So schräg können Gadgets sein!

Von Matthias Schüssler

Schwebende Lautsprecher, ein Kopfhörer, mit dem man 3-D-Videos schaut, und eine musikalische Kühlbox: Die aussergewöhnlichsten Gadgets kommen aus dem Audiobereich.

Wo konnten Individualisten sich schon immer austoben und ihrem Hang zur Exzentrizität freien Lauf lassen? Genau, im Bereich der Audiogerätschaften. Als noch keine Rede von Designernotebooks, Smartwatches und Wearable Computing war, konnten sich Meinungsführer mit mutigen Kaufentscheidungen von der Masse absetzen und mit extravaganten Kopfhörern, hochgezüchteten Stereoanlagen oder Bekenntnissen zu neuen Technologien neidische Blicke einheimsen.

Der erste tragbare CD-Player (1984)? Ein Fest für die Avantgardisten. Die Minidisc 1991, mit der man auch aufnehmen konnte? Dann schon auf der snobistischen Seite. Das Zweifach-Tapedeck, das eine Kassette in doppelter Geschwindigkeit kopieren konnte? Ein Traum fürs Teenagerzimmer!

Brüllwürfel in allen Formen

Im digitalen Zeitalter stehen die Audio-Gadgets zwar im Schatten von Video, Virtual Reality und Kommunikationstechnik. Das heisst aber nicht, dass es langweilig geworden wäre. Im Gegenteil: Allein die Auswahl im Bereich der Bluetooth-Lautsprecher ist erschlagend. Von gross bis klein, vom Modell mit Monstersound bis zu demjenigen mit Disco-Lightshow gibt es an Farben, Formen und Ausprägungen so viel Auswahl, dass jeder einen Brüllwürfel findet, der zu seiner Lebensweise, Laune oder der neuen Zimmereinrichtung passt.

Wer will, kann mit dem (digitalisierten) Ghettoblaster die Nachbarschaft aufmischen. Die Verschmelzung von Kühl- und Lautsprecherbox weckt den Neid aller Schluckspechte auf dem Ballermann. Und wer sich sozial zeigen will, verteilt seinen Sound per Wi-Fi an alle. Und wer die Apple Watch für Kinderkram hält, zeigt mit dem kupferfarbigen Signature-Walkman von Sony, was echter Luxus ist. Er ist für Fans von hochauflösendem Audio gedacht, der neuen Goldstufe für die audiophile Elite.

Das grosse Vinyl-Revival

Zu den grossen Audiotrends dieses Jahr gehört das Vinyl-Revival. Der japanische Elektronikkonzern Panasonic bringt diesen Sommer unter dem Namen Grand Class SL-1200GAE seinen legendären, seit 1972 gebauten Plattenspieler zurück. Soundbars sollen den Klang der immer flacher werdenden Fernseher verbessern.

Mehr Hersteller steigen ins Geschäft mit den Multiroom-Systemen ein, jüngst die dänische Bang & Olufsen. Und die leistungsstarken Boxen werden immer kompakter. Das System von Devialet ist etwas grösser als die Pigskin, der elliptische Ball im American Football, lärmt aber so laut wie ein Rockkonzert.

Von der Brüllpille zum Schwebelautsprecher

Die schrägsten Gadgets kommen aus dem Audiobereich – wie unsere Übersicht eindrücklich beweist.

Bragi Dash: Konsequent kabellos. Die meisten kabellosen Ohrstöpsel kommen nicht ohne Nackenstrippe aus. Nicht so diese 350 Franken teuren In-Ear-Kopfhörer, die aus einem Kickstarter-Projekt entstanden sind: Mehr als eine Kapsel in jedem Ohr trägt man nicht herum. Als Extra zählt der Dash auch Schritte und misst den Puls.Bild: PD

Sony Signature Series: Edler als die Apple Watch. Sonys neue, an der Funkausstellung (IFA) vorgestellte Walkman-Reihe ist das bessere Statussymbol als die Apple-Watch: Das Einstiegsmodell kostet 1200 Dollar, das Topmodell NW-WM1Z ist für 3200 Dollar zu haben. Es ist aus einen Kupferblock gefräst und spielt hochauflösende Musik in bester Qualität. Bild: PD

Devialet Phantom: Lärm wie am Rockkonzert. Riesenlärm aus einem vergleichsweise winzigen Lautsprecher – das erhält man mit der pillenförmigen Box des französischen Start-ups. 108 Dezibel ist etwa so viel, wie man an einem Rockkonzert auf die Ohren bekommt. Und natürlich braucht man für den perfekten Raumklang zwei dieser Lärmboxen. Bild: PD

Avegant Glyph: Den Bügel vor den Augen. Bei diesem Kopfhörer kann man den Bügel wie gewohnt über den Schädel stülpen – aber auch vor die Augen setzen. Im Bügel sitzen nämlich zwei Displays, sodass man den Glyph auch als 3-D-Videobrille nutzt. Entstanden als Kickstarter-Projekt, kann man ihn für 700 Dollar kaufen – aber bislang nur in den USA. Bild: PD

Hub by Ekko: Musik überallhin verteilen. Dieses Crowdfunding-Projekt will das Musikstreaming radikal vereinfachen: Jede Tonquelle im Haus kann an beliebige Wiedergabestationen weitergeleitet werden. Dazu dienen farbig leuchtende Scheiben, die das Musiksignal per WLAN empfangen und per Klinkenkabel weitergeben. Ab 119 Dollar vorbestellbar. Bild: PD

Sound Splash Bluetooth: Die Box fürs Bad. Singen Sie noch unter der Dusche? Dann fehlt Ihnen ein Gadget wie das Sound Splash von Ion Audio (50 Franken im Media-Markt). Der spritzwasserfeste Lautsprecher spielt via Bluetooth nicht nur Musik, sondern nimmt auch Anrufe entgegen. Er lässt sich mit Haken oder Saugnäpfen befestigen. Bild: PD

C-ear In-Ear Kopfhörer: Passgenaue Stöpsel im Ohr. Wer es mit der Individualität auf die Spitze treiben will, besorgt sich massgefertigte Ohrstöpsel. Der Hörgeräteakustiker Kind macht Abdrücke der Ohren und formt die Polsterung dann passgenau. Dadurch fallen die Kopfhörer weniger aus dem Ohr und dämmen den Umgebungslärm. Ab 249 Euro. Bild: PD

ELP Laser Turntable: So halten Schallplatten ewig. Seine Musik ab Vinylschallplatten zu hören, ist im Spotify-Zeitalter ein bisschen extravagant. Wer es wirklich exzentrisch mag, der spielt seine Platten mit den Laserplattenspielern des japanischen Herstellers ELP ab – berührungsfrei und ohne jede Abnutzung. Spitze ist auch der Preis: Ab 12’390 Euro ist man dabei. Bild: PD

Kube Sound: Musikalische Kühlbox. Ist es ein Lautsprecher? Ist es eine Kühlbox? Es ist beides – und erst noch wasserdicht. Die Idee, die 2014 durch die Kickstarter-Kampagne «Coolest Cooler» losgetreten wurde, hat Nachahmer gefunden. Kube Sound ist die Edelvariante mit exquisitem Klang, Topverarbeitung und stolzem Preis (3000 Dollar).

JVC Boomblaster RV-NB 100BE: Totgesagte leben länger. Der Ghettoblaster scheint, wie der Radiorekorder, ein Relikt der 1980er-Jahre. Doch weit gefehlt: Es gibt ihn auch digital mit DAB+-Empfang, Bluetooth und iPhone-Anschluss. Laut muss er sein – die Tonqualität ist nebensächlich -, und dank des Tragegurts gilt er trotz seiner 7 Kilo als tragbar (320 Franken). Bild: PD

Scosche Boombottle: Der Lautsprecher für Rambo. Die Logitech UE Boom 2 ist ein wasserdichter Lautsprecher, gemacht für den Ausseneinsatz. Ebenso die Boombottle (115 Fr.): Sie kann eine halbe Stunde lang im Wasser liegen. Speziell an diesem Modell ist das martialische Design sowie der Umstand, dass es in die Flaschenhalterung des Velos passt. Bild: PD

OM/ONE: Musik zum Abheben. «Den Todesstern unter den Lautsprechern» hat die Presse ihn genannt: Die kleine Bluetooth-Kugel hebt mittels magnetischer Kräfte ab und schwebt über der Basis, während die Musik spielt. Allerdings ist dieses mirakulöse Gadget seit längerer Zeit nicht bestellbar – wohl aufgrund hartnäckiger Startprobleme. Bild: PD

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 6. September 2016

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