Jahresrückblick der Redaktion

25 Fragen zu 2022

Wir leben im Zeitalter der Debatten – nie konnten sich Menschen unmittelbarer und rascher in Diskussionen einschalten als heute. Im digitalen Zeitalter kann sich jede und jeder via soziale Medien Gehör verschaffen, Meinungen prallen aufeinander.

Denise Jeitziner, Michèle Binswanger, Lisa Füllemann, Alexandra Kedves, Marc Brupbacher, Daniel Böniger, Claudia Schmid, Pascal Blum, Philippe Zweifel, Andreas Tobler, Bernhard Kislig, Matthias Schüssler, Tina Huber, Philipp Loser, Christian Zürcher, Martin Läubli, Simon Graf, Moritz Marthaler, Zita Affentranger, Sandro Benini, Martin Fischer, Sebastian Broschinski

Wir leben im Zeitalter der Debatten – nie konnten sich Menschen unmittelbarer und rascher in Diskussionen einschalten als heute. Im digitalen Zeitalter kann sich jede und jeder via soziale Medien Gehör verschaffen, Meinungen prallen aufeinander.

Wir lassen darum das zu Ende gehende Jahr in Debatten Revue passieren. Wir erinnern uns an kleine Aufreger, die nach ein paar Tagen vergessen waren, ebenso wie an komplexe Debatten, die uns bis heute begleiten.

Unsere Redaktorinnen und Redaktoren nehmen Stellung zu 25 Fragen, die uns in diesem Jahr beschäftigt haben – mit ihrem eigenen, subjektiven Standpunkt.

Sie sind anderer Meinung? Diskutieren Sie mit! Widerspruch ist willkommen.

Ist Elon Musk verrückt geworden?

Matthias Schüssler

Da kauft einer den Kurznachrichtendienst Twitter für 44 Milliarden Dollar, und führt sich dann so auf, als würde er seinen Neubesitz mutwillig zerstören wollen. Man fragt sich da schon: Hat der noch alle Tassen im Schrank? Sollte er nicht wenigstens so viele Mitarbeitende behalten, dass sich der technische Betrieb sicher aufrechterhalten lässt? Und wäre es nicht klug, nicht auch den letzten Werbekunden zu verprellen?

Doch das juckt Musk offensichtlich nicht. Er geniesst seinen Auftritt als Nonkonformist, für den keine Regeln ausser die eigenen gelten. Ob das nun kühn, tollkühn oder irrsinnig ist, wird vermutlich selbst ein Psychiater nicht per Ferndiagnose entscheiden können.

Twitter ist Teil des Informationskriegs, in dem mit Propaganda, Desinformation und Hetze gekämpft wird.

Eines ist aber leider klar: Musk ist kein Visionär, sondern Rechthaber. Er will seine Vorstellung von freier Rede durchsetzen, egal, wie hoch die gesellschaftlichen Kosten auch sind. Dafür lässt er Leute wie den Neonazi Andrew Anglin zurück auf die Plattform, der Juden und Frauen hasst. Wie sehr die Verrohung auf Twitter unter Musk zugenommen hat, zeigen die Analysen von Bürger- und Menschenrechtsorganisationen.

Leider ist das alles kein Spiel und keine Hollywood-Schmonzette, in der der ungehobelte Held am Schluss recht bekommt und in den Sonnenuntergang reitet. Twitter ist Teil des Informationskriegs, in dem mit Propaganda, Desinformation und Hetze gekämpft wird. Vielleicht sieht das Musk noch ein – aber vielleicht braucht es auch das Twitter-Verbot, das die EU angedroht hat. Und vermutlich braucht es auch uns Nutzerinnen und Nutzer, die nicht länger nur zusehen. Sondern Twitter den Rücken kehren.

Quelle: Newsnetz, Freitag, 16. Dezember 2022

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