Tipp
Das anachronistische Spielvergnügen
Der leistungsfähigste Grafikchip der Welt sei die menschliche Vorstellungskraft, behauptet Sheldon Cooper in der Nerd-Serie «The Big Bang Theory». Er argumentiert für eine inzwischen mehr als anachronistisch anmutende Spielegattung, nämlich das Text-Adventure.
Während moderne Titel wie «GTA V» ganze Städte perfekt simulieren, kämpft man sich bei Text-Abenteuern in Dialogform durch Klassiker wie «Zork». Das Geschehen wird durch Anweisungen wie «Gehe nach Westen» in Gang gebracht. Das Spiel reagiert mit einem Situationsbeschrieb wie «Du stehst vor einem weissen Haus mit einer vernagelten Eingangstür. Es gibt einen Briefkasten.» Darauf gibt es nur eine sinnvolle Handlungsoption. Nämlich die Eingabe «Öffne den Briefkasten!»
In der Nerdkultur geniessen Textabenteuer längst Kultstatus – nicht zuletzt dank Romanen wie «Ready Player One» von Ernest Cline. In letzterem wurde die urtümliche Spielmechanik geradezu zelebriert. Unter dem Stichwort «interaktive Fiktion» gibt es unter Ifwizz.de eine Datenbank mit mehr als 3800 Textabenteuern in 13 Sprachen. Nebst Englisch und Deutsch sind etwa auch Französisch und Italienisch vertreten. Die meisten der Games sind frei online spielbar, natürlich meistens direkt im Browser – denn nennenswerte Systemanforderungen kennt dieses Genre nicht.
Die Website informiert im Blog über aktuelle Geschehnisse und über Autorensysteme, mit deren Hilfe man eigene interaktive Fiktion schreibt. (schü.)