Kundenkompatibel?

Von Matthias Schüssler

Windows 2000 hat sich gut etabliert: Wie Microsoft dieser Tage mitteilt, konnten seit der Lancierung im Februar rund drei Millionen Pakete abgesetzt werden. Wenn auch noch nicht alle Hardware mit dem Betriebssystem harmoniert, bot der Umstieg für Anwender von Standardsoftware kaum Probleme.

Bis auf wenige Ausnahmen: «Kindlers neues Literaturlexikon» verweigert sich unter Windows 2000. Eine Prüfroutine erkennt nicht, dass die Original-CD-ROM im Laufwerk liegt, und bricht den Programmstart ab. Den Käufern des immerhin 448 Franken teuren Lexikons zeigt Hersteller Systhema die kalte Schulter: Das Problem sei nicht mit einem «Patch» (ein Reparaturprogramm) zu beheben. Im Übrigen sei Microsoft schuld an allem, denn der Fehler trete in deren Hilfsbibliotheken auf. Der Lösungsvorschlag der Systhema-Hotline: Auf Windows 98 umsteigen oder auf das Update des Literaturlexikons im November warten.

Wer fürs Studium voll auf den CD-ROM-Kindler gesetzt hat, dem hilft dieser gut gemeinte Ratschlag nicht weiter. Dabei gäbe es eine praktikable Lösung: Die Netzwerkvariante der Software hat kein Windows-2000-Problem, denn ihr fehlt der Datenträger-Check. Doch auch die Beteuerung, die CD nur auf einem unvernetzten Rechner einzusetzen, konnte Systhema (bis jetzt) nicht erweichen: Windows 2000 sei unter den Systemanforderungen nicht als kompatibel aufgeführt. Punkt.

«Dumm gelaufen», könnte man sagen. Denn es ist dem Kunden auch nicht zu verargen, dass er einem zu Windows NT 4 kompatiblen Produkt auch Windows-2000-Tauglichkeit unterstellt, auch wenn das in diesem speziellen Fall nicht zutrifft. Wie auch immer – es wäre ein äusserst sympathischer Zug, wenn ein Unternehmen in einem solchen Fall auch einmal fünfe gerade sein liesse. Die technischen Probleme würden dadurch nicht aus der Welt geschafft. Aber immerhin wäre das Geschäftsgebaren nicht mehr inkompatibel zu den Bedürfnissen der Kundschaft.