So bleiben Ihre Daten trotz neuem Nachrichtengesetz geheim

Der Staat liest mit: Was bedeutet das für Sie? Fünf Antworten auf drängende Fragen.

Matthias Schüssler

Es wird ja angeblich nur der «grenzüberschreitende Datenverkehr» untersucht. Wenn ich mit meinen Freunden in der Schweiz kommuniziere, werde ich nicht behelligt, oder?

Darauf sollten Sie sich nicht verlassen. Es ist gut möglich, dass Ihre Kommunikation auch mit Freunden im Inland über ausländische Server läuft. Denn wo die Rechenzentren eines Anbieters stehen, wissen Nutzer in aller Regel nicht. Und selbst wenn sie in der Schweiz betrieben werden, kann es gut sein, dass die Datenpakete einen Umweg über ausländische Vermittlungsstellen nehmen. Das Internet wurde als globales Netz konzipiert.

Wie schütze ich meine Kommunikation?

Am Smartphone verwenden Sie eine App, die die Nachrichten verschlüsselt: Das sind Whatsapp, Threema, Signal, iMessage, Viber und Telegram. Skype, Hangouts und Snapchat verschlüsseln die Nachrichten bei der Übermittlung an den Server, dort liegen sie aber unverschlüsselt vor.

E-Mail ist allerdings im Vergleich zu den Messengers viel unsicherer. Mailnachrichten werden standardmässig unverschlüsselt übermittelt und können somit leicht mitgelesen oder sogar verändert werden. Ausserdem müssen die Mailanbieter im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung die Maildaten aufbewahren und für allfällige Ermittlungen bereithalten.

Es gibt auch beim Mail die Möglichkeit der Verschlüsselung. Zwei Systeme sind in Gebrauch, nämlich S/MIME und PGP. Die erste Variante wird vor allem im Unternehmensbereich eingesetzt und erlaubt es, die Identität des Absenders sicherzustellen. Dafür ist ein Zertifikat erforderlich, das je nach Sicherheitsstufe relativ teuer ist. Mit PGP lassen sich kostenlos verschlüsselte Mails versenden und empfangen.

Gibt es auch die Möglichkeit, verschlüsselt zu telefonieren?

Ja, manche Messengers bieten auch eine Telefonfunktion an, zum Beispiel Signal. Die App Redphone erlaubt ebenfalls abhörsichere Gespräche. Und mit dem Blackphone gibt es ein Telefon, das auf Abhörsicherheit ausgelegt ist. Hundertprozentige Sicherheit darf man sich auch davon nicht versprechen, da Smartphones sehr komplexe Systeme sind, die sehr schwer rundum abzudichten sind.

Und wie behalte ich für mich, welche Websites ich nutze?

Das Surfverhalten lässt sich ebenfalls abhorchen, wenn der Datenverkehr die Grenzen überschreitet. Das ist oft der Fall, da auch viele Websites mit.ch-Endung auf Servern im Ausland betrieben werden. Verhindern lässt sich das nur mit Mitteln wie dem Tor-Browser. Der Name steht für The Onion Router. Das Programm verschlüsselt den Datenverkehr und leitet die Daten über diverse Zwischenstationen, sodass sich der Ausgangspunkt nicht mehr ermitteln lässt.

Der Tor-Browser bietet für die Wahrung der Privatsphäre grosse Vorteile, hat aber auch mehrere Nachteile: Die Surfgeschwindigkeit wird stark verringert, und Sie können die angesteuerten Websites auch oft nicht im vollen Umfang nutzen. Denn viele Inhalte müssen bei der Nutzung von Tor ignoriert werden, weil sie eine Identifizierung auf Umwegen ermöglichen würden. Fehler oder Unvorsichtigkeit beim Nutzer können die Schutzwirkung von Tor unterlaufen. Falls Sie Tor ausprobieren möchten, verwenden Sie am besten das Browser-Bundle.

Kann ich den Tor-Browser auch mobil nutzen?

Ja. Als Nutzer von Apple-Geräten zum Beispiel mit der App Red Onion Browser. Bei Android verwenden Sie zum Beispiel Orbot.

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 28. September 2016

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