Sonnenstrom fürs Smartphone

Matthias Schüssler

Das Nomad 7 ist ein klappbares Solarpanel, das unterwegs Gadgets mit Energie versorgt.

Der Lebensstil von uns modernen Nomaden geht mit einem grossen Energiebedarf einher: Unsere smarten Telefone, die Wearables, Bluetooth-Kopfhörer, Kameras und all die nützlichen und vergnüglichen Gadgets erfüllen ihren Zweck nur mit ausreichend Stromreserven – und alle haben sie die Eigenschaft, dass sie nie so lange durchhalten, wie wir uns das wünschen würden. So deponieren wir im Büro unsere Ladekabel, hängen im Intercity das Telefon sofort an die Steckdose und tragen aus Furcht vor dem unerwartet früh blinkenden Batterieladesymbol Ersatzakkus und Powerbanks mit uns herum.

Das Nomad 7 Plus verspricht Unabhängigkeit von den Steckdosen und energetische Selbstversorgung, zumindest solange die Sonne scheint. Es enthält zwei Solarmodule von je ungefähr 247 Quadratzentimetern (19 × 13 Zentimeter) und lädt Geräte wie Smartphones, Digitalkameras, GPS-Logger und Dinge wie Stirn- oder Taschenlampen. Nicht geeignet ist es für energiehungrigere Geräte, also Tablets, Spiegelreflexkameras und Laptops, geschweige denn Desktop-Computer, grosse Monitore oder Kühlschränke. Doch der Hersteller, Goalzero.com, hat auch dafür die passenden mobilen Kollektoren im Programm.

Das Panel ist laut Hersteller wetterfest und eignet sich sowohl fürs echte Outdoor-Abenteuer als auch für den Stadtindianer – als der ich es getestet habe: Da sich die beiden Panels zusammenklappen lassen, nimmt das Nomad 7 Plus (363 Gramm) in der Arbeitstasche nicht mehr Platz weg als ein Taschenbuch. Die Kabel werden auf der Hinterseite in einem Täschen verstaut, wo auch die Betriebsanleitung Platz findet. Das Panel hat einen ausklappbaren Ständer, sodass es sich nicht nur flach liegend mit hochstehender Sonne, sondern auch in den Morgen- oder Abendstunden entsprechend ausrichten lässt.

Es lässt sich auf der Rückseite eines Rucksacks befestigen, sodass auch während einer Wanderung das Sonnenlicht nicht ungenutzt die Natur bescheint. Natürlich muss man dafür in die richtige Richtung unterwegs sein, sodass die Sonne relativ senkrecht auf die Panels strahlt. Sie funktionieren zwar auch mit diffusem Licht, aber die Ausbeute ist dann um ein Vielfaches geringer.

Direkt oder via externen Zwischenspeicher laden

Die zu ladenden Geräte werden per USB am sogenannten Konnektor angehängt. Man kann dort das Endgerät, zum Beispiel das Smartphone, direkt anschliessen. Das ist die effizienteste Methode. Sie hat jedoch den Nachteil, dass man sein aufzuladendes Telefon in unmittelbarer Nähe des Nomad 7 in der Sonne liegen lassen muss. Da dürfte es in vielen Fällen praktischer sein, einen handelsüblichen externen Energiespeicher am Panel zu verwenden. Mit ihm versorgt man dann, sobald er voll ist, sein Telefon und die Gadgets mit Strom. Der Hersteller Goal Zero bietet zu diesem Zweck diverse sogenannte Recharger an. Man kann genauso gut einen anderen mobilen Back-up-Stromversorger verwenden. Im Test habe ich ohne Probleme eine schon etwas ältere Powerbank von Xtorm benutzt.

Das Solarpanel gibt maximal 9 Watt ab. (Leistung ist Spannung mal Stromstärke.) Das ist etwa so viel wie ein typisches USB-Ladegerät – Apples USB-Netzadapter sind für 5 Watt oder 12 Watt ausgelegt. Natürlich ist die effektive Leistung von der Sonne abhängig. Wie viel Energie beim angehängten Gerät ankommt, ist über vier LED-Lämpchen ersichtlich. Wenn eines blinkt, liefert die Sonne 2 Watt: So viel darf man bei einem wolkenverhangenen Junitag in etwa erwarten. Bei einem partiell blauen Himmel kommt man auf zwei oder drei LEDs, was 3 bis 4 Watt entspricht. Alle vier LEDs blinken nur bei wolkenfreiem Himmel und heissem Sommerwetter. Dann stellen die Sonnenkollektoren 5 oder mehr Watt zur Verfügung und die Aufladedauer nähert sich dem an, was man sich vom Stromnetz gewöhnt ist. Trotzdem: Um die zwei Stunden fürs Telefon muss man rechnen, selbst wenn die Sonne lacht, dass es eine wahre Freude ist.

Unabhängig von Steckdosen

Fazit: Das Nomad 7 Plus macht einen robusten und durchdachten Eindruck. Es hat in unserem Test trotz des momentan durchwachsenen Wetters gut funktioniert. Die vom Hersteller als besonders clever beworbene Autostart-Funktion scheint ihren Zweck tatsächlich zu erfüllen: Sie stellt fest, wenn das angehängte Gerät den Ladevorgang beendet, weil wegen zunehmender Bewölkung zu wenig Energie ankommt, und startet ihn dann neu, wenn sich die Wolken verzogen haben. Genügend Sonne und die Möglichkeit vorausgesetzt, das Panel ihr auch auszusetzen, macht das Nomad 7 Plus einen tatsächlich ein grosses Stück unabhängiger von der Steckdose und den beschränkten Akkulaufzeiten.

139 Franken beim Onlinehändler Galaxus.ch, der uns auch das Testgerät zur Verfügung gestellt hat.

Technische Geräte mit Solarstrom laden

Das Solarpanel Nomad 7 von Goal Zero lädt Geräte mit Sonnenenergie auf.

Ein klappbares Solarpanel. Das Nomad 7 Plus ist ungefähr so gross wie ein Taschenbuch (16,5 × 22,2 × 1,9 Zentimeter). Hier ist es aufgeklappt, damit beide Panels von der Sonne beschienen werden. Bild: schü.

Anschluss per USB. Aufgeladen wird per USB. Das Smartphone lässt sich direkt anschliessen, man kann aber auch eine Powerbank aufladen. Fürs direkte Laden der Tablets ist das Solarpanel nicht geeignet. Bild: schü.

Die Ersatzbatterie füllen. Praktischer, als das Telefon direkt zu laden, ist es, eine Powerbank mit Solarstrom zu füllen und diese dann bei Bedarf ans Telefon zu hängen. Bild: schü.

Eingebauter Ständer. Das Solarpanel hat einen ausklappbaren Ständer, mit dem man es optimal platziert, wenn die Sonne etwas tiefer steht. Bild: schü.

Wie viel Energie kommt an? Die vier LEDs an diesem Zwischenstück zeigen an, wie viel Energie das Panel liefert. Bei starker Bewölkung blinkt nur eine von vieren. Bild: schü.

(Fast) volle Sonnenpower. Hier ist der Himmel nur wenig bewölkt. Das Solarpanel dankt es mit drei blinkenden Lade-LEDs. Bild: schü.

Ein Kabelchaos vermeiden. Die Kabel lassen sich in diesem Täschen auf der Hinterseite des Solarpalels verräumen. Bild: schü.

Am Rucksack montierbar. Das Solarpanel wird mit einem kleinen Karabinerhaken geliefert, mit dessen Hilfe man es an den Rucksack montieren kann – und während der Wanderung die Batterien lädt. Bild: PD.

Quelle: Newsnetz, Dienstag, 14. Juni 2016

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