Ein Fall für Farbfans

Die neue Generation der Epson-Stylus Tintenstrahldrucker überzeugt durch astreine Qualität. Es braucht schon ein geübtes Auge, um eine Fotografie von einem Stylus-Ausdruck auf – allerdings ziemlich teurem – Spezialpapier zu unterscheiden. Es erstaunt daher nicht, dass es bereits Lösungen gibt, welche die Stylus-Technologie zu Proofzwecken nutzen.

Selten war sich die Fachpresse über ein Produkt so einig wie im Fall Epson: Die neuen Ink-Jets werden einhellig gelobt, mit Auszeichnungen wie «Editor’s Choice» bedacht und der geschätzten Leserschaft wärmstens zum Kauf empfohlen. Wir können uns nach dem Test von zwei Vertretern aus der Stylus-Familie diesem Tenor nur anschliessen: Die Resultate auf dem Epson Stylus 1520 und dem Stylus Photo sind wirklich sehr überzeugend.

Stylus Photo und Digitalkamera: Ein ideales Gespann

Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und einige unserer DigitalSchnappschüsse auf dem Epson Stylus Photo ausgedruckt. Auf die normale Foto-Grösse von 9 × 13 Zentimeter skaliert, enthüllt sich die komplett digitale Vergangenheit der Bilder nur bei sehr genauem Hinschauen.

Bildmaterial von Photo-CD lässt sich beliebig vergrössern. Die Auflösung von 1024 × 1536 Pixel taugt problemlos für einen A4-Print und wenn man auf die Maximalauflösung von 2048 × 3072 Pixeln zurückgreift, kann man wohl die ganze Druckbreite des Sylus 1520 ausnützen (immerhin 34,5 Zentimeter).

CMYK-Ausdrucke: Es klappt nur mit Farb-Management

Allerdings tut man gut daran, das Bild vor dem Ausdruck in RGB umzuwandeln. Erstaunlicherweise gibt’s bei RGB bessere Resultate. Bei Verwendung von CMYK ist der Ausdruck eines Bildes grell bis extrem grell, solange das Gerät nicht in ein Farbmanagment-System eingebunden ist. Der Druckertreiber ist auf die Verarbeitung von RGB-Grafiken hin optimiert – wohl ein Zugeständnis an die vielen Home-User, welche Freude an den farbigen Bildern finden, sich aber nicht mit subtraktiven Farbmodellen herumschlagen wollen (obwohl den Epson-Druckern ein interessantes Büchlein zu diesem Thema beiliegt).

Farbmanagement-Systeme

Ist dagegen ein Farbmanagement-System installiert, sind auch CMYK-Bilder kein Problem.

Von Epson gibt es die Foto-Komplettlösung, welche mit der Piezo-Technologie und mit sechs Druckfarben arbeitet. Damit seien Fotos «in Abzugsqualität möglich», schreibt Epson, was angesichts der mit vier Farben erzielten Bildqualität durchaus glaubhaft erscheint.

A2-Farbproofs für jedermann

Von der Zürcher Firma Digital Information Ltd. ist ein A2-Farbproofsystem für «Normalverbraucher» erhältlich. Das eine wichtige Element des Systems ist der Stylus Color 3000 – dieser unterscheidet sich vom Stylus 1520 im wesentlichen durch einen vergrösserten Druckbereich von 41 × 58 Zentimeter, grössere, einzeln auswechselbaren Tintenpatronen und einen verbesserten Papiereinzug für Überformate. Das andere Standbein des Systems ist der kalibrierbare PostScript-Interpreter «Bestcolor».

Dream-Team

Dieses Gespann kann schon fast als Traumteam bezeichnet werden. Einerseits in Sachen Geschwindigkeit: Ein Proof im A2-Format in der Auflösung von 720 × 720 dpi wird in weniger als zwölf Minuten ausgedruckt. Andererseits aber auch beim Blick ins Portemonnaie: Als Verbrauchsmaterial benötigt man Tintenpatronen, die beim Stylus 3000 bei einer Farbdeckung von fünfzig Prozent nur nach 500, resp. 900 Seiten bei Schwarz, auszuwechseln sind. Das Spezialpapier, Coated- oder Glossy, ist zwar im Vergleich zu Normalpapier ziemlich teuer, dennoch entstehen insgesamt nur Materialkosten von unter drei Franken pro A2-Druck, und dies ist konkurrenzlos günstig.

Die Qualität ist dank den Kalibrierungsmöglichkeiten des «Bestcolor»-RIPs überzeugend. Sowohl manuell als auch über standardisierte ICC-Profile lässt sich die Farbausgabe beeinflussen. Das RIP berücksichtigt dabei gleichzeitig das Profil des Epson-Druckers und das des Endausgabegeräts (beispielsweise einer Offsetdruckmaschine), und stimmt die Farbausgabe des Epsons darauf ab. Für viele Desktopper, die Proofs bis anhin ausser Haus machen liessen, rückt das eigene Farbproof-System mit dieser Lösung in greifbare Nähe. Das System kostet mit Drucker, RIP-Hard- und -Software auf Windows NT-Basis knapp 12 000.–.

Soweit die Theorie. Ein uns vorliegender Test war allerdings in den Bereichen mit starker Cyan-Sättigung augenfällg zu dunkel geraten. Das mag daran liegen, dass das Profil des Endausgabegeräts nicht berücksichtigt worden war. Vermutlich wäre eine Drucklösung, die mit sechs Tinten arbeitet, eher vor solchen Abweichungen gefeit.

Probleme unter Mac

Unser Test des Stylus 1520 hat ausschliesslich auf der Windows-Plattform stattgefunden – gezwungenermassen, denn wir haben den Drucker unter Macintosh nicht zum arbeiten gebracht. Ob hierfür die besondere Sturheit unseres Mac oder unser ungeschicktes Händchen verantwortlich ist, wird Thema einer Folge von «X-Files» sein. msc

Weitere Infos:

Epson-Stylus Photo und Stylus 1520: Excom AG, 8804 Wädenswil, 01 782 21 11, Fax 01 781 13 61; NRS EDV Zubehör, 3645 Thun, 033 335 55 00, Fax 033 335 55 11; www.epson.de/index.htm

RIP-Lösung: Digital Information Ltd, 8005 Zürich, 01 445 28 70, Fax 01 445 28 79, www.digiinfo.ch

Piezo und MicroWeave

Die Bezeichnung Piezo-Technologie steht für eine besondere Konstruktion des Druckkopfs. Es werden elektrische Spannungen auf Piezo-Kristalle gegeben, worauf sich diese verformen und auf die Membrane drücken. Durch den daraus entstehenden Überdruck im Tintenkanal wird der Tintentropfen ausgeschossen. Die Bewegung der Membrane ist dank der Piezo-Kristalle immer exakt gleich –und damit auch die Grösse und Dosierung der Tintentropfen.

Beim Stylus 1520 sind es 320 Piezo-Düsen (128 für Schwarz und je 64 für Cyan, Magenta und Yellow), die für ein scharfes Druckbild sorgen.

Mit der MicroWeave-Technologie werden die Grafikdaten neu geordnet und in kleineren Portiönchen ausgedruckt. Dadurch wird die Bildung von störenden horizontalen Streifen, die ein ausgedrucktes Bild stark beeinträchtigen können, reduziert.

Quelle: Publisher, Montag, 1. September 1997

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Thema: Drucker-Test: Epson Stylus 1520 und Stylus Photo
Nr: 155
Ausgabe: 97-3
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