Windows 98 reif fürs Altenteil?

Für Windows 98 und ME gibt es bald keine Sicherheitsupdates mehr. Müssen alte PCs nun aus dem Verkehr gezogen werden?

Von Matthias Schüssler

Rund fünf Prozent der Computer laufen mit Windows 98 und Windows ME. Die beiden Oldie-Betriebssysteme haben somit etwa gleich viel Anwender wie Mac OS X von Apple. Dieser Kundengruppe fühlt sich Microsoft nicht mehr verpflichtet: Ab dem 11. Juli gibt es keine Updates mehr für Windows 98, die «Second Edition» von Windows 98 und Windows Millennium Edition (ME). Sicherheitslöcher bleiben künftig ungestopft, und für die Anwender stellt sich die bange Frage, ob nun notgedrungen ein Update auf Windows XP fällig wird. Und weil Windows XP auf alter Hardware meist nicht läuft, bleibt nur eine Neuanschaffung.

Die offizielle Begründung Microsofts für den Update-Stopp lautet, es werde zunehmend schwierig, die alten Betriebssysteme vor neuen Gefahren zu schützen. Selbstredend kommt es dem Computergiganten nicht ungelegen, wenn Anwender nun angejahrte Rechenmaschinen austauschen. Wenn die vielen bunten Features von Windows XP die Updateunwilligen nicht locken, dann greift wenigstens das Sicherheitsargument.

Ausreichend für Gelegenheitssurfer

Soll man als Anwender sich dem Fortschritt beugen und seinen digitalen Veteranen ehrenhaft entlassen, selbst wenn er zuverlässig seinen Dienst tut? Soll man aus Angst vor Viren den Abfallberg vergrössern und Geld ausgeben, auch wenn einem nicht danach ist? Wer mit seinem Computer Geld verdient oder liebe und teure Daten auf ihm hortet, kommt um das Update nicht herum – aber anspruchsvolle Anwender mit Digitalfotos und einer grossen MP3-Sammlung haben sowieso längst auf XP umgesattelt. Wer mit seinem acht Jahre alten Rechner noch immer glücklich ist, verwendet ihn nicht für Extravagantes. Windows-98-User sind nicht in illegalen Tauschbörsen zu finden noch laden sie ständig Dateien aus dem Netz. Wer ab und zu eine «harmlose» Website ansurft und E-Mail und die Textverarbeitung nutzt, darf das auch mit einem veralteten Betriebssystem tun. Für den Schutz alter Rechner sollte man Folgendes beachten:

  • Viele neue Antivirenprogramme laufen nicht mehr auf Windows 98. Der Virenschutz vor Kaspersky oder NOD32 schützt auch alte PCs.
  • Manche Provider (zum Beispiel Bluewin) bieten einen Firewall-Dienst an: Ein solcher sichert auch Oldie-PCs ab, ohne dass Software installiert werden müsste.
  • Praktisch für alte Rechner ist auch ein Dienst wie www.cleanmail.ch: Er eliminiert Viren und Spam noch vor dem Herunterladen auf den PC.
  • Wer seinen Rechner nicht direkt ans Internet hängt, sondern via Router surft, setzt sich weniger Angriffen aus. Ansonsten ist es wichtig, die Datei- und Druckerfreigabe abzuschalten.
  • Der Firefox-Browser und das Thunderbird-Mailprogramm laufen auch auf Windows 98: In diesen Programmen werden Sicherheitslücken weiterhin geschlossen.

SCREEN TA

Vom Aussterben bedroht: Betriebssystem-Dinosaurier wie Win 98.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 19. Juni 2006

Rubrik und Tags:

Faksimile

Metadaten
Thema: Tipp der Woche
Nr: 6806
Ausgabe:
Anzahl Subthemen: 1

Obsolete Datenfelder
Bilder: 1
Textlänge: 240
Ort:
Tabb: FALSCH