Google und Co.

Die Anonymität im Internet gewährleisten

Bei meinem Gmail-Konto erscheinen unter «Letzte Konto-Aktivität-Details» Informationen zu meinem Computer und zum iPhone (Browser, Standort, IP-Adresse, Datum, Zeit etc.). Lässt sich dieses Datensammeln unterbinden? In Computerzeitschriften wird häufig die Installation von Gratisprogrammen empfohlen.

Marc Berger, via Mail

Vorab ein Wort zu den Angaben, die Google unter «Aktivität in diesem Konto» macht: Die sind zu Ihrer Sicherheit gedacht. Sollte jemand versuchen, sich Zugang zu dem Konto zu verschaffen, dann könnten Sie das über diese Angaben nachvollziehen.

Was nun das Datensammeln angeht: Das lässt sich nicht unterbinden. Damit ein Webserver Ihnen Daten zuschicken kann, muss er Ihre IP-Adresse kennen – genauso, wie für den Empfang eines Briefs Ihre Postadresse bekannt sein muss. Das gilt für jede Website, die Sie aufrufen – nicht nur für Google. Damit Sie Antwort erhalten können, müssen Sie sich via IP-Adresse zu erkennen geben.Ihre IP-Adresse lässt eine ganze Menge an Rückschlüssen zu. Anhand dieser Angabe kann man Ihren Standort mehr oder minder genau eingrenzen – je nach Provider bis auf die Stadt, das Quartier oder noch genauer. Der Server, mit dem Sie kommunizieren, kann auch die Daten und Uhrzeiten Ihrer Zugriffe speichern und Ihre Aktivitäten auf der Site protokollieren. Ein Webserver erfährt über den «Referrer» auch, woher Sie kommen – ob Sie seine Adresse direkt eingegeben, über eine Suchmaschine gefunden oder auf einer verlinkenden Website angeklickt haben. Auch Informationen zum Browser und Betriebssystem werden preisgegeben. Die meisten Websitebetreiber speichern diese Informationen. Die Betreiber haben (ein durchaus berechtigtes) Interesse daran, ihr Publikum und dessen Vorlieben zu kennen. In der Regel werden die Daten nur anonym ausgewertet.Falls Sie sich bei einer Website persönlich zu erkennen geben – zum Beispiel über ein Anmeldeformular –, dann wird ein seriöser Betreiber in den Datenschutzrichtlinien angeben, wie er mit Ihren persönlichen Angaben verfährt und ob diese beispielsweise an Dritte weitergegeben werden.

Was bei unseriösen Betreibern unter der Hand passiert, können Sie nicht beeinflussen. Auch den Aktivitäten von Cyberkriminellen sind Sie ausgeliefert: Falls durch Unachtsamkeit oder Fahrlässigkeit ein Einbruch in den Webserver stattfinden kann und Ihre Daten gestohlen werden, kann das unangenehme Folgen haben. Vor solchen Diebstählen sind auch die Grossen nicht gefeit.Datenspuren lassen sich im Internet nicht vermeiden, auch mit Gratisprogrammen nicht. Der einzige Weg, um die Anonymität zu vergrössern, ist eine Verschleierung der IP-Adresse. Das tun Sie, indem Sie Zwischenstationen einbauen. Der Datenverkehr wird über VPNs oder Proxy-Server geleitet. Der angesprochene Server erfährt nicht die IP-Adresse seines Gegenübers, sondern lediglich die Adresse der Zwischenstation. Dienste wie Hidemyass können als Relais benutzt werden. Sie verlangsamen aber die Kommunikation beträchtlich. Und sie bergen neue Risiken: Der Betreiber einer Zwischenstation kann etwa die ganze Kommunikation mitlesen. Er erfährt unter Umständen auch Ihre Passwörter. Ausserdem geben Anonymisierungsdienste die Identität ihrer Kunden in aller Regel preis, wenn sie von Strafverfolgungsbehörden dazu gezwungen werden.Bleibt das Tor-Netzwerk: Hier wird die Verschleierung zusätzlich verstärkt, indem die Zwischenstationen im 10-Minuten-Rhythmus gewechselt werden. Für normales, privates Surfen lässt sich das nicht sinnvoll nutzen. Und bei Gmail wäre der Gewinn an Privatsphäre allein deswegen nichtig, weil Google alle Ihre Mails im Klartext kennt – und Ihre persönlichen Angaben Ihrer Mail-Signatur entnehmen kann.

Sinnvollerweise schützen Sie Ihre Privatsphäre nicht auf technischem Weg, sondern durch Ihr Verhalten: Surfen Sie mit Vorsicht und Verstand, dosieren Sie persönliche Angaben, und geben Sie sie nur sehr gezielt an vertrauenswürdige Partner weiter.

Anhand der IP-Adresse kann man recht genau lokalisiert werden. Screenshot: TA

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 14. Januar 2013

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