Tipps für eine neue Digitalkamera

Anhand von 7 Kriterien greift man aus der grossen Auswahl zielsicher die richtige Kamera heraus.

Von Matthias Schüssler

Die Auswahl an Digitalkameras ist riesig. Der marktführende Versandhändler im Internet bietet fast 3000 Modelle an – mehr, als man jemals testen könnte. Die Kunst ist, das Feld der Kandidaten auf ein überschaubares Mass einzugrenzen. Wer eine neue Kamera kaufen möchte, muss daher ganz genau wissen, was er möchte und was nicht. Die wichtigen Kriterien lassen sich anhand folgender Kategorien klären:

1. Die Bauform. Sie bestimmt die fotografischen Möglichkeiten und wirkt sich entscheidend auf Grösse und Gewicht aus. Für viele Kamerakäufer ist von vornherein klar, ob sie eine Spiegelreflex, eine Ultrakompakte, eine Bridge oder ein «normales» Modell haben möchten. Dennoch ist es nicht verkehrt, über die grundsätzliche Vorliebe nachzudenken. Wer gern leicht reist und ultrakompakte Modelle bevorzugt, wird feststellen, dass diese im Vergleich zur Handykamera inzwischen kaum mehr Vorteile bieten. Ein grösseres Modell deckt einen breiteren Zoombereich ab, liegt besser in der Hand und wackelt weniger, wenn man es zum Filmen nutzt.

Auch zur klassischen Spiegelreflexkamera gibt es Alternativen: Die neuen spiegellosen Systemkameras erlauben den Einsatz von Wechselobjektiven, sind aber deutlich kleiner und leichter. Möglich wird das durch Weglassen des optischen Suchers und des Spiegels. Solche Kameras bieten Sony, Olympus, Panasonic und Samsung an. In diese Klasse gehört auch der «Micro Four Thirds»-Typus.

2. Die Megapixel-Zahl. Sie gibt an, in welcher Grösse die Bilder gespeichert werden. Diese Zahl sagt fast nichts über die Bildqualität aus und ist daher irrelevant. Die Bildqualität vergleichen Sie am besten, indem Sie im Fotogeschäft einige Probeaufnahmen machen. Wenn Sie zu diesem Zweck eine eigene Speicherkarte mitbringen, können Sie die Aufnahmen hinterher in Ruhe zu Hause am Bildschirm prüfen.

3. Die Lichtempfindlichkeit. Bei einem analogen Film wird sie durch den ISO-Wert angegeben. Bei einer Digitalkamera lässt sich der ISO-Wert in einem bestimmten Bereich wählen. Je höher der maximale ISO-Wert liegt, desto mehr Flexibilität hat der Fotograf in schwierigen Lichtsituationen. Mit einem ISO-Wert von 12 800 oder mehr sind Aufnahmen bei Kerzenlicht möglich, aber auch ISO 6400 und 3200 sind im Vergleich zu den noch vor Jahren üblichen ISO 1600 ein grosser Vorteil. Wenn Sie die Lichtempfindlichkeit testen, achten Sie auf das Bildrauschen: Es nimmt bei hohen ISO-Werten zu.

4. Der Brennweitenbereich. Er bezieht sich auf die Leistung des Zoom-Objektivs. Je grösser die Spanne, desto freier sind Sie in der Wahl des Bildausschnitts. Neue Kompaktkameras bieten einen Zoomfaktor von 15×, 20× oder sogar 36× und bilden auch weit entfernte Objekte gross ab. Achten Sie aber nicht nur darauf, wie nah Sie ein Objekt heranholen können – also auf das obere Ende des Brennweitenbereichs. Ebenso wichtig ist die Startbrennweite. Eine Zahl von 20 bis 25 mm gibt an, dass die Kamera einen Weitwinkelbereich aufweist, mit dem Sie einen grossen Teil des Geschehens einfangen können. Relevant sind nur die Angaben zum optischen Zoom. Das Digitalzoom bläst lediglich einen Bildausschnitt auf.

5. Die Einstellungsmöglichkeiten. Sie bestimmen den Grad der gestalterischen Freiheit. Ambitionierte Fotografen legen auch bei Kompaktkameras Wert auf einen manuellen Modus, bei dem sich Blende und Verschlusszeit frei einstellen lassen. Wer die technischen Details lieber der Elektronik überlässt, prüft die Szenenprogramme: Sie geben für gängige Situationen wie Ferien am Strand oder im Schnee, Spaziergänge bei Nacht oder Feuerwerke automatisch gute Einstellungen vor. Als Plus können Farbeffekte oder ein Assistent für Panoramaaufnahmen erwünscht sein.

Wichtig bei Spiegelreflexkameras sind die Zahl der Fotos, die bei Serienaufnahmen pro Sekunde eingefangen werden, sowie die Leistung des Autofokus.

6. Das Rohdatenformat (RAW). Es ist bei Spiegelreflexkameras mittlerweile die Norm und ist auch bei manchen Kompaktkameras zu finden. Es hat bei der Bildbearbeitung am Computer unschlagbare Vorteile. Wer den Drang zu kunstvollen Verfremdungen in sich trägt, sollte nicht auf das RAW-Format verzichten. Wer Fotos druckt, wie sie aus der Kamera kommen, ist auch mit dem JPEG-Format bestens bedient.

7. Die Spezialmerkmale. Den Kameraherstellern fällt immer wieder Besonderes ein: Kameras, die wasserdicht sind oder einen Sturz aus mehreren Meter Höhe überstehen. Bei den Spiegelreflexkameras gibt es nun schwenkbare Displays, die das Fotografieren aus ungewöhnlichen Perspektiven ermöglichen. Achten Sie bei diesen Kameras auch darauf, ob Videofunktion und Live-View (Bildkomposition mit dem LCD-Display statt dem Sucher) vorhanden sind.

Mit lichtstarken Kameras bei Kerzenlicht fotografieren. Foto: Mark Sebastian (Flickr.com)

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 4. Juli 2011

Rubrik und Tags:

Faksimile
110704 Seite 34.pdf

Die Faksimile-Dateien stehen nur bei Artikeln zur Verfügung, die vor mindestens 15 Jahren erschienen sind.

Metadaten
Thema: Aufmacher
Nr: 9824
Ausgabe:
Anzahl Subthemen: 2

Obsolete Datenfelder
Bilder: 1
Textlänge: 480
Ort:
Tabb: WAHR