«Auf der Android-Seite fühle ich mich wohler»

Matthias Schüssler

Bring! ist eine der populärsten Schweizer iPhone-Apps. Die Einkaufs-App der beiden Zürcher Entwickler Marco Cerqui und Sandro Strebel erscheint nächsten Montag auch für Android.

Marco Cerqui, was versprechen Sie sich vom Vorstoss von Bring! in die Android-Welt?

Bring! ist darauf ausgelegt, dass sie von mehreren Leuten im Haushalt verwendet werden kann. Es gibt heute aber fast keine iPhone-exklusiven Haushalte mehr. Es ist fast überall das eine oder andere Android-Telefon mit im Spiel.

Im Idealfall erschliessen Sie sich nicht nur den Kreis der Android-Nutzer, sondern auch die iPhone-User, die zusammen mit Android-Besitzern einkaufen wollen?

Ja, genau. Die Schweiz ist zwar ein Spezialfall, weil hier iOS und Android ungefähr einen gleich grossen Marktanteil haben. In Deutschland laufen 80 Prozent der Geräte mit Android und allein darum ist der Android-Markt für uns sehr interessant. Aber wir haben auch E-Mails von Leuten bekommen, die es schade fanden, die App nicht mit ihrem Partner nutzen zu können.

Wie gross war der Aufwand, um die App auf Android-Telefone zu Bringen?

Wir haben im Sommer angefangen, uns in die Android-Programmierung einzuarbeiten. Das war Neuland für uns. Wir haben mit Kollegen einen Hackathon veranstaltet, wo wir uns während drei Tagen im Büro eingeschlossen haben, um die Grundlagen zu lernen. Ab September haben wir intensiv an der Android-Version gearbeitet. Wenn man alle unsere Arbeit zusammennimmt, sind sechs Monate Arbeit in die Android-App eingeflossen.

Die beiden Plattformen verwenden unterschiedliche Programmiersprachen: Sie mussten die App also von Grund auf neu schreiben?

Genau. Bring! verwendet auch einen Server für die Kommunikation, den wir anpassen mussten. Es war ein gewisser Aufwand, dass wir die Push-Nachrichten von iOS nach Android schicken können und umgekehrt.

Ein Problem bei Android ist die grosse Vielfalt von Geräten.

Um solchen Problemen entgegenzuwirken, haben wir die Hersteller Sony, HTC und Samsung angeschrieben und sie gefragt, ob sie uns ihre meistverkauften Modelle zur Verfügung stellen würden. Wir haben diese Unterstützung erhalten und konnten mit einem Park an Geräten in den letzten sechs Wochen intensive Tests durchführen. Es war uns wichtig, dass die Telefone, die in der Schweiz und in Deutschland weit verbreitet sind, gut unterstützt werden.

Es hat Ihnen nicht gereicht, die App auf ein Gerät anzupassen und zu hoffen, dass es auch auf den anderen gut aussieht?

Nein, das geht nicht. Die erste Version haben wir bewusst auf einem alten Samsung-Gerät geschrieben. Es hatte wenig Speicher und einen kleinen Screen. Wenn die App dort funktioniert, sollte sie auch auf besser ausgestatteten Geräten laufen. Aber wir haben auf allen Geräten geprüft, ob die App überhaupt funktioniert und optisch auch so aussieht, wie wir das gerne hätten.

Haben Sie auch die Community miteinbezogen?

Wir haben bei Google+ eine Betatest-Gruppe aufgebaut. Sechzig Leute aus dem deutschsprachigen Raum haben die App mit verschiedensten Geräten getestet und uns Feedback zukommen lassen und auch mal einen Screenshot geschickt, wenn etwas falsch aussah.

Gibt es Dinge, die bei Android anders gelöst werden müssen? Oder kann man eine App, die grundsätzlich funktioniert, mehr oder weniger direkt nach Android übertragen?

Wir wurden nicht vor unlösbare Probleme gestellt, es gab keinen «Showstopper». Das grösste Problem waren die unterschiedlichen Displaygrössen. Wir mussten genau prüfen, wie sich die App zum Beispiel auf einem HTC Mini verhält, das einen kleineren Screen als das normale HTC One mit 5-Zoll-Screen hat.

Die Nutzer bei Android gelten als weniger zahlungsfreundlich als die von iOS. Haben Sie sich deswegen die Frage gestellt, ob Sie da wie beim iPhone drei Franken verlangen können?

Wenn die App bei Android günstiger wäre, dann könnte man das den Leuten nur schlecht verständlich machen. Unsere App ist ein Produkt, das einen Wert haben sollte, egal auf welcher Plattform es läuft. Und wir sind uns nicht sicher, weswegen immer behauptet wird, Android-User seien weniger zahlungsbereit. Android-Gerät können halt verwendet werden, ohne dass ein Zahlungsmittel hinterlegt ist. Wenn man ein Android-Telefon kauft, braucht man keine Kreditkarte. Es gibt auch keine Voucher-Karten im Coop oder an der Tankstelle zu kaufen, wie das beim iPhone der Fall ist. Aber es gibt sicherlich eine Hürde. Aber wir werden abwarten, wie die Leute reagieren. Und ab nächstem Montag gibt es die App für Android und iOS über die Festtage für einen Franken.

Als persönliche Einschätzung: Für welche Plattform entwickelt es sich angenehmer?

Das werden wir häufig gefragt. Die Entwicklungsumgebung von Android ist etwas ausgereifter. Als etablierter Software-Engineer aus der Java-Welt oder dem Microsoft-Umfeld wird man sich besser zurechtfinden. Sandro, der noch mehr im grafischen Bereich tätig ist, bevorzugt Xcode von Apple. Aber ich habe mich auf der Android-Seite wohler gefühlt.

Software aus Zürich
Die beiden Zürcher App-Entwickler Sandro Strebel (links) und Marco Cerqui.
Bild: Nicola Pitaro

Neu auch für Samsung und Co.
Die Einkaufs-App erlebt am nächsten Montag ihre Android-Premiere.
Bild: PD

Eingebaute Kommunikationsmöglichkeit
Seit September kann direkt aus der App mit den Mitgliedern im Haushalt über den Einkauf kommuniziert werden. Wie Marco Cerqui verrät, wird diese Möglichkeit von manchen Nutzern auch zweckentfremdet.
Bild:PD

Für die Romandie und das Tessin
Bring! enthält seit der neuesten Version auch Produktekataloge für die romanischsprachigen Landesteile. Die USA, England und Australien wollen sich die beiden Zürcher 2014 vornehmen.
Bild:PD

Quelle: Newsnetz, Mittwoch, 11. Dezember 2013

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