Googles Geheimwaffe gegen langweilige Fotos

Ein hervorragendes Softwarepaket zur Verschönerung von Fotos gibt es kostenlos – aber nur für Photoshop. Wie Sie es trotzdem nutzen.

Von Matthias Schüssler

Die Fotografie in Zeiten von Instagram und Co. ist schnell, kreativ und experimentell. Effekte und Bildfilter sorgen dafür, dass die Abbildung der Wirklichkeit ein bisschen interessanter ist als die Wirklichkeit selbst. Das gilt nicht als «Fake-Fotografie» und ist nicht verpönt. Nein, es gehört zur Ausdrucksweise einer ganzen Generation und zur lebendigen Selfie-Kultur – die manche als egozentrisch betrachten mögen, deren kreative Seite aber nicht zu leugnen ist. Und auch wenn ein stark bearbeitetes Foto nicht mehr unbedingt originalgetreu daherkommt, so kann es durchaus das echte Lebensgefühl des Urhebers widerspiegeln.

Bildkorrekturen sind einfach: Hier wird über das Modul «Sunlight» ein Foto aufgehellt und freundlicher gemacht.

Was die Qualität und Vielfalt angeht, gibt es gegenüber Instagram und Co. eine riesige Steigerungsmöglichkeit. Wie viel besser und origineller es geht, beweist die Nik Collection eindrucksvoll. Sie stammt vom Hamburger Softwareentwickler Nils Kokemohr, der 1995 damit begann, Erweiterungen für Adobe Photoshop zu entwickeln. Diese haben sich über die Jahre trotz des hohen Preises bei Fotografen und professionellen Bildbearbeitern zu einem Standard entwickelt, weil es mit ihnen einfach ist, Fotos mit ganz bestimmten Looks auszustatten: den Eindruck von analogem Filmmaterial, ausdrucksstarke Schwarzweiss-Umsetzungen, ein cineastischer Eindruck – das alles ist mit den Nik-Programmen möglich.

Profi-Software zum Nulltarif

Google hat das Hamburger Softwareunternehmen 2012 übernommen und im letzten Jahr die Nik Collection für den kostenlosen Download freigegeben. Programme, die früher Hunderte Franken gekostet haben, sind heute gratis erhältlich und damit auch für private Anwender interessant: Wenn es darum geht, Bilder für Fotobücher dramatischer zu gestalten, den Schnappschüssen der 70er-Jahre-Party auch einen 70er-Jahre-Look zu verpassen oder einfach nur mehr Spannung ins Familienfoto zu bringen, dann sind diese Programme eine hervorragende Wahl.

Die Kontrollpunkte erlauben lokale Korrekturen, ohne dass aufwendig Masken erstellt werden müssten.

Und man kann sie nicht nur zum Verfremden verwenden – auch unauffällige und unverfälschende Bildverbesserungen sind mit den unzähligen vorgefertigten Modulen in den Bereichen Landschaftsfotografie, Porträt, Hochzeit, Reisen möglich.

Trick für Nicht-Photoshop-Besitzer

Einen Nachteil gibt es allerdings. Die Module der Nik Collection sind als Erweiterungen für Photoshop entwickelt worden. Das heisst, dass man eigentlich diese Profi-Software besitzen muss, um sie zu nutzen. Es darf aber auch die günstige Variante Photoshop Elements sein, die für Privatanwender eine hervorragende Wahl ist (um die 80 Franken) und auch von Profis gerne genutzt wird. Auch Photoshop Lightroom als Host-Anwendung kann verwendet werden.

Und es gibt einen Trick, wie man die Nik-Tools auch ohne separates Bildbearbeitungsprogramm verwendet: Dazu zieht man nämlich einfach per Maus eine Fotodatei auf eine der zur Sammlung gehörenden Programmdateien, worauf man sie bearbeiten kann. Wie das genau funktioniert, führt unser Video vor. Die Software funktioniert übrigens komplett offline – also ganz ohne Googles Cloud.

Auch starke Verfremdungen sind möglich, hier in der Simulation alter Kameras und analoger Filme.

Zu der Nik Collection gehören sieben Module:

Analog Efex Pro simuliert digital die Bildwirkung analoger Filme, alter Kameras und klassischer Objektive.

Color Efex Pro macht Fotos, etwas plakativ gesagt, bunter und verändert die Farbwirkung subtil oder radikal.

Silver Efex Pro sorgt für dramatische Schwarzweiss-Umsetzungen, wobei sich Kontraste und Stimmung sehr fein anpassen lassen.

Viveza erlaubt eine selektive Korrektur einzelner Bildbereiche, ohne dass man das Bild erst über eine manuelle Auswahl maskieren müsste.

HDR Efex Pro erfüllt den Fans von High-Dynamic-Range-Bildern ihre kühnsten Träume: Spektakuläre Kontraste und eine manchmal fast schon surreale Farbgebung sind das Markenzeichen dieser Bearbeitungstechnik.

Sharpener Pro kümmert sich um die Schärfe im Bild und arbeitet gezielt bestimmte Details hervor.

Dfine bekämpft das Bildrauschen, das bei schlechtem Licht unvermeidlich ist.

Das Video stellt die Arbeitsweise mit den Modulen vor und zeigt, was mit der Software alles möglich ist.

Update 27.3. In den Kommentaren wird zu Recht darauf hingewiesen, dass es auch Drittprogramme gibt, die Photoshop-Plug-Ins verwenden können. Eine Übersicht gibt es hier.

Bilder aufhübschen – aber nicht auf Instagram-, sondern auf Profi-Niveau.Video: Matthias Schüssler

Quelle: Newsnetz, Sonntag, 26. März 2017

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Thema: Patentrezept
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