Speicher voll, teure Gratisspiele und sinnfreie Textvorschläge

Obwohl es uns fast täglich in den Wahnsinn treibt, legen wir das Smartphone nur ungern aus der Hand. Eine Liste mit den ultimativen Ärgernissen der mobilen Ära – und möglichen Auswegen.

Rafael Zeier Matthias Schüssler

Drahtlose Musikverwirrung

Früher war es so einfach: Man hat das Radio eingeschaltet, und die Musik ertönte sogleich aus dem Radio. Heute, mit WLAN-Lautsprechern, Bluetooth-Kopfhörern und Airplay-Soundsystemen, ist es nicht mehr ganz so einfach. Da schaltet man die Musik ein und hört nichts. Man dreht lauter und lauter – bis ein Höllenkrach aus dem Büro ans Ohr dringt. Eine Lösung für dieses Problem gibt es nicht – es sei denn, man stellt vollamtlich einen Tontechniker an.

Hör mal, wer da dudelt

Doch auch am Smartphone selbst herrscht oft klangliche Verwirrung. Da hat man sich einem Hörbuch oder einem Podcast gewidmet und möchte mit dieser Beschäftigung nach einer (meist unfreiwilligen) Pause weiterfahren. Man drückt also nichts ahnend die Play-Taste am Kopfhörer. Doch statt der gesetzten Sprecherstimme hat man völlig unerwartet Motörhead Iron Maiden oder Slayer im Gehörgang. Das Smartphone pflegt nämlich zu vergessen, welche App gerade dran ist, für audiophone Unterhaltung zu sorgen. In solchen Fällen holt es die Musik-App hervor und wählt ein maximal unpassendes Musikstück, damit irgendetwas dröhnt. Lösung: Alle Heavy-Metal-Songs aus der Mediathek löschen.

Nein, du willst nicht Firefox benutzen

Das iPhone erlaubt mir zwar grosszügigerweise, nebst dem Safari-Browser auch Firefox oder Chrome zu installieren und statt der Mail-App Outlook zu benutzen. Das heisst aber nicht, dass es nicht ständig versucht, mich auf den richtigen Pfad der Apple-Apps zurückzubringen. Die öffnen sich beim Antippen von Links und Mailadressen und holen mich Abtrünnigen zurück. Bei Android darf man Apps zum Standard erklären – aber es ist meist nicht möglich, die vom Gerätehersteller mitgelieferten Apps zu löschen, egal wie überflüssig sie auch sind. Auch das ist Bevormundung. Lösung: Stur bleiben und die alternativen Apps so lang weiterbenutzen, bis Apple irgendwann mal einknickt.

Textvorschläge zum Haareraufen

Es ist nicht die Schuld des Smartphones, dass Nutzer, die mit Schreibmaschinen und richtigen Tastaturen aufgewachsen sind, mit der Texteingabe am Touchdisplay Mühe haben. Doch es ist natürlich die Schuld des Smartphones, dass die Textvorschläge – die eigentlich Tipparbeit ersparen sollten – oft blanker Unfug sind. Seit ich in Whatsapp mal den Kalauer «Gruss und Kuss von Matthius» getippt habe, schlägt mir das iPhone beim Tippen meines Namens unbeirrbar «Matthius» als Name vor. Wenn ich «Winter…» für meinen Wohnort eintippe, lautet der Vorschlag mit irritierender Regelmässigkeit «Wintertag» – Lösung: Eine Namensänderung beantragen und von Winterthur in eine Stadt ziehen, mit der Apple etwas anfangen kann.

Ein trauriger Stubenhocker

Smartphones sind, so lange sie nicht sicher auf dem Salontischchen liegen, nicht nur bruchgefährdet. Sie verkraften auch Kälte nur schlecht. Das iPhone 6s ist dafür bekannt, bei niedrigen Temperaturen unerwartet auszugehen. Weiterhin kommen sie nicht gegen das Tageslicht an. Wenn die Sonne lacht, ist auf dem Display kaum mehr etwas zu erkennen. Lesen ist annähernd unmöglich, und fotografieren muss man auf gut Glück. Lösung: Legen wir für eine Outdoorausrüstung für Jony Ive zusammen. Wenn der Apple-Chefdesigner das nächste iPhone selbst im Freien testet, wird ihm schon ein Lichtlein aufgehen.

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 22. Februar 2017

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