Wie private Familien- und Ferienfotos privat bleiben

Man muss kein Paranoiker sein, wenn einen die Frage plagt, ob persönliche Souvenirs im Netz wirklich gut aufgehoben sind. Tipps zur Foto-Teilet mit eingebautem Privatsphärenschutz.

Matthias Schüssler

Es gibt gute Gründe, vorsichtig mit seinen privaten Daten zu sein – und besonders bei Ferien-, Familien- und Kinderfotos Vorsicht zu üben. Wie risikoreich es sein kann, solche Bilder nachlässig weiterzugeben, hat Journalist David French vor einiger Zeit eindrücklich in einem Artikel beschrieben: Weil er sich kritisch über Donald Trump geäussert hat, haben Alt-Right-Trolle (wie er sie nennt) das Gesicht seiner siebenjährigen Tochter in das Bild einer Gaskammer gephotoshoppt.

Es ist ein echtes Dilemma: Einerseits wäre das Internet das optimale Medium, um Familie, Freunde, Bekannte und Verwandte mittels Fotos und Videos am eigenen Leben teilhaben zu lassen. Doch mit Rücksicht auf die eigene Privatsphäre und die der Kinder sind soziale Medien tabu. Die Polizei warnt davor, Kinderfotos bei Facebook zu posten. Und auch bei geschlosseneren Clouddiensten ist Zurückhaltung angebracht.

Export einer Diaschau mit Ferienbildern, die nur in der engsten Familie zu sehen sein soll.

Wer die Fotos sehen will, muss das Passwort kennen.

Selbst auszudrucken, ist nicht die einzige Lösung

Welche Möglichkeiten bleiben, wenn man seine Fotos nicht gänzlich offline, also mit dem eigenen Drucker ausgedruckt, unter die Leute bringen möchte? Das Video stellt folgende Möglichkeiten vor:

Sichere Kommunikationswege. Verschlüsselt gelangen Fotos und Videos zu den Empfängern, ohne in fremde Hände zu gelangen. Am Smartphone verwendet man einen Messenger wie Signal oder Threema, am Computer verschlüsseltes Mail bzw. einen Dienst wie Protonmail oder Mailbox.org. Auch ein auf Sicherheit ausgelegter Transferdienst wie Retro Share ist eine Option. In einer Übersicht der digitalen Gesellschaft, einer Schweizer Organisation für offenen Informationsaustausch, werden die Kommunikationsmittel bezüglich Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit bewertet.

Wie sicher ist welches Kommunikationsmittel? Einschätzungen der digitalen Gesellschaft. (Grössere Ansicht)

Diese Lösung hat Nachteile: Zum einen müssen sich alle Beteiligten auf ein Programm bzw. einen Dienst einigen. Die Benutzung ist nicht immer trivial und man teilt so einzelne Dateien, keine hübsch aufbereiteten Fotoalben.

Verschlüsselte PDFs. Dieses Dateiformat kann Diaschauen oder auch gestaltete Fotobücher enthalten. Manche Bildverwaltungsprogramme können direkt PDF-Dateien exportieren. Es ist aber auch möglich, sie über die Druckfunktion zu erstellen. PDF-Dateien können mit einem Passwort versehen werden. Beim Mac ist das über die Vorschau möglich – wie genau es geht, erklärt das Video –, bei Windows über externe Programme wie PDF Crypter (39 Euro).

Dieser Weg hat zwei Haken: PDF-Dateien lassen sich leicht drucken, aber die Bilder lassen sich nicht ohne weiteres weiterverwenden. Und: Verschlüsselte PDF-Dateien sind nur dann sicher, wenn sie mit dem richtigen Programm (und den korrekten Einstellungen) und einem starken Passwort erstellt werden.

Auf Schutz der Privatsphäre ausgelegte Webdienste. Einige Cloud-Anbieter haben die Marktlücke erkannt, Plattformen für überschaubare, geschlossene Nutzerkreis anzubieten. Zum Beispiel Cluster (gratis für Android und iPhone). Diese App stellt sogenannte Spaces zur Verfügung. Das sind Bereiche, bei denen man die Inhalte für bestimmte Gruppen, enge oder erweiterte Familie, Bekannte und Freunde oder Kollegen, freigibt.

23snaps.com ist seinerseits auf Familien ausgelegt. Die können nicht nur Fotos, sondern auch Informationen über Meilensteine (wie das erste Wort oder den ersten Schritt des Sprösslings) mit dem engsten Kreis teilen. Es gibt für diesen Dienst auch eine App (kostenlos für Android und iPhone).

Nachteil: So komfortabel diese Dienste auch sind, es bleibt eine Vertrauensfrage, dass das Versprechen auch eingehalten und die Bilder gut geschützt sind: Sowohl vor Partnern als auch vor Hackern und Cyberkriminellen.

Zu guter Letzt der Tipp, dass sich Bilder einfach direkt von Gerät zu Gerät übermitteln lassen, wenn man sich in unmittelbarer Nähe befindet. Bei Mobilgeräten von Apple ist die Funktion Airdrop schon eingebaut. Wenn Bilder auch mit Android oder mit Desktop-Computern übertragen werden sollen, ist Filedrop eine gute Alternative (3 Fr. für Android und iPhone).

Fotos selbst ausdrucken und persönlich aushändigen? Sicher, aber etwas archaisch. Video: Matthias Schüssler

Quelle: Newsnetz, Sonntag, 13. August 2017

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Thema: Patentrezept
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