USA-Reisende müssen Usernamen preisgeben

Social Media Für das Visum werden neu die Identitäten inden sozialen Medien verlangt.

Wer mit einem Visum in die USA einreisen möchte, muss künftig seine Social-Media-Identitäten offenbaren. Beim Antrag für die Aufenthaltsbewilligung müssen seit Anfang des Monats die Benutzernamen für Social-Media-Konten, Mailadressen und Telefonnummern angegeben werden, die während der letzten fünf Jahre in Verwendung waren. Die Nachrichtenagentur AP berichtet, das Aussenministerium wolle auf diesem Weg den Screening-Prozess verbessern und die nationale Sicherheit erhöhen.

Bislang mussten Antragsteller diese Angaben nur bei einer genaueren Untersuchung offenlegen, die zum Beispiel in Regionen mit terroristischen Aktivitäten unterwegs gewesen waren. Davon betroffen waren jährlich etwa 65000 Leute. Die neuen Regeln gelten nun für geschätzt 15 Millionen Menschen.

Lügen werden geahndet

Gemäss der US-Zeitung «The Hill» stehen in den Formularen bislang nur die grossen sozialen Netzwerke zur Auswahl. Die Liste werde aber erweitert, sagt ein Beamter des Aussenministeriums gegenüber der Zeitung: Künftig würden Antragssteller alle Dienste eintragen können, die sie nutzen. Er wird auch mit den Worten zitiert, dass eine Lüge zu den Social-Media-Konten «ernsthafte Konsequenzen bei der Einwanderung» habe.

Wie genau die Informationen aus den sozialen Medien ausgewertet werden, ist unklar. Entsprechend lässt sich nicht abschätzen, ob einige US-kritische Tweets oder Facebook-Posts einem die Einreise kosten könnten. Klare Anzeichen dafür gibt es bislang aber nicht.

Trotzdem gibt es natürlich Kritik an der neuen Regelung. Sie kommt von Bürgerrechtsorganisationen. Die «New York Times» lässt Hina Shamsi von der American Civil Liberties Union zu Wort kommen. Sie sagt, die neue Regelung werfe Grundrechtsfragen auf, könne die freie Meinungsäusserung einschränken und Ängste vor Überwachung schüren. Auch andere Rechtsexperten gehen davon aus, dass diese zusätzlichen Anforderungen an Visa-Antragssteller «eine psychologische Hürde bei der Einreise» darstellen.

Es gibt eine Ausnahme

Die neuen Visa-Bestimmungen gelten für alle Antragssteller, gleichgültig, ob sie Einwanderungsabsichten hegen, studieren möchten, als Touristen oder Geschäftsleute ins Land kommen wollen. Ausgenommen sind die visumfreien Besucher, die im Rahmen des Visa Waiver Program (Esta) einreisen. Dafür benötigt man u.a. einen biometrischen Reisepass und muss sich online registrieren. Ausgenommen sind auch die Inhaber eines Diplomatenpasses.

Immerhin: Es ist nicht nötig, auch die Passwörter für die Social-Media-Konten offenzulegen. Auch diese Möglichkeit hatte der Minister für innere Sicherheit, John Kelly, 2017 ins Spiel gebracht.

Matthias Schüssler

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 5. Juni 2019

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