Das Web kennt Weg und Steg

Wer eine Autofahrt plant, findet im Internet Unterstützung für die Routenwahl.

Von Matthias Schüssler

Für einmal lenkt das beliebte Surfprogramm «Navigator» nicht nur die virtuellen Schritte des Surfers durchs Internet, sondern auch die reale Fahrt der Automobilisten auf Europas Strassen: Im weltweiten Datennetz finden sich diverse interaktive Routenplaner (die sich natürlich mit allen Browsern nutzen lassen).

Im Web gratis zu haben

Die Leistungsfähigkeit kommt zwar nicht an Routenplaner auf CD-ROM heran. Dafür kann man im Internet verschiedene Routen vergleichen. Und die Web-Routenplaner sind für den Benützer gratis, sie finanzieren sich über die so genannte Bannerwerbung.

Je nach Ziel der Reise können unterschiedliche Online-Routenplaner zu Rate gezogen werden. Für Fahrten durch die Schweiz gibt es Finaroute, das aber altbacken wirkt und Programmen mit europaweiter Abdeckung nichts voraus hat. Bewegt man sich in Deutschland, dann hilft Falk-Online am besten: Dieser Planer kennt nicht nur die Städte, sondern dirigiert den Fahrer mit Hilfe eines Stadtplans am Zielort sogar zur richtigen Strasse. Map-Quest beherrscht dieses Kunststück sogar für ganz Europa, liefert Wegbeschreibungen aber nur in Englisch.

Mehr oder weniger Komfort

Anspruchslose Routenplaner geben sich mit den Angaben zum Abfahrts- und Zielort zufrieden. Aufwändigere Programme möchten auch über Zeitpunkt der Fahrt, Auto und Benzinverbrauch informiert werden und berücksichtigen bis zu drei Zwischenstationen bei ihren Berechnungen.

Die ausgeklügeltsten Planer fragen den Benutzer, ob er die Route mit der kürzesten Fahrzeit, die kürzeste Strecke oder die attraktivste Strecke sucht. Die Ausgabe des Routenvorschlags erfolgt in einer Marschtabelle, welche die einzelnen Stationen, die zu befahrenden Strassen, kumulierte Kilometerzahlen und kalkulierte Zeit auflistet. Die meisten Routenplaner geben eine Karte aus, in der die Route eingetragen ist. Oft lässt sich die Karte zoomen, sodass einzelne Streckenabschnitte auch in einem grösseren Massstab angeschaut und ausgedruckt werden können.

Bei einem Vergleichstest mussten verschiedene Kandidaten die kürzeste Fahrt von Seuzach nach Palermo kalkulieren. Alle Programme kamen auf eine Strecke von etwa 1800 Kilometern. Unterschiedliche Ansichten herrschten bei der Frage, wie viel Zeit diese Fahrt benötigen würde: um die 19 Stunden, wie die Mehrheit der Programme prognostiziert, oder aber knapp 17 Stunden, wie map&guide meint?

Die vorgeschlagene Strecke ist bei allen Programmen ähnlich und folgt den Hauptverkehrsachsen, sprich Autobahnen. Lediglich Easy-Tour hat anderes mit den Reisenden im Sinn und lotst sie via Korsika und Sardinien zum Ziel: Dadurch ist die Fahrt kürzer (1630 Kilometer), dauert aber laut Berechnung 26 Stunden, weil drei Passagen per Fähre nötig sind.

Immerhin weist das Programm auf diese Überfahrten hin. Von den anderen Programmen erwähnt lediglich Falk, dass die Meerenge von Messina mit der Fähre überquert werden muss: «Überprüfen Sie Ihren Zeitplan», empfiehlt das Programm dazu. Wartezeiten rechnet keines der Programme ein, den Fährenfahrplan muss man ebenfalls gesondert (im Web) suchen. Ein gesundes Misstrauen gegenüber den fixfertigen Daten der Programme ist also angebracht.

Die Routenplaner im Detail:

Strassenkarte nach Mass: Map-Quest führt sicher nach Sizilien, vergisst aber die Fähre.

Strassenkarte nach Mass: Map-Quest führt sicher nach Sizilien, vergisst aber die Fähre. BILDER PD

Quelle: Tages-Anzeiger, Donnerstag, 4. Mai 2000

Rubrik und Tags:

Faksimile

Metadaten
Thema: Reisen
Nr: 450
Ausgabe: 00-504
Anzahl Subthemen: 0

Obsolete Datenfelder
Bilder: 1
Textlänge: 400
Ort:
Tabb: FALSCH