Das Photoshöppchen überzeugt

Mit Photoshop Elements gelingt Adobe endlich ein ernst zu Nehmendes Bildbearbeitungsprogramm für Heimanwender.

Von Matthias Schüssler

Adobe sammelt seit fast zwanzig Jahren Knowhow im Bereich Desktop-Publishing und Bildbearbeitung und hat mit Photoshop einen hochkarätigen Diamanten im Produkte-Portfolio. Kein Grafikprofi, der nicht mit Photoshop arbeitet, gleichgültig, wie gross die Auswahl an valablen Alternativen ist. Ebenso wenig spielt eine Rolle, wie viel Geld beim Kauf eines Photoshop-Rivalen gespart werden könnte.

Trotz der unbestrittenen Vormachtstellung im Profibereich agierte Adobe auf dem Heimmarkt unglücklich: Zum einen gelang es Adobes Marketingabteilung nicht, Klarheit in die Produktepalette zu bringen und die einzelnen Programme unverwechselbar zu positionieren. Zum anderen trugen die Entwickler den besonderen Bedürfnissen von Heimanwendern kaum Rechnung: Der Vorgänger des neuen Photoshop-Elements hiess Photoshop Limited Edition (LE), und dieser Name umschreibt das zu Grunde liegende Konzept treffend: Man nehme Photoshop, lasse einige Funktionen weg, und fertig ist die LE-Variante. Ein Ansatz, bei dem ungeübte Anwender auf sich allein gestellt bleiben. Um dieses Manko zu beseitigen, setzte Adobe beim nächsten Angriff auf den Heimmarkt ganz auf so genannte «guided activities»: Der Anwender entscheidet sich in PhotoDeluxe für eine Tätigkeit, und das Programm führt ihn Schritt für Schritt zum Ziel. Ein grundsätzlich gutes Konzept; doch zu wenig flexibel für lernwillige Bildbearbeiter.

Gelungene Paarung

Für Photoshop Elements hat Adobe Photoshop und PhotoDeluxe erfolgreich zusammengeführt: Herausgekommen ist ein frisch und freundlich wirkendes Programm, das dem Benützer mit zunehmender Erfahrung Spielraum lässt und Neueinsteigern dezent unter die Arme greift: Die «Hinweise»-Palette zeigt Tipps zu Werkzeugen und Bildschirmelementen an, ohne dass der Benutzer die Online-Hilfe bemühen oder im Handbuch blättern müsste. Die «Rezepte»-Palette entspricht den «guided activities» in PhotoDeluxe und erklärt schrittweise, wie man ein Bild in der Qualität verbessert oder eine spezifische Manipulation vornimmt. In Photoshop Elements sind 31 Rezepte in fünf Kategorien (u. a. Elemente hinzufügen, Farbkorrektur und Bildqualität verbessern) eingebaut; übers Internet lassen sich weitere herunterladen.

Die Verwandtschaft zu Photoshop macht sich in aller Regel positiv bemerkbar: Viele Funktionen haben sich im Profi-Grafikprogramm während Jahren bewährt. Für eigene Bildmontagen darf der Photoshop-Elements-Anwender die ausgereifte Photoshop-Ebenenpalette benützen. Praktisch auch, dass das seit Photoshop 4.0 überaus beliebte Protokollfenster auch im Einsteiger-Photoshop das Rückgängigmachen beliebiger Arbeitsschritte erlaubt.

Familiäre Bande

In einer nächsten Version sollte Adobe das eine oder andere, 1:1 aus dem «Profi-Shop» übernommene Dialogfenster für die Nachwuchsbildbearbeiter vereinfachen und verständlicher gestalten.

Am Funktionsumfang von Photoshop Elements gibt es nur wenig zu mäkeln: Adobe hat die Funktionen weggelassen, die lediglich für Profis von Interesse sind und dafür Assistenten hinzugefügt, die Alltagsaufgaben automatisch und hinlänglich erfolgreich erledigen. Der Pixeleditor eignet sich für Heim- oder Geschäftsanwender, die digital eingefangene Sujets oder gescannte Bilder aufbessern oder weiterbearbeiten möchten. Im Bereich Webpublishing hat Photoshop Elements gleichwohl Aufholbedarf.

Photoshop Elements kostet in der Einführungsphase 128 Franken, später 215 Franken. Infos Tel 0800 55 51 54, www.adobe.ch

SCREEN TA

Schmucker Bau, solides Fundament: Adobes jüngstes Grafikprogramm trägt das Photoshop-Gütesiegel zu Recht.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 21. Mai 2001

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Thema: B&C
Nr: 3535
Ausgabe: 01-521
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