Swissness-Offensive im Web

Matthias Schüssler

Ab sofort können Websites mit der Endung «.swiss» registriert werden – allerdings dürfen das nicht alle.

Bis jetzt waren die Schweizer Websites unter der Endung .ch versammelt. Ab heute kommt eine zweite, sogenannte Top-Level-Domain hinzu: .swiss. Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) hat heute die Registrierung eröffnet.

Das Bund will mit .swiss eine exklusive Internetmarke schaffen, bei der nur die Organisationen teilnehmen dürfen, die «die Herkunft und die Verankerung unmissverständlich aufzeigen», wie es auf der Website Dot.swiss heisst, auf der die Adressendung beworben wird. Sie soll, so heisst es ferner, «die Identifikation mit der Marke Schweiz und deren Werten» unterstreichen und «dem Webauftritt von Schweizer Organisationen die Exklusivität verleihen, die er verdient».

Anders als .ch steht die neue Top-Level-Domain daher nicht allen offen. Nur juristische Personen aus der Schweiz dürfen sich um eine Adresse bewerben – und während der Startphase bis zum 9. November sind nur wenige Begriffe als Adressen zulässig. Zum einen werden geografische Namen von Städten und Gemeinden zugelassen. Zum anderen Begriffe, die als Marke geschützt sind – es ist also mit Adressen wie Ragusa.swiss, Rivella.swiss oder Feldschloesschen.swiss zu rechnen. Das lassen auch die «Testimonials» vermuten. Auf der Plattform zur Vermarktung der neuen Adressen unter Dot.swiss äussern sich etwa Erland Brügger von Rivella, Thomas Amstutz von Feldschlösschen und Daniel Bloch von Camille Bloch, die sich allesamt eine noch stärkere Verbandelung mit ihren jeweiligen Marken mit dem Qualitätsmerkmal «Made in Switzerland» versprechen.

Klare Verhältnisse bei .swiss

Die in der ersten Phase eingegangenen Bewerbungen werden nach dem 9. November für 20 Tage veröffentlicht. Während dieser Zeit können Konkurrenzgesuche eingereicht werden. Aufgeschaltet werden die neuen Sites dann im Dezember 2015. In einer zweiten Phase mit normalen Betrieb wird die Vergabepolitik etwas gelockert: Ab dem 11. Januar 2016 können sich juristische Personen (also Unternehmen und Organisationen) um beliebige freie Domain-Namen bewerben.

Diese werden wöchentlich veröffentlicht und gewährt, wenn keine berechtigte Einwände und konkurrierende Gesuche vorliegen. Ausserdem sollen generische Adressen an Mandanten vergeben werden. Darunter fallen allgemeine Bezeichnungen wie Schokolade.swiss, Werkzeugmaschinen.swiss oder Gastronomie.swiss. Damit man eine solche Adresse zugeteilt bekommt, muss man als Antragsteller allerdings den ganzen oder einen namhaften Teil des angesprochenen Marktsegments vertreten, wie auf Nic.swiss ausgeführt wird. Es kommen somit nur Branchenverbände und Dachorganisationen als Halter infrage. Ausgeschlossen ist, dass Restaurant.swiss von einem Franchise-Geber oder einem Quartierbeizli geschnappt wird.

Für Streitfälle ist ein Schlichtungs- und Zuteilungsverfahren vorgesehen, das morgen an der Medienkonferenz mit Bundesrätin Doris Leuthard und Bakom-Chef Philipp Metzger vorgestellt werden soll. Trotzdem die Frage ans Bakom, ob ein weniger protektionistisches Verfahren nicht einfacher zu handhaben und daher auch weniger teuer ausfallen würde? Bakom-Mediensprecherin Silvia Canova antwortete darauf: «Ein solches Verfahren würde wenig Aufwand voraussetzen, es wäre aber nicht zielführend» – zumal der Bund auch sicherstellen wolle, dass Dritte die Schweiz als geografische Bezeichnung monopolisieren oder missbrauchen würden.

Ein exklusiver Internetauftritt

Die neue Top-Level-Domain .swiss wurde möglich, weil die Wächterin über die Internetadressen, die kalifornische Non-Profit-Organisation Icann 2012 neue Top-Level-Domains freigegeben hat. Diese laufen unter der Bezeichnung «new gTLDs» – «neue generische Top-Level-Domains» – und sie haben das Ziel, die Engpässe bei den bisherigen Top-Level-Domänen wie .com oder .net zu beheben. Ursprünglich hatte sich die Fluggesellschaft Swiss für die neue Top-Level-Domain interessiert, wie die «Tageswoche» damals berichtete, doch den Antrag auf Intervention der Eidgenossenschaft zurückgezogen.

Die neuen Adressen können bei einem der 19 Webdienstleister reserviert werden, die als Registrar – also als Registrierungsstelle – für .swiss agieren. Aus der Schweiz sind das die Rapperswiler Hostpoint und Inic aus Bettingen. Die Liste findet sich auf Nic.swiss. Die Preise bewegen sich im tiefen dreistelligen Frankenbereich, teilt das Bakom mit. Bei den generischen Namen ist das Zuteilungsverfahren aufwendig. Für dieses müssen einmalig mehrere Tausend Franken eingeplant werden.

Quelle: Newsnetz, Montag, 7. September 2015

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