1000 gut versteckte Windows-Einstellungen

Die Gruppenrichtlinie verhilft zum Betriebssystem nach Mass. Oder sie führt den Konfigurations-GAU herbei.

Von Matthias Schüssler

Als ob die Konfiguration von Microsofts Betriebssystem nicht schon kompliziert genug wäre. Als ob die Hunderte von Dialogen, in denen man Vorgaben treffen kann, nicht ausreichen würden. Es gibt auch versteckte Instrumente, mit denen Eingeweihte unzählige weitere Einstellungen steuern können. Dieses Instrument nennt sich Gruppenrichtlinie und ist an sich für die EDV-Administratoren in grossen Unternehmen da. Als Herren über Tausende von PCs schränken die Admins die Rechte der Anwender ein. Sie limitieren zum Beispiel den Zugriff auf die Systemsteuerung oder verweigern Installationen. Das ist klar: Die User sollen keinen Unfug anstellen.

Nun lassen sich die Einschränkungen allerdings auch auf Einzelplatz-PCs und privat genutzten Rechnern in Kraft setzen. Das ist einerseits praktisch. Versierte Anwender können sich Windows zurechtschustern, wie es ihnen Freude macht. Es gibt aber auch die Gefahr, dass Änderungen am System vorgenommen werden, die kaum mehr rückgängig zu machen sind. Es gibt immer wieder Anfragen an die Kummerbox, weil Windows scheinbar nicht mehr korrekt funktioniert. Die Ursache für das Problem – ein kostenloses «Optimierungsprogramm» oder ein unbedacht angewandter Tipp aus dem Web – ist dann längst vergessen. Kenntnisse über die Konfigurationsabgründe in Windows schützen vor solchen Pannen.

Die Gruppenrichtlinie wird gestartet, indem Sie sich als Administrator anmelden, im Startmenü auf «Ausführen» klicken und «gpedit.msc» eingeben. Damit bei Windows Vista das «Ausführen»-Fenster erscheint, betätigen Sie die Windows-Taste zusammen mit «r». Die Gruppenrichtlinie ist nur in den «Professional»-Versionen von Windows enthalten. In den Home-Versionen von Windows kann man die Restriktionen aber gleichwohl in Kraft setzen. Denn die Gruppenrichtlinie macht im Wesentlichen nichts anderes, als gewünschte Einstellung über die Windows-Systemdatenbank Registry in Kraft zu setzen. Das kann man auch ohne Gruppenrichtlinie über den Registrierungseditor. Diesen benutzen Sie wiederum über den «Ausführen»-Befehl und die Eingabe «regedit».

Verbote, Blockaden, Sperren

Natürlich muss man hier sehr genau wissen, welcher Schlüsselzu setzen ist. Allerdings findetman schnell heraus, ob Einschränkungen herrschen, wenn manim Registrierungseditor in der Baumliste links den Ast «Hkey_current_user\Software\Microsoft\Windows\CurrentVersion\Policies» aufsucht. Hier werden die so genannte Policies, also die Richtlinien, festgelegt. Sollten hier Einträge aufzufinden sein, sind – warum auch immer – Restriktionen in Kraft. «NoDeletePrinter» verbietet das Löschen von Druckern. «NoControlPanel» sperrt die Systemsteuerung. «NoStartMenuMorePrograms» entfernt den Eintrag «Alle Programme» aus dem Startmenü. Und so weiter.

Indem Sie per Google nach dem Namen des Schlüssels suchen, finden Sie auch heraus, was die genau bewirkt. Und um eine unerwünschte Einstellung zu beseitigen, löschen Sie einfach den Schlüssel oder doppelklicken darauf und setzen den Wert auf «0».

Über die Gruppenrichtlinie stehen die Konfigurationsmöglichkeiten über die Baumstruktur links zur Verfügung, wobei die interessantesten Einstellungen unter «Richtlinien für lokaler Computer > Benutzerkonfiguration > Administrative Vorlagen» zu finden sind. Dem Benutzer die «Eingabeaufforderung» verbieten? Die automatischen Updates erzwingen? Änderungen an den Netzwerkeinstellungen verbieten? Die Taskleiste blockieren? Bestimmte Programme verbieten? Das alles lässt sich hier einstellen. Aber wer es tut, sollte sich seiner Sache sicher sein und wissen, wie er Beschränkungen wieder rückgängig macht.

SCREEN TA

Mit der Gruppenrichtlinie hält man die User an kurzer Leine.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 12. November 2007

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