Apple organisiert den Homescreen neu

Was iOS 14 kann Die neuen Versionen der Betriebssysteme für iPhone, iPad, Mac und die Apple Watch stehen bereit. Sie bringen mehr Ordnung und Information auf den Homescreen – und eine wahre App-Schwemme für den Mac.

Matthias Schüssler

Apple wartet im Herbst jeweils mit neuen Versionen für seine Betriebssysteme auf. Für die Software von iPhone und iPad steht dieses Jahr eine Renovation des Homescreens auf dem Programm.

Es gibt bekanntlich diese gitterförmige Ansicht mit den Icons der installierten Apps seit dem allerersten iPhone. Sie erfüllt den Zweck ganz gut bei Nutzern, die nur wenige Apps installiert haben. Doch wenn sich im Lauf der Zeit immer mehr Programme ansammeln, wird die Darstellung zunehmend unübersichtlich: Eine neu heruntergeladene App landet zuhinterst auf der letzten Homescreen-Seite. Und wenn die maximale Anzahl von 15 Seiten ausgereizt ist, sind alle weiteren Apps nur noch via Suchfunktion auffindbar. Seit 2010 und iOS 4 existiert die Möglichkeit, Apps nach Ordnern zu sortieren. Doch das muss man von Hand tun – und das bedeutet viel Arbeit.

Keine Umgewöhnung nötig

Mit der neuesten Version des Betriebssystems, iOS 14, versucht Apple einen Spagat: Der Homescreen soll nutzerfreundlicher und informativer werden – aber ohne dass sich die Nutzer an eine neue Bedienung gewöhnen müssen. Möglich wird das durch die sogenannte App-Mediathek, die auf der letzten Seite des Homescreen erscheint und alle Apps automatisch nach mehreren Kategorien sortiert: Es gibt eine Gruppe mit den zuletzt hinzugefügten Apps und automatische Ordner nach Kategorien, sodass Spiele, Unterhaltungs-Apps oder die kreativen Werkzeuge automatisch am gleichen Ort zu finden sind. Durch eine Wischgeste von oben nach unten erscheint eine Suchfunktion und eine alphabetische Liste mit allen Apps.

Da über diese Mediathek sämtliche Apps zugänglich sind, erhält der herkömmliche Homescreen eine neue Bedeutung: Ihn nutzt man nun am besten für jene Apps, die man häufig braucht und auf die man möglichst direkt zugreifen möchte. Die weniger oft gebrauchten Apps darf man vom Homescreen verbannen: Tippt man eine App länger an, erscheint ein Kontextmenü mit dem Befehl «App entfernen». Betätigt man ihn, hat man die Möglichkeit, die App der Mediathek hinzuzufügen oder ganz zu löschen.

Eine Neuerung, über die Android-Nutzer nur müde lächeln können, sind die Widgets. Auf dem Homescreen lassen sich nicht mehr nur Apps unterbringen, sondern auch Widgets: Das sind kleine Informationsbereiche, in denen beispielsweise das Wetter, der nächste Termin, Nachrichtenschlagzeilen, Börsenkurse, Notizen oder Musik-Playlisten vorzufinden sind.

Die Informationen durch Widgets hat man nach dem Entsperren des Telefons sofort im Blick, ohne dass man die zugehörige App überhaupt öffnen müsste. Bislang steckten die Widgets in der «Heute»-Ansicht, die mit einer Wischgeste von links nach rechts sichtbar wird. Um ein Widget auf dem Homescreen zu platzieren, aktiviert man den «Wackelmodus»: Bei diesem bewegen sich die Elemente leicht hin und her und können per Finger verschoben oder auch gelöscht werden. In diesem Modus lassen sich übers Plus-Symbol links oben Widgets einfügen und verändern. Der User kann mehrere Widgets aufschichten. Auf diese Weise entsteht ein «smarter Stapel»: Die darin enthaltenen Widgets lassen sich dann per Finger durchblättern.

Videos verschieben

Eine weitere neue Funktion aus iOS 14 ist die Möglichkeit, Videos weiterlaufen zu lassen, während man die App wechselt. Diese neue «Bild in Bild»-Funktion wird bislang noch nicht in vielen Apps unterstützt, doch im Safari-Browser kann man sie bereits ausprobieren: Während ein Video im Vollbild abgespielt wird, schiebt man per Finger die App nach oben, als ob sie geschlossen werden sollte: Das führt dazu, dass das Video in einem Fenster weiterläuft, während man Zugriff auf den Homescreen hat und zu anderen Apps wechseln kann. Das Videofenster lässt sich verschieben und in der Grösse ändern.

App Clips sind eine Art Instant-Apps, die ohne Installation sofort erscheinen, zum Beispiel wenn man einen QR-Code scannt. Die App ist sofort betriebsbereit, zum Beispiel wenn man einen Elektroroller ausleihen möchte, und entfernt sich nach Gebrauch auch wieder. Ferner kann das iPhone nun auch als Autoschlüssel dienen.

iOS 14 wird demnächst kostenlos erhältlich sein, eventuell schon diese Woche. Installiert werden kann die neue Version auf allen Geräten, die kompatibel zu iOS 13 waren.

Die Handarbeit entfällt: Auch bei grossen App-Beständen sorgt die App-Mediathek nun für den Überblick. Foto: Rafael Zeier

«Big Sur» bringt iPad-Feeling auf den Mac

Systempflege Apple arbeitet an einem Update für das Betriebssystem für die Mac-Computer. Es trägt den Beinamen «Big Sur», nach einem Küstengebiet im US-Bundesstaat Kalifornien, in dem derzeit Waldbrände wüten.

Bemerkenswert ist zudem die Versionsnummer: Während Apple seit dem grossen Neustart des Betriebssystems Anfang der Nullerjahre bei Version 10 zu zählen begonnen hat, trägt Big Sur nun die Nummer 11. Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass mit dem Wechsel auf die ARM-Prozessoren bei den Macs auch für das Betriebssystem eine neue Ära anbricht. Davon ist bislang aber noch nicht allzu viel zu sehen.

Big Sur ist auf den ersten Blick bunter als die Vorgänger: Es gibt ein sehr buntes Hintergrundbild und neue Farbtupfer in den Fenstern, zum Beispiel in der Seitenleiste des Finders. Die Optik erinnert nun mehr ans iPad: Die Menüs sind leicht abgerundet, und auch das Design der Icons erinnert an das iPadOS.

Auch das neue Kontrollzentrum kennt man in ähnlicher Form vom iPhone und iPad: Damit steuert man an zentraler Stelle WLAN, Bildschirmhelligkeit, Lautstärke und andere Parameter. Und auch Mac OS kennt die Widgets, die bei iPhone und iPad auf dem Homescreen Einzug halten: Sie erscheinen am rechten Rand, dort, wo auch die Benachrichtigungen der Apps auftauchen. Die unpraktische Zweiteilung in Tagesansicht und Nachrichten fällt nun weg.

Die grösste Neuerung freilich ist, dass Big Sur auch iPhone- und iPad-Apps ausführen wird – und zwar, ohne dass diese speziell angepasst werden müssten. So steigt die Auswahl an Software für die Macs schlagartig an – wenngleich auch nicht jede für die Touch-Bedienung entwickelte App per Maus sonderlich elegant bedienbar sein wird. Eine Einschränkung gibt es allerdings: Diese Möglichkeit gibt es nur bei den neuen Macs mit ARM-Prozessor, die ab Ende Jahr in den Handel kommen sollen.Auf den herkömmlichen Macs mit Intel-Chip laufen die mobilen Apps hingegen nicht. (schü.)

Im neuen Mac OS werden die Widgets am rechten Rand platziert. Foto: PD

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 16. September 2020

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