Neues Mobilfunk-Abo

Bye-bye, SIM-Karte

Sunrise lanciert unter dem Label Yallo eine Handy-Flatrate, die pro Tag oder pro Monat aktiviert werden kann. Dank der virtuellen E-SIM-Karte kann das Angebot direkt in der App gebucht werden.

Matthias Schüssler

Wer Zugang zum mobilen Internet haben möchte, braucht zwei Dinge: neben Smartphone oder Tablet auch einen geeigneten Mobilfunktarif. Und für den begibt man sich normalerweise in einen Telecomladen, wo man in aller Regel nicht darum herumkommt, sich gegen diverse Zusatzangebote zu wehren, die einem die Kundenberater obendrein verkaufen möchten.

Die Alternative zum Besuch im Laden ist die Bestellung eines Tarifs per Internet: Bei dieser Methode erspart man sich zwar das Verkaufsgespräch. Dafür muss man auf die SIM-Karte warten, die einem per Post zugestellt wird.

Ein neues Angebot will das Prozedere radikal vereinfachen: Sunrise-UPC ermöglicht es über das Label Yallo Swype, dass Kunden ihre Flatrate über die App abschliessen und sofort aktivieren. Der Clou: Anstelle einer herkömmlichen SIM-Karte kann man seit heute auch eine virtuelle SIM-Karte verwenden.

Kein Hantieren mehr

Diese sogenannte E-SIM funktioniert rein digital. Sie wird via Internet ins Smartphone geladen und steht sofort zur Verfügung: Auch das Hantieren am SIM-Karten-Schacht des Mobiltelefons entfällt. Voraussetzung ist ein E-SIM-taugliches Gerät, zum Beispiel die Galaxy-Modelle von Samsung (S20, S20+, S20 Ultra) und neuer das Huawei P40 oder P40 Pro oder ein neueres iPhone-Modell: Ab dem iPhone XS/XR lässt sich bei Apple eine E-SIM verwenden.

In der Pressemeldung verspricht Sunrise-UPC, ein paar Minuten würden ausreichen, um den Tarif in Betrieb zu nehmen – bei dem man eine Flatrate fürs Telefonieren und Surfen erhält und 25 Franken pro Monat oder 1.50 Franken pro Tag zahlt, wobei man beim Monatstarif den ersten Monat kostenlos erhält und jederzeit kündigen kann. Unser Test zeigt: Das klappt tatsächlich. Doch ein paar administrative Hürden sind zu überwinden.

Hat man sein Benutzerkonto eingerichtet, muss man seine Identität durch ein amtliches Dokument und ein Selfie bestätigen.

Die App fotografiert Vorder- und Rückseite der Identitätskarte.

Zum Beleg, dass man die auf dem Ausweis abgebildete Person ist, braucht es auch ein Selfie. Die holperigen Formulierungen an dieser Stelle sollte Sunrise UPC unbedingt nachbessern.

Wenn ein Zahlungsmittel hinterlegt ist, gibt man an, dass man eine E-Sim verwenden möchte.

Sobald die E-Sim auf dem Gerät vorhanden ist, bekommt man seine neue Telefonnummer, die durch eine Wischgeste auf dem Feld «Diese Nummer aktivieren» zu bestätigen ist.

Das Aktivieren der Nummer dauert ein bisschen – geht aber trotzdem schneller als das durchschnittliche Verkaufsgespräch in einem Telekom-Laden.

In einem nächsten Schritt wird die E-Sim dem Telefon zur Verfügung gestellt.

Damit das iPhone den neuen Tarif verwenden kann, wird er über diesen Systemdialog registriert.

Falls man nebst der E-Sim auch eine normale Sim-Karte registriert hat, gibt man den beiden Tarifen für den Dual-SIM-Betrieb passende Bezeichnungnen.

Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Tarife unterscheiden, die nur beruflich oder privat oder für Auslandreisen benutzt werden.

Bei der Standardleitung legt man fest, welcher Tarif normalerweise für Anrufe benutzt wird. Man kann aber bei jedem Tefonanruf die «Leitung» umschalten.

Man legt fest, über welchen Tarif SMS-Nachrichten und Facetime-Anrufe abgewickelt werden.

Hier gibt man an, welchen Tarif man fürs Surfen benutzt: Es ist somit möglich, einen Tarif für günstige Anrufe und einen anderen für preiswertes Surfen zu benutzen.

Wenn das alles erledigt ist, lässt sich der neue Tarif in der App durch eine Wischbewegung im grauen Feld aktivieren und bei Nichtverwendung wieder deaktivieren.

Es braucht nun noch eine Bestätigung, damit das Abo aktiv ist.

Die App zeigt an, dass der Tarif in Verwendung ist.

Der Dämpfer zum Schluss: Für die Apple Watch lässt sich die E-Sim von Yallo Swype leider nicht benutzen.

Und so wird die diese Flatrate gebucht – siehe auch Bildstrecke:

  1. Für den Anfang lädt man die Swype-App fürs iPhone oder für Android herunter.
  2. Dann richtet man mittels E-Mail-Adresse und Passwort ein Benutzerkonto ein, falls man noch keines hat.
  3. Nun kommt die eigentliche Hürde: Zur Identifizierung muss man in der App einen Ausweis fotografieren, beispielsweise die ID. Es braucht ein Bild der Vorder- und der Rückseite und zum Vergleich ein Selfie, das man über die Smartphone-Kamera aufnimmt. Das braucht eine gewisse Überwindung. Das Vertrauen wäre an dieser Stelle grösser, wenn nicht holperige Formulierungen wie «Hast du Brillen an? Stelle sicher, dass wir deine Augen sehen können» verwendet würden, die an Phishing-Mails aus Weissrussland erinnern. Und ja – die E-ID würde diesen Schritt massiv vereinfachen.
  4. Ist das erledigt, verlangt die App nach einem Zahlungsmittel. Es lässt sich nicht nur eine Kreditkarte angeben, man kann auch den Zahlungsdienst Twint einbinden, was via App schnell und unkompliziert erfolgt.
  5. Ist die Identifikation erledigt, gibt man an, dass man eine E-SIM verwenden möchte – alternativ könnte man auch eine herkömmliche Karte bestellen. Die E-SIM wird per App im Telefon installiert.
  6. Am iPhone lässt sich die E-SIM nun konfigurieren. Das iPhone XS, XS Max, XR und alle neueren Geräte erlauben den Dual-SIM-Betrieb mit einer normalen, physischen Karte und einer virtuellen E-SIM: Falls man zwei Tarife verwendet, kann man diesen sprechende Namen, sogenannte Etiketten zuweisen. Auf diese Weise lässt sich beispielsweise ein beruflicher und ein privater Tarif unterscheiden. Man definiert die Standardleitung, die für Anrufe verwendet wird, und legt fest, über welche Karte iMessage, Facetime und das mobile Surfen abgewickelt werden.
  7. Nach der Konfiguration wählt man in der Swype-App, welchen Tarif man verwenden möchte: entweder den täglichen Zugang für 1.50 pro Tag, den man jederzeit ein- und ausschaltet, oder aber die monatliche Abrechnung.
  8. Und das wars: Nun lässt sich mit einer Wischgeste der neue Tarif aktivieren.

Fazit: Das klappt unkompliziert und flexibel – und lässt einen der klassischen SIM-Karte keine Träne nachweinen. Eine grosse Enttäuschung gibt es allerdings: Die E-SIM von Swype lässt sich nicht in der Apple Watch verwenden. In der Apple-Watch-App heisst es lapidar: «Dein Sunrise-Account ist nicht zur Aktivierung des Mobilfunks auf der Apple Watch berechtigt.» Da ist noch Verbesserungspotenzial vorhanden.

Sie hat demnächst ausgedient: Die SIM-Karte, ein für den Mobilfunk bislang noch nötiges Übel.

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 2. März 2021

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