Update-Runde bei den Bilderrivalen

Drei einflussreiche Hersteller von Grafikprogrammen bringen neue Produkte.

Von Matthias Schüssler

Die Sparte der Bildbearbeitungsprogramme erlebt im Schlepptau des boomenden Internets eine eigene Hochkonjunktur: Jedermann, der seine Homepage online bringen will, braucht einen guten Pixeleditor. Programme mit speziellen Fähigkeiten, denn der Webdesigner hat andere Ansprüche als Desktop Publisher, die Bilder für den Druck aufbereiten.

Auf die geänderten Kundenwünsche haben nicht alle Anbieter gleich flexibel reagiert. Corel, vielen halb professionellen und privaten Anwendern seit elf Jahren ein Begriff, hat das Web lange Zeit verschlafen. Vifere Mitbewerber realisierten vor Jahren, dass sich Grafikprogramme besser verkaufen, wenn das Schlagwort «Webdesign» dick und fett auf der Produkteschachtel prangt.

Web-Pionier aus Taiwan

Ulead hat sich als erste der drei Firmen dem Webdesign verpflichtet, und auch bei PhotoImpact 6.0 steht es im Zentrum. Neu kann das Programm Web-Seiten als Ganzes öffnen und bearbeiten. Dies kommt den ungeübten Anwendern entgegen, die nicht wie die Profis virtuos mit diversen Web-Werkzeugen hantieren, dennoch grafiklastige Seiten erstellen möchten. Viele Module helfen bei typischen Design-Aufgaben: Schaltflächen, Banner oder «saumlose» Bilder, die sich hinter eine Web-Seite legen lassen. Ein eigenes Programm, GIF Animator 4, hilft beim Kreieren eigener «Kurzfilme». Käufer von PhotoImpact 6 dürfen ihre Seiten gratis auf www.iMira.com deponieren.

Paint Shop Pro wurde ursprünglich als Shareware vertrieben und konnte nur per Online-Freischaltung erworben werden. Mit einigen einfallsreichen Funktionen machte sich das Programm so viele Freunde, dass es heute auch im PC-Shop erhältlich ist. Die Batch-Umwandlung, bei der einer beliebigen Anzahl Bilder die gleichen Veränderungen zugefügt werden, hat Paint-Shops-Hersteller Jasc perfektioniert.

Die Version 7.0 von Paint Shop Pro setzt nicht auf die Eroberung neuer Reviere, sondern baut bedächtig das Funktionsangebot aus. Neu enthält das Programm automatische Filter zur Qualitätsverbesserung. Per Mausklick können auf Blitzlichtfotos die berüchtigten roten Augen retuschiert oder Helligkeit und Kontrast eines Bildes korrigiert werden. Im Web-Bereich kann nun auch Paint Shop so genannte Rollover-Effekte generieren: Im Webbrowser ändert eine Grafik ihre Erscheinung, wenn der Surfer sie mit der Maus «überrollt».

Treue Benutzer sind vom aufdatierten Shareware-Klassiker eher enttäuscht: Die Jasc-Leute tun das, was alle anderen auch tun – die innovativen Ideen scheinen ihnen ausgegangen zu sein. Als kleines, innert Sekundenbruchteilen geladenes Bildprogrämmchen hatte Paint Shop mehr überzeugt.

Corel hingegen bleibt sich treu: Die neue Funktion «interaktive Verzerrung» im Vektorprogramm CorelDraw ist das, was eingefleischte Corel-Fans erwarten: Ein leicht spleeniger Effekt, der supercool aussieht, sich aber kaum je vernünftig anwenden lässt. Wirklich nützlich hingegen ist das neue Programm Rave: Es hilft dabei, Corel-Grafiken zu animieren und als Flash-kompatible Filme im Web zu veröffentlichen. Für langjährige Corel-Benützer ist das Update auf Version 10 allein wegen Rave fast zwingend – somit stehen die Chancen gut, dass das neue Produkt der kanadischen Firma die Umsätze beschert, die sie so dringend braucht.

CorelDraw: Voll 999 Fr., Update 499 Fr., Infos: www.corel.com
Paint Shop Pro: 229 Fr., Sotec, 1260 Nyon, Tel. 0878 800 680
PhotoImpact: 248 Fr./124 Fr., Infos: Multimedia-online.ch, 5430 Wettingen, (056) 430 07 77

SCREEN TA

Der Eiffelturm, wie man ihn kennt, und was Uleads neues Pfadwerkzeug aus ihm macht.

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 6. November 2000

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Thema: Bits & Chips
Nr: 655
Ausgabe: 00-1106
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