Ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Apple

Huawei steigt in das Geschäft mit tragbaren Computern ein. Das Ultrabook Matebook X kann sich sehen lassen. Das gilt auch für den Preis.

Matthias Schüssler

Huawei baut Smartphones, Router, Wearables und Tablets – und seit kurzem auch Notebooks. Die Premiere in der Kategorie der tragbaren Computer ist eine selbstbewusste Ansage an die Konkurrenz, dass Huawei nicht beabsichtigt, die Sparfüchse und Schnäppchenjäger zu bedienen: Das Matebook X ist ein Ultrabook, also ein besonders leistungsfähiger, kompakter und gut aussehender Computer zu einem überdurchschnittlichen Preis: 1799 Franken exklusiv bei Digitec.ch und M-Electronics.

Das Design orientiert sich am Macbook Pro, das zu einer inoffiziellen Referenz für die Oberklasse geworden ist: ein sehr dünnes Metallgehäuse, ein toller Bildschirm mit wenig Rand, guter Sound und wenig Eigengeräusche – also möglichst keine Lüfter. Auch das Matebook X erfüllt alle Kriterien: Das Aluminiumgehäuse ist sandgestrahlt und mit 12,5 Millimeter Höhe noch dünner als das Macbook Pro. Und es ist auch leichter, 1,05 anstelle von 1,37 Kilogramm.

Der Screen im eher untypischen 4:3-Seitenverhältnis liefert ein scharfes Bild mit 2160 auf 1440 Pixel bei 13,3 Zoll Diagonale. Damit es nicht lärmt, setzt Huawei auf «Phasenübergangsmaterial» (Zitat), das die Wärme ableitet. Und für den ordentlichen Klang hat Huawei mit Dolby zusammengearbeitet und das Atmos-Soundsystem eingebaut. Es ist im Kino das Nonplusultra im Bereich des Raumklangs, bei dem unbeschränkt viele Schallquellen frei im Raum platziert werden können. Ein Laptop ist konstruktionsbedingt keine ideale Surround-Soundmaschine. Nichtsdestotrotz klingt das Matebook X top.

Auch die technischen Daten passen zur Platzierung in der Edel-Kategorie: Core i7-Prozessor, 8 GB Arbeitsspeicher und SSD mit 512 GB. Eine weitere Ähnlichkeit zu Apple ist der Fingerabdruckscanner, den es beim Macbook mit Touchbar gibt. Er funktioniert bei Huawei blitzschnell und zuverlässig.

Der betrunkene Cursor

Bei den sehr dünnen Laptops ist oft die Tastatur ein Knackpunkt: Die flache Bauweise bringt es mit sich, dass die Tasten so wenig Hub haben, dass es sich nicht sehr angenehm tippt. Die hintergrundbeleuchteten Tasten beim Huawei-Laptop haben einen klaren Druckpunkt und sind im subjektiven Eindruck genauer als die des Macbooks. Das Touchpad ist gut, aber nicht überragend. Manche Tester konnten sich damit nicht anfreunden: «Den Cursor zu steuern, ist wie einen Betrunkenen nach Hause zu geleiten», schreibt Theverge.com.

Wie der Mac bietet das Matebook X nebst dem Kopfhöreranschluss nur USBC- Ports. Und zwar je einen rechts und links. Das ist der grösste Schwachpunkt des Laptops: Zwei Anschlüsse sind in vielen Situationen zu wenig, zumal einer davon durch das Stromkabel belegt ist, wenn man den Computer am Netz betreibt. Dann muss man sich mit einem Adapter behelfen. Immerhin legt Huawei einen Adapter mit vier Anschlüssen für USB-C, HDMI, VGA und einen klassischen USB-Stecker bei. Bei Apple muss man den separat kaufen. Noch ein Nachteil: Laden lässt sich der Huawei-Laptop nur über den linken USB-C-Anschluss.

Fazit: Ein schönes Gerät mit einigen Schwächen. Keine Lorbeeren gewinnt die eingebaute Kamera mit ihrem unscharfen Bild. Manche Nutzer kritisieren die Batterielaufzeit, die bei dünnen Geräten mit konstruktionsbedingt schlanken Akkus kürzer ausfällt. Bei normaler Nutzung darf man um die sechs bis acht Stunden erwarten. Die Leistung wird von Pcmag.com nach diversen Tests als «gut, aber nicht überragend» beschrieben: Wer Videos oder grosse Bilddateien bearbeitet oder gamen will, sollte sich anderswo umschauen.

Das Testgerät hat uns Huawei zur Verfügung gestellt.

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 1. November 2017

Rubrik und Tags:

Faksimile
171101 Seite 31.pdf

Die Faksimile-Dateien stehen nur bei Artikeln zur Verfügung, die vor mindestens 15 Jahren erschienen sind.

Metadaten
Thema: Abmacher
Nr: 14506
Ausgabe:
Anzahl Subthemen: 1

Obsolete Datenfelder
Bilder:
Textlänge:
Ort:
Tabb: FALSCH