Ein Luxus-Laptop, der Macs das Wasser reicht

Die Zeit des Billig-Images ist vorbei. Der Laptop von HP ist edel und sein Geld wert.

Matthias Schüssler

Lange Zeit gab es für Windows-Laptops nur ein relevantes Kriterium: den Preis. Bei steigender Leistung wurden die Geräte immer günstiger. Der durchschnittliche Verkaufspreis ging seit 2005 von 1292 auf 451 US-Dollar zurück.

Dieser Abwärts-Wettlauf hat die Zahlungsbereitschaft der Kunden unterlaufen. Die Netbooks – die besonders günstigen und kleinen Computer, die ab 2007 aufkamen – haben einen weiteren Preiszerfall bewirkt. Da blieb den Herstellern nichts anderes übrig, als billig zu bauen. Apple als lachender Dritter hatte den Markt der edlen und teuren Laptops exklusiv für sich allein.

Nun hat es Microsoft geschafft, diesen Trend zu brechen. Angefangen hat es mit den Surface-Tablets: Solide gebaut, mit Liebe zu technischen Details, machten sie höhere Preise möglich. Davon profitieren auch die alteingesessenen Hersteller. Technische Raffinesse und eine Abkehr vom 08/15-Design sind heute auch in der Windows-Welt ein Weg, Käufer für ein teureres Gerät zu finden. HP führt das mit dem Spectre vor. Dieser Laptop liegt preislich auf Mac-Niveau. Er kann den Apple-Laptops auch beim Design Paroli bieten.

Das Spectre war mit 10,4 Millimeter Höhe für kurze Zeit der dünnste Laptop der Welt, bis es vor wenigen Tagen vom Acer Swift 7 entthront wurde. Es wird aus Kohlefaser und Aluminium gefertigt und glänzt kupferfarben. Der Deckel öffnet sich weich, und beim Schliessen verschwinden die zwei Kolbenscharniere im Gehäuse, sodass man sich fragt, wie sie dort Platz finden. Verabschiedet hat sich HP auch vom typischen scherbelnden Laptop-Sound. Die Lautsprecher stammen von Bang & Olufsen und liefern einen schönen, wenn auch etwas bassarmen Stereosound.

Das Spectre ist leicht (1,1 Kilo) und liegt gut in der Hand. Es hat eine angenehme Tastatur mit beleuchteten Tasten, auf der es sich trotz des geringen Hubs leicht tippen lässt. Zu den Pluspunkten zählt auch die Leistung.

Nicht sehr anschlussfreudig

Natürlich gibt es auch Kritikpunkte: Das Touchpad verhält sich exzentrisch und benötigt Eingewöhnung. HP hat es sich nicht verkneifen können, trotz des hohen Preises Crapware (unerwünschte Programme) in Form einer MacAfee-Software auf die Maschine zu packen. Das Display hat keinen Touch und keine erhöhte Auflösung, die Apple Retina Display nennt. Der Lüfter geht manchmal an, wenn nicht intensiv gearbeitet wird. Das grösste Manko sind die Anschlüsse: Das Spectre hat drei USB-CBuchsen (zwei davon als Thunderbolt). Ältere USB-Anschlüsse, HDMI oder ein Kartenslot hatten keinen Platz.

Fazit: Der Kupferton ist Geschmackssache, ebenso der Entscheid, dass ein Laptop nicht bloss Arbeitsinstrument, sondern auch Statussymbol sein soll. Abgesehen davon ist es sehr erfreulich, dass man sich als Windows-Nutzer nicht mehr vor den Apple-Fans mit ihren schicken Macbooks zu verstecken braucht.

HP Spectre 13-v080nz, 1699 Franken beim Onlinehändler Digitec, der uns auch das Testgerät zur Verfügung gestellt hat.

Auch Windows kann edel: Das HP Spectre. Foto: PD

Quelle: Tages-Anzeiger, Mittwoch, 14. September 2016

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