Pannenfrei vom Scan in den Druck

Wie stellt man das mit dem Scan am besten an? Damit ein Pixelbild den Bearbeitungsprozess vom Tischscanner zum Druck unbeschadet übersteht, sollten diverse Faktoren stimmen. Wir zeigen Ihnen hier, wie Sie Photoshop konfigurieren und benützen müssen, um am Ende verlässliche CMYK-Bilddaten zu haben.

Hand aufs Herz: Sie machen beim Konvertieren von RGB-Scan in Vierfarben-TIFFs doch auch nicht viel Federlesens. Menübefehl Bild – Modus und CMYK-Farbe, und damit hat sich’s. So handhaben es die meisten und die Resultate sind nicht allzu schlecht. Dabei bestehen Optimierungsmöglichkeiten: Ist Photoshop richtig konfiguriert und stimmt der Arbeitsablauf beim Bearbeiten von Scans, dann werden Fehler vermieden, und das Resultat wirkt professioneller.

Alles eine Frage der Einstellung

Alle Einstellungen, die Sie über das Menü Datei – Farbeinstellungen treffen, beeinflussen das Verhalten von Photoshop bei der Separation. Es lohnt sich also, diese Werte mit Bedacht zu wählen. Die nachfolgenden Werte sind denn auch nicht als absolut richtig zu sehen, sondern sind Erfahrungswerte von Fachleuten, mit denen man in den meisten Fällen gut fährt. Übrigens: Separation im Rahmen dieses Artikels bezeichnet das Umrechnen der RGB-Daten in CMYK.

«Monitor»: Die Einstellungen, welche für Ihren Monitor passen. Fachleute empfehlen unter Zielgamma den Wert 1.40 einzutragen, weil damit die gleichen Gradationskurven für Graustufen- und Farbbilder verwendet werden können. Weitere Informationen finden Sie ausserdem in der Photoshop-Hilfe unter «Kalibrieren Ihres Monitors».

«Druckfarben»: Wählen Sie «Euroskala (gestrichen)», und modifizieren Sie die Werte für eine angepasste Graubalance wie folgt: C 0.92, M 1.08, Y 1.08 und K 1.00. «Tonwertzuwachs für Graustufenbilder» sollte angekreuzt sein.

«Separation»: In diesem Dialogfeld bestimmen Sie u. a. den Gesamtfarbauftrag. Beim Vierfarbendruck ist eine Farbsättigung von 400 Prozent möglich (d.h. 100% C + 100% M + 100% Y + 100% K). Es ist jedoch in der Praxis nicht sinnvoll, so «dick aufzutragen», da die Farbe zwischen den einzelnen Druckwerken nicht trocknen kann oder sogar von der nächsten Rolle wieder abgetragen wird. Daher gibt man je nach Drucktechnik einen maximalen Farbauftrag vor (siehe Kasten «Farbauftrag»). Praktischerweise können diese Einstellungen abgespeichert und bei Bedarf hinzugeladen werden.

Schritt für Schritt zu CMYK

Je besser der Scan, desto besser das Schlussresultat – eine einleuchtende Faustregel. Man sollte im Zweifelsfall besser mit den Scan-Parametern experimentieren und weitere Scans machen, statt zu versuchen, einen mässigen Scan im Photoshop zu «flicken». Falls es die Software zulässt: im Preview-Fenster zoomen, um eine bildschirmfüllende Voransicht zu haben. Ausserdem sollte es vermieden werden, schon beim Scannen stark zu schärfen.

Nachdem der Scan vorliegt, empfehlen sich folgende Bearbeitungsschritte mit Photoshop:

  • Lichter, Mitteltöne und Tiefen korrekt absetzen
  • Farbstich korrigieren
  • Selektive Farbkorrektur
  • Separation
  • Nachbearbeitung, Finetuning

Das Grauverhältnis und Gesamtverhältnis von Lichter und Tiefe des Bildes wird über die Gradationskurve (ÿ Ctrl-M, l Befehl-M) festgelegt (Farbwähler rechts im Dialogfeld). Das Licht («weisse» Pipette rechts) wird an der hellsten Stelle des Bildes abgesetzt, die Tiefe («schwarze» Pipette links) an der dunkelsten Bildstelle; der Mittelton wird belassen. Durch Doppelklick auf die Pipetten für Lichter und Mittelton kann die Umrechnung von RGB auf CMYK weiter beeinflusst werden. Hierbei gilt die Grundregel, dass die mögliche Bandbreite nicht komplett ausgereizt werden sollte. Das heisst, Weiss sollte nicht als 0% C, 0% M, 0% Y und 0% K in Erscheinung treten, da es sonst zu hässlicher Saumbildung kommen kann. Ein neutrales Licht besteht aus ungefähr 5% C, 3% M, 3% Y und 0% K, ein neutraler Mittelton wird über die RGB-Werte bestimmt, wobei jeweils 127 eingegeben wird. Falls wir mit den Bogenoffset-Vorgaben arbeiten, finden wir unsere Separationswerte wieder bei den numerischen Angaben der Tiefe: Das Maximum Schwarz setzt Photoshop wie gewünscht auf 75%, weiter C auf 93%, M auf 90% und Y auf 82%, was zusammen wie verlangt einen Gesamtfarbauftrag von 340 Prozent ergibt.

Bei der Farbstichkorrektur gibt es keine allgemeinen Regeln; hier muss von Fall zu Fall entschieden werden. Normalerweise arbeitet man hier mit der Gradationskurve und korrigiert einzelne Kanäle. Es empfiehlt sich übrigens unbedingt, Farbveränderungen im RGB-Raum durchzuführen – das Resultat ist berechenbarer.

Als nächstes erfolgt die selektive Farbkorrektur (Menü Bild – Einstellen). Hier können einzelne Farbtöne «knackiger» oder reiner gemacht werden. Als Faustregel gilt: Farbtöne werden durch Reduktion der Gegenfarbe und durch Erhöhung der Eigenfarbe reiner. Gegebenenfalls kann auch der Dialog «Farbton/Sättigung» (ÿ Ctrl-U, l Befehl-U) konsultiert werden.

Somit ist der grosse Augenblick da (Fanfare!): die Separation kann vorgenommen werden: Befehl Bild – Modus und CMYK-Farbe.

In der Nachbearbeitung muss womöglich noch ein kleines bisschen an der Gradationskurve geschräubelt oder ein leichter Farbstich beseitigt werden. Ausserdem wird man das Bild noch ein wenig schärfen, und zwar mit dem Befehl Filter – Scharfzeichnungsfilter – Unscharf maskieren. Gute Ausgangswerte für diesen Dialog könnten sein: Stärke 120 Prozent, Radius 1.0 Pixel und Schwellenwert 11 Stufen, wobei die Parameter natürlich bildabhängig variiert werden müssen. Gibt es beispielsweise viele Hauttöne im Bild, wird man den Schwellenwert erhöhen, damit im Gesicht einer Person keine Schärfungskanten entstehen.

Matthias Schüssler, Mitarbeit: Roger Bahcic, Light+Byte

Farbauftrag

Im Dialogfeld «Separation» sind die Einstellungen gemäss der Drucktechnik zu wählen, mit der das Bild schliesslich reproduziert wird.

Bogenoffset: Gesamtfarbauftrag 340 Prozent

  • • Schwarzaufbau: wenig
  • • Maximum Schwarz: 75%
  • • Flächendeckung: 340%
  • • Unterfarbenzugabe: 50%

Rollenoffset: Gesamtfarbauftrag 320 Prozent

  • • Schwarzaufbau: wenig
  • • Maximum Schwarz: 85%
  • • Flächendeckung: 320%
  • • Unterfarbenzugabe: 50%

Zeitungsoffset: Gesamtfarbauftrag 240 – 280 Prozent

  • • Schwarzaufbau: mittel
  • • Maximum Schwarz: 95%
  • • Flächendeckung: 280%
  • • Unterfarbenzugabe: 50%

Schwarzaufbau

Sie haben im Dialogfeld «Separation» die Wahl zwischen UCR und GCR. Was die beiden Kürzel bedeuten:

UCR (Under Color Removal oder Unterfarbenentfernung): In allen grauen Bildbereichen, bei denen alle drei Druckfarben CMY in gleichen Anteilen vorkommen, ersetzt das Verfahren die Druckfarben durch auf Schwarz basierende Grautöne. Dies bewirkt nur in den Graubereichen eine Reduzierung des Farbauftrags.

GCR (Unbuntaufbau oder Gray Component Replacement): Hier werden die Cyan-, Magenta- und Gelbanteile in allen Farbbereichen um ein gewisses Mass verringert und durch Grau ersetzt, auch dort, wo die Farben in unterschiedlicher Menge vorkommen. Dies ermöglicht höhere Stabilität gegenüber Farbschwankungen (geringere Gefahr z. B. eines Cyan-stichigen Bildes bei Ungenauigkeiten bei der Farbdosierung) und spart ausserdem Farbe. Besonders bei Brauntönen besteht aber die Gefahr der Farbveränderung.

Normalerweise arbeitet man in Photoshop mit GCR, da diese Methode offenbar präziser wirkt.

Dieses Beispiel illustriert einerseits, dass es keine exakte Umwandlung von RGB nach CMYK gibt, sondern nur eine, die von verschiedenen, individuell zu bestimmenden Parametern abhängig ist.

Zum anderen zeigt es, wie der Unbuntaufbau wirkt: Im ersten Fall mit der Einstellung «Maximum Schwarz» werden die Buntfarben Cyan, Magenta und Gelb zugunsten von Schwarz sehr stark zurückgenommen.

Es geht auch ohne Schwarz: Im zweiten Fall haben wir die RGB–CMYK-Umwandlung mit der Einstellung «Ohne Schwarzaufbau» vorgenommen. Resultat: Der Schwarzkanal bleibt leer, das Bild wird über die Buntfarben definiert.

Dieses Bild ist im Druck sehr viel anfälliger auf Farbstiche durch Ungenauigkeiten in der Farbdosierung. Ausserdem wirkt ein Schwarz, das über die drei Farben C, M und Y aufgebaut wird, sehr oft schmutzig-braun.

Quelle: Publisher, Donnerstag, 2. Juli 1998

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Metadaten
Thema: Scannen, Bildbearbeitung und Separation in Photoshop
Nr: 228
Ausgabe: 98-3
Anzahl Subthemen: 3

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Bilder: 16
Textlänge: 750
Ort:
Tabb: FALSCH