Verrieselte Bilder retten

(msc) Gegen Bildrauschen kommen die meisten Bildbearbeitungsprogramme nicht an – das hat der Publisher-Test der automatischen Korrekturfunktionen von Photoshop und Photoshop Elements, iPhoto, Jasc Paint Shop Pro 9, Ulead PhotoImpact 10 und ACDSee 7 gezeigt (siehe Publisher 05-2 ab Seite 54). Verrieselte Bilder können die Softwarealgorithmen nicht beheben. Wer bei schlechten Lichtverhältnissen digital fotografiert, muss entweder eine ruhige Hand oder ein Stativ haben – oder mit den verrauschten Bildern leben. Denn wer die Empfindlichkeit des Bildsensors erhöht, um der Verwacklungsgefahr zu entgehen, der fängt Bilder mit kaum zu korrigierenden Störungen ein.

Nun mag man das Bildrauschen als ästethisches Merkmal sehen, das den bei Nacht gemachten Aufnahmen einen eigenwilligen Charakter verleiht und wie das fotografische Korn nicht als Makel gelten sollte. Es entspricht unseren Sehgewohnheiten, dass im Zwielicht Details nicht so klar hervortreten wie bei grellem Sonnenschein. Allerdings könnte man das Rauschen genauso gut als lästige Bildstörung betrachten und sie als Beweis für die limitierten «Skills» des Fotografen nehmen. Schliesslich schaut heute kaum einer die Hollywood-Blockbuster auf VHS, weil er bei der DVD das Bildrauschen vermisst.

Wie dem auch sei: Es gibt dezidierte Programme, die das Bildrauschen sehr viel effektiver bekämpfen, als die Automatikkorrekturfunktionen der gängigen Bildbearbeitungsprogramme. Ein Tool namens Neat Image liefert beachtliche Erfolge und entfernt das Rieseln fast vollständig. Bei unserem Testbild war das Rieseln fast verschwunden; lediglich bei der Farbe sind einige Unschönheiten in Form von gelbstichigen Flecken zu beobachten – diese liessen sich, wenn sie denn störten, leicht von Hand korrigieren.

Das Erfolgsgeheimnis von Neat Image liegt darin, dass die Korrektur nicht quasi auf gut Glück erfolgt und alles weggerechnet wird, was nach Bildstörung aussieht (aber genauso gut ein wichtiges Bilddetail sein könnte). Die Software operiert mit so genannten «Device Noise Profiles», also speziellen «Störungsprofilen». Für viele Digitalkameras und Scanner sind auf der Website fertige Profile zu finden: So haben wir für die Coolpix 995, mit der das Testbild geschossen wurde, ein Profil für die ISO-Einstellungen 100, 200, 400 und 800 gefunden. Ist online kein Profil auffindbar, kann man selbst eines erstellen; wie es geht, beschreibt die Hilfedatei.

Die Bedienung der Software ist relativ simpel: Im Reiter «Input Image» wählt man das zu verbessernde Foto. Bei «Device Noise Profile» ist das Störungsprofil anzugeben; unter «Noise Filter Settings» kann man Einfluss auf die Korrektur nehmen und dank des «Variant Selektors» sich an die optimalen Einstellungen herantasten, ohne dabei Buch über die Parameter führen zu müssen. Im Reiter «Output Image» sieht man das korrigierte Bild und kann es speichern.

Fazit: Ein sehr nützliches Korrekturprogramm für jeden Digitalfotografen. Die Vollversion ist ab 29.90 US$ zu haben.

Shareware > NeatSetup.exe, 1.4 MB

Ein Ausschnitt aus aus einer Aufnahme die unter starkem Bildrauschen leidet (in ganzer Grösse ist das Bild im Publisher 5-02 zu sehen).

Das von Neat Image verbesserte Bild. Die Ironie an der Sache ist, dass bei der korrigierten Aufnahme die Unzulänglichkeiten des Fotografen deutlich zu Tage treten: Er hat den Schnappschuss verwackelt.

Quelle: Publisher, Freitag, 9. Dezember 2005

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Thema: Online
Nr: 6674
Ausgabe: 05-6
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