axp

Von Matthias Schüssler

Letzten Donnerstag lud Microsoft Journalisten zum Gespräch, um ihnen bei einem üppigen (und exzellenten!) Buffet die Aktivierungstechnik schmackhaft zu machen. Sie ist nicht nur in Office xp enthalten, sondern soll auch das in zweieinhalb Wochen erscheinende Windows xp vor dem «Casual copying» schützen. Sprich: dem Softwaretausch im Kollegenkreis einen Riegel schieben. Nach der Installation muss der Kunde seine frisch erworbene Software über das Internet oder per Telefon freischalten. Tut er dies nicht, verweigert ihm Windows nach 30 Tagen das Einloggen. Und Office xp sichert nach 50 Starts keine Dateien mehr.

Bei der Freischaltung wird eine Hardware-abhängige Nummer generiert, an Microsoft übermittelt und dort gespeichert. Wer an der PC-Ausstattung nichts ändert, kann die Software beliebig oft installieren – doch wer Windows/Office auf neuen oder aufgerüsteten Computern einrichten will, muss gegebenenfalls zum Hörer greifen und sich einem Microsoft-Telefonisten erklären: Werden, laut Microsoft, «substanzielle Änderungen» an der Hardware vorgenommen, ist eine Reaktivierung fällig. Sie ist im Wiederholungsfall nicht mehr per Internet möglich.

So richtig mag einem das nicht schmecken. Kaum Mühe dürften bekennende Schwarzkopierer bekunden: Sie besorgen sich einen Crack aus dem Web oder lügen sich beim Anruf in Redmond einen neuen Freischaltcode herbei (auch wenn die Setup-CD vom Kollegen stammt: überprüfen kann das Microsoft nicht).

Doch wer eben 1300 Franken für Office xp auf den Ladentisch geblättert hat, fragt sich, weshalb der Kampf gegen die Piraterie auf seinem Buckel stattfinden muss. Internetbenützer kostet die Aktivierung lediglich Minuten. Anders sieht es aus, wenn ein Hardwarefehler zuschlägt und die Neuinstallation des Systems nötig macht: Wenn der Microsoft-Kunde nicht mehr weiss, wo ihm vor lauter Setup-CDs der Kopf steht, würde er gern auf die (frei nach Microsoft) axp, die «Aktivierungs-Experience», verzichten.

Laut Microsofts Aktivierungsverantwortlichen Allen Nieman hätten Pilotversuche mit der Aktivierung eine sinkende Schwarzkopierrate ergeben. Zu Protesten oder Umtauschbegehren sei es nicht gekommen. Bedeutet dies eine zufriedene Kundschaft? Nein. «Microsoft ist Microsoft», denkt der Konsument und schluckt seinen Unmut. Er kann mit der Aktivierung leben und muss es, denn ausser den Vorgängerversionen gibts keine Alternativen zu den zu aktivierenden Produkten. Wers noch nicht wusste: So sind die Kräfteverhältnisse in der Computerwelt.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 8. Oktober 2001

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Thema: Monitor
Nr: 3621
Ausgabe: 01-1008
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