Verblüffender Buchstabensalat

Aus der Zeit, als E-Mails noch keine Grafikdateien enthalten konnten, stammt die Kunstform der Buchstabenbilder.

Von Matthias Schüssler

Erst die E-Mail-Programme der neueren Generationen können Nachrichten mit eingebetteten Bildern oder formatiertem Text senden und empfangen. Die älteren Internet-Postzentralen vermochten nur reinen Text zu übermitteln. Manch gestandener E-Mailer trauert diesen Zeiten nach, denn für die Puristen des elektronischen Briefverkehrs sind die bunten HTML-Nachrichten ein Gräuel: Sie blähen die Mailbox auf und erschweren die Ablage.

Trotz der limitierten Möglichkeiten haben die Pioniere im Mailverkehr nicht auf Selbstdarstellung und die persönliche Note verzichten wollen. Als Tummelfeld für solches Tun entpuppte sich schnell die Signatur: Dies ist ein am Ende der Nachricht eingerückter Textabschnitt, der entweder nüchterne Informationen wie die Postadresse enthalten oder aber spielerischer Natur sein kann. Eine beliebte Kunstform für die Signatur oder die (in Netscape) Unterschriftdatei genannte Funktion sind die Buchstabenbilder. Im Computer-Slang heissen sie ASCII art (ASCII ist der Fachbegriff für den Zeichensatz) und sind mit den gern verwendeten Smileys verwandt. Nur aus den Zeichen, die ein einfacher Typenraddrucker zu Papier bringen kann, werden Bilder und ganze Kunstwerke entworfen. Diese Arbeit geschieht entweder von Hand oder mit der Unterstützung von Software: Das Programm ASCII Pic hat das digitale Foto des Stoppschildes in eine reine Textdatei umgewandelt, die sich mit jedem Editor bearbeiten lässt.

Eine Auswahl an Programmen und Links zu ASCII art und Mailsignaturen:

BILD PD

Das Ausgangsbild: Ein Motiv mit guten Kontrasten und klaren Formen.

BILD TA/ASCII Pic

Das Resultat: Ein «Text», der trotz unverständlicher Worte Sinn macht.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 6. November 2000

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Thema: Tipp der Woche
Nr: 658
Ausgabe: 00-1106
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Tabb: FALSCH