Fujifilm Digitalkamera DS-7

Digitalkamera für Geheimagenten und Web-Autoren

Matthias Schüssler und Martin Spaar

Falls der Digitalboom nun auch im Bereich Fotografie voll losbricht, könnten Zelluloid-Filme bald zu einem Ladenhüter werden. Mit der Lancierung verschiedener Digitalkameras macht Fuji, ein wichtiger Filmhersteller, deutlich, dass er den Anschluss nicht verpassen und auch im Bereich digitale Fotografie ein Wörtchen mitreden will. Wir haben das preiswerteste Modell aus der Fuji-Palette getestet und beantworten die Frage, was die DS-7 im Alltagseinsatz leistet. – Obwohl sie einige nette Features aufweist, wird es wohl nicht dieses Gerät sein, welche den Generationenwechsel besiegelt.

Von vorn betrachtet weist nichts auf das digitale Innenleben der Fuji DS-7 hin. Dreht man das 240 Gramm leichte Gerät dann aber um, stellt man – leicht irritiert – fest, dass es weit und breit keinen Sucher gibt. Doch es ist nicht nötig, die Bilder «blind» zu schiessen, wie es die «Lomografen» tun: Ein 36 × 27 Milimeter grosses Farb-LCD-Display dominiert die Rückseite der Kamera.

Grosser Energiehunger

Will der neugierige Fotofan nach dieser ersten äusseren Inspektion mit dem Knipsen loslegen – missglückte Aufnahmen können ja leicht von der Speicherkarte gelöscht werden –, dann zeigt sich die Kamera erst mal von ihrer zickigen Seite. Die vier frisch eingekauften Batterien vermögen den Apparat nicht zum Leben zu erwecken; das Display bleibt scharz und leer. Eine Konsultation des Handbuchs hilft jedoch weiter: Nicht irgendwelche Batterien vom Typ AA dürfen es sein, gefragt sind «langwahrige» Energiespeicher, denn nur diese liefert die für die anspruchsvolle Digitaltechnik notwendigen 1000 mAh. Erst nach einem weiteren Batteriekauf kann der Energiehunger befriedigt werden. Allerdings nur kurzfristig. Nicht nach 60 Bildern wie im Manual versprochen, sondern schon nach 25 Aufnahmen blinkt das Batterie-Symbol. Nach zwei, drei weiteren Aufnahmen ist der Spass dann endgültig vorbei: Mitten während des Aspeicherns eines Bildes schaltet sich die Kamera aus, wodurch die Daten der letzten Aufnahme korrumpiert werden. Die Wiedergabe-Funktion der Bilder am Display und auch das Überspielen in den PC funktioniert auch noch bei geringerer Batteriespannung, Aufnahmen können jedoch keine mehr gemacht werden. Damit wäre der grösste Nachteil der Kamera auf dem Tisch: Der viel zu hohe Stromverbrauch.

Schneller als Polaroid: Die Wiedergabefunktion

Mal abgesehen davon, dass es am Energieverbrach mitschuldig ist – eigentlich ist das LCD-Display eine tolle Sache: Aufnahmen können sofort nach dem Knispen betrachtet und bei Nichtgefallen auch gleich wieder eliminiert werden. Bei direkter Sonneneinstrahlung ist zwar auf den Bildschirmchen nicht viel zu erkennen, ansonsten leistet es gute Dienste bei der Jadt nach Sujets, auch wenn das Fotografieren ohne optischen Sucher für Digital-Novizen anfangs ungewohnt ist.

Die fotografischen Funktionen der Kamera entsprechen der einer einfachen Kompaktkamera: Zwei Blendenpositionen und drei Einstellungen für die Schärfe. Das eingebaute Objektiv hat eine Brennweite von 38 Millimeter.

Das Überspielen der genkipsten Bilder auf den Computer erweist sich als denkbar einfach. Nach dem Installieren der Software (sie liegt als Mac und als PC-Version vor), lässt sich die Kamera mittels mitgeliefertem Kabel einfach an den seriellen Port anschliessen. Je nach Belegung der Ports muss allerdings noch ein Zwischenstecker beschafft werden, welcher den Anschluss ermöglicht. Die Data-Transfer-Software ist unkompliziert in der Bedienung und bietet neben den Kommunikationsfeature auch elementare Bildbearbeitungsfunktionen. Für weitergehende Bildmanipulation liegt der Kamera das Programm «PhotoDeluxe» von Adobe bei. Es können auch Bilder vom PC auf die Speicherkarte der Kamera übertragen werden, falls unterwegs JPEG-Grafiken angezeigt werden sollen.

Sehr geeignet fürs Web

Die Fuji DS-7 speichert Bilder in einer Auflösung von 640 × 480 Pixel mit 24 bit Farbtiefe. Das Speichermedium ist eine PC-Karte vom Typ MG-2, welche 30 Bilder, oder in niedriger Auflösung, 60 Bilder fasst. Die Fotos werden mit dem JPEG-Alghorytmus komprimiert gespeichert und sind um die 50 KByte gross. Somit ist klar – im Vergleich zu der herkömmlichen Fotografie ist die Qualität der Digitalkameras erbärmlich bescheiden. Ein einziges Dia enthält eine Datenmenge, welche digitalisiert etwa 50 Megabyte entspricht. Die Bilder einer Digitalkamera dieser Preislage (der Referenzpreis für die Fuji DS-7 beträgt knapp 1000 Franken) sind nicht geeignet, drucktechnisch reproduziert zu werden. Allerdings eignen sie sich ganz hervorragend fürs Web. Wir haben’s ausprobiert: Vier Aufnahmen, mit der Fuji-Kamera geschossen, waren innert einer Viertelstunde auf dem Internet veröffentlicht. Schneller geht’s wirklich nur noch, wenn eine Videokamera via Grabberkarte am PC hängt.

In Bereichen, in denen die Restriktionen der Kamera nichts ins Gewicht fallen, lässt sich die DS-7 sehr gut einsetzen. Steht Geschwindigkeit und nicht Qualität im Vordergrund, müssen die Daten online übermittelt oder elektronisch verarbeitet werden oder sollen Bilder fürs Web geknipst werden, dann ist die Fuji-Kamera eine gute Wahl.

Abschliessend soll ein weiterer Vorteil der Digitaltechnologie nicht unerwähnt bleiben: Sie ist absolut geräuschlos, kein Klick verrät den Fotografen. Ein Merkmal, das wohl nicht nur Voyeure, Paparazzi oder Geheimagenten zu schätzen wissen.

Quelle: Der Organisator, Donnerstag, 1. Mai 1997

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Thema: Test Digitalkamera Fujifilm DS-7
Nr: 121
Ausgabe: 97-5
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