Fotos sind am schönsten, wenn alle sie sehen

Schnappschüsse per Mail versenden, ist passé. Auf einer Galerie-Website lassen sich die digitalen Aufnahmen komfortabler präsentieren.

Von Matthias Schüssler

Ob Dias, Papierabzüge oder Digifotos – schöne Bilder haben es nicht verdient, unbeachtet in Schachteln auf dem Estrich oder auf Festplatten zu lagern. Zumal es für digitale Aufnahmen längst edle und unkomplizierte Veröffentlichungsmöglichkeiten gibt. Natürlich im Web, auf einer Onlinegalerie.

Das hat gegenüber dem Versenden von E-Mails einige gewichtige Vorteile. Man geht dem Ärger aus dem Weg, den grosse Dateien beim Mail oft verursachen. Sie müssen nur den Link zu Ihrem Onlinefotoalbum verschicken. Ebenfalls störend ist die lieblose Darstellung der E-Mail-Programme, oft in willkürlicher Reihenfolge. Bei einer Galerie im Web präsentieren sich die Bilder mit Titel und Zusatzinformationen oder als edle Diaschau.

Die Auswahl an Galerien im Netz ist gross, und die Angebote punkten mit unterschiedlichen Stärken:

  • Flickr.com ist die bekannteste aller Websites, betrieben von Yahoo. Sie eignet sich für ambitionierte Fotografen und eher für einzelne, besonders gelungene Aufnahmen als für ganze Fotoalben. Zentral ist bei Flickr der Austausch mit anderen Mitgliedern. Er erfolgt über Bilder, die man in Gruppen zu bestimmten Themen erstellt. Die eigenen Bilder präsentieren Sie bei Flickr entweder als Album oder als Galerie. Während die Alben den eigenen Bildern vorbehalten bleiben, können Sie in Galerien auch maximal 18 Bilder von anderen Usern ablegen. Es gibt in Flickr die Möglichkeit, Bilder als privat zu markieren. Diese können nur von Flickr-Kontakten begutachtet werden. Der Nachteil: Leute, die private Bilder sehen wollen, müssen ein Flickr-Konto haben und als Kontakt eingetragen sein. Flickr ist kostenlos. Für 25 US-Dollar pro Jahr gibt es die Pro-Mitgliedschaft. Sie bietet verfeinerte Statistiken und unlimitierte Uploads, auch für HD-Video.
  • Picasa-Webalben (http://picasaweb.google.com) ist der Name von Googles Foto-Plattform. Sie eignet sich ausgezeichnet für ganze Sammlungen von Bildern, von Reisen, Familienfesten oder dem Kindergeburtstag. Bilder werden nach Alben sortiert. Öffentliche Alben sind für jedermann zugänglich, private nicht. Sie können den Zugriff nur für angemeldete Nutzer freigeben. Oder Sie können per E-Mail eine Einladung aussprechen. Dazu dient die Schaltfläche «Freigeben» im Album. Die Freigabe ist der bevorzugte Weg für Bilder, die in der Familie bleiben sollen. Die eingeladenen Leute müssen kein Google-Konto haben, sondern gelangen per Link direkt zu den Fotos.

Die Bilder lassen sich nach Dateiname, Aufnahmedatum oder auch frei sortieren. Picasa zeigt sie auf Wunsch als Diaschau auf schwarzem Hintergrund, mit oder ohne Bildunterschrift und wechselt das Bild in einem wählbaren Intervall. Sie können auch per Pfeiltasten vor- und zurückblättern. In Picasa integriert ist Google Maps. Der Kartendienst tritt bei Bildern mit Geotags in Erscheinung. Das sind die geografischen Koordinaten des Aufnahmeortes, die automatisch mit einem GPS-Logger aufgezeichnet und in die Bilddatei integriert werden. Ist ein Album geöffnet, erscheinen in einer Karte alle Aufnahmeorte. Die Route einer Ferienreise wird im Album akkurat dokumentiert. Bei der Ansicht eines Fotos erscheint dessen Aufnahmeort in der Karte. Google wertet auch die Schlagwörter aus, die den Bildern zugeordnet sind. Über die «Tags»-Liste am rechten Rand im Album selektieren Sie Fotos nach Stichworten. Und zu guter Letzt gibt es in Picasa auch die Gesichtserkennung. Sie spürt Gesichter auf und ordnet sie Personen zu. Die erkannten Personen können Sie mit Namen versehen oder sogar mit einer Adresse aus dem Google-Mailkonto verknüpfen. Wenn Sie das tun, finden Sie über den Reiter «Personen» sofort alle Bilder, auf denen eine bestimmte Person zu sehen ist.

Mit dem Gesicht im Web

Das ist praktisch und eindrucksvoll, wirft aber die Frage nach dem Schutz der Privatsphäre auf. Picasa zeigt auch bei öffentlichen Alben standardmässig keine Namens-Tags an. Nur im eigenen Konto sind Personen identifiziert. Dieses Verhalten lässt sich unter «Einstellungen > Datenschutz und Berechtigungen» abändern. Das sollten Sie aber nur tun, wenn Sie das Einverständnis aller abgebildeten Personen haben. Ansonsten belassen Sie die Einstellung und deklarieren Aufnahmen aus familiärem Rahmen als «nicht öffentlich».

Fotos laden Sie per Browser in ein Album hoch. Komfortabler geht es aus Googles Fotoverwaltungsprogramm Picasa 3 (http://picasa.google.com) über den Befehl «Tools > Hochladen». Auch Nutzer des professionellen Bildverwaltungsprogramms Adobe Lightroom können Fotos direkt aus der Software ins Webalbum stellen. Benötigt wird dafür das Plug-in «Export to PicasaWeb» von Jeffrey Friedl:
http://regex.info/blog/lightroom-goodies/picasaweb

  • Mobile-Me-Galerie steht allen Anwendern von Apples Onlinedienst zur Verfügung. Die Fotos können aus iPhoto oder Aperture hochgeladen werden – oder aber via iPhone oder iPod Touch. Die Fotos lassen sich per Apple TV auch am Fernseher betrachten.
  • Photoshopshowcase.com ist die Website, auf der Benutzer von Photoshop Elements ihre Bilder gratis platzieren können. Adobes populäres Bildverwaltungsprogramm bietet eine eingebaute Upload-Möglichkeit für Fotos. Bei Photoshop Elements 8 findet sie sich im Organizer in der Rubrik «Weitergeben > Online-Album». An gleicher Stelle lassen sich auch Video-DVDs produzieren.

Die grosse Stärke von Adobes Bilderplattform ist die vielseitige Darstellung der Alben. Bei der Gestaltung stehen 27 Vorlagen bereit. Sie bestimmen Hintergrundfarbe und rahmen das Onlinealbum ein. Bei den frecheren Varianten gibt es Animationen, beispielsweise einen Storch, der bei der «Baby»-Vorlage einfliegt, oder die reichlich kitschige Variante «Hochzeit». Bei ihr tauchen die Bilder zwischen Kirschblüten auf.

Die Alben auf www.photoshopshowcase.com sind per Standard privat und nur für eingeladene Benutzer zugänglich. Für öffentliche Alben ist beim Hochladen die Option «Freigeben für jeden» einzuschalten.

Geld verdienen mit den Fotos

  • fotocommunity.de ist eine grosse deutschsprachige Gemeinschaft, die es seit 2001 gibt und die zu den ältesten Portalen zählt. Bilder sind immer für alle zugänglich und werden nach fein abgestuften Kategorien in öffentlichen Channels sortiert. Einige der rund 875 000 Mitglieder üben engagiert und unverblümt Bildkritik. Für Familienfotos ist das die falsche Plattform. Hier stellen Sie Bilder mit professionellem Anspruch aus. Es gibt auch die Möglichkeit, seine Bilder zu verkaufen. Sie können als Druck, Poster oder auf Leinwand bezogen werden. Der Fotograf erhält 15 bzw. 30 Prozent des Erlöses. Bei Fotocommunity kann man gratis teilnehmen. Für Verkäufe ist eine Mitgliedschaft ab 4 Euro pro Monat nötig.
  • bigstockphoto.com, fotolia.com oder Shutterstock.com ist die richtige Wahl, wenn es Ihnen in erster Linie um den Verkauf Ihrer Bilder geht. Unter dem Begriff Microstock laufen Bildagenturen, die via Internet Fotos an Zeitungen, Zeitschriften und Werbeagenturen verkaufen. Sie stehen auch ambitionierten Amateuren offen.

Picasa -Webalben zeigt auf der Karte die Aufnahmeorte aller Ferienbilder. Alle Screens: TA

Flickr: Mehr Ausstellung denn Fotoalbum.

Photoshopshowcase: Bunt und animiert.

Fotocommunity mit Verdienstmöglichkeit.

Mobile Me: TV-Anschluss inklusive.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 1. Februar 2010

Rubrik und Tags:

Faksimile
100201 Seite 40.pdf

Die Faksimile-Dateien stehen nur bei Artikeln zur Verfügung, die vor mindestens 15 Jahren erschienen sind.

Metadaten
Thema: Aufmacher
Nr: 9356
Ausgabe:
Anzahl Subthemen: 1

Obsolete Datenfelder
Bilder: 5
Textlänge: 600
Ort:
Tabb: FALSCH