechner, und 1982 die Pulsar NL C01. Sie kann 24 Bit an Informationen speichern und an einen Sublimationsdrucker angeschlossen werden.

Die Seiko RC-1000 von 1984 hat einen Speicher von 2051 Byte, der für Telefonnummern, Alarme und Notizen genutzt werden kann. Sie zeigt zwei Zeilen Text mit je sechs Zeichen und tauscht über die serielle Schnittstelle Daten mit diversen Heimcomputern aus. Sie kommuniziert mit dem Apple II, dem C64 oder dem IBM PC.

Heim-PC am Handgelenk

Der Seiko Receptor von 1990 ist auch ein Pager und zeigt Textinformationen, die über dieses Funksystem verbreitet werden, an. 1998 legt der Konzern mit einem Modell nach, das einem Heim-PC fürs Handgelenk entspricht: Die Ruputer-Uhr hat einen 16-bit-Prozessor mit 3,6 MHz Taktfrequenz, 2 Megabyte Speicherplatz und einen Arbeitsspeicher von 128 Kilobyte. Zur Anzeige verwendet sie ein schwarzweisses Display mit 102 auf 64 Pixeln. Mit anderen Geräten kommuniziert sie über eine serielle Schnittstelle oder drahtlos per Infrarot. Erfolg ist dieser technoiden Uhr nicht beschieden. Einerseits ist der Bildschirm zu klein für aussagekräftige Informationen, andererseits ist die Texteingabe über eine Art Joystick mühsam.

Nicht nur Seiko fabriziert solche Computeruhren, sondern auch der US-Hersteller Timex. Sein Datalink Model 150 von 1994 überträgt Informationen aus Microsofts Outlook-Vorläufer namens Schedule+ und ist, wie das Onlinemagazins «Golem» herausgefunden hat, auch 2019 «im Alltag noch erstaunlich hilfreich»: Besonders die übersichtliche Terminplanung sei praktisch.

Wie schon bei den Tablets ist Microsoft auch bei den Smartwatches zu früh dran: 2003 lanciert der Konzern die Spot-Technologie, die Uhren und Haushaltsgeräte intelligent machen soll: Sie überträgt Daten über die UKW-Radiofrequenz, wofür ein Daten-Abo von 59 US-Dollar pro Jahr nötig ist. Diverse Hersteller bringen 2004 Spot-Geräte auf den Markt: Fossil und Suunto, aber auch Tissot und Swatch. 2009 gibt Microsoft die Einstellung des Dienstes bekannt; Mobilfunk und WLAN haben ihn überflüssig gemacht.

Matthias Schüssler

Erste kommerziell erfolgreiche Smartwatch: Pebble. Foto: Keystone

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 13. April 2022

Rubrik und Tags:

Faksimile
220413 TA Seite 29.pdf

Die Faksimile-Dateien stehen nur bei Artikeln zur Verfügung, die vor mindestens 15 Jahren erschienen sind.

Metadaten
Thema: Aufmacher
Nr: 19230
Ausgabe:
Anzahl Subthemen: 9

Obsolete Datenfelder
Bilder:
Textlänge:
Ort:
Tabb: false