Streamingdienste

Jetzt mischt bei der Musik auch Google mit

Google Play Music tritt in Konkurrenz zu den Angeboten von Spotify, iTunes oder Amazon. Mit dem neuen Dienst kann man in der Cloud eine Plattensammlung anlegen. Er ist komfortabel, aber wenig innovativ.

Von Matthias Schüssler

Die Musiksammlung im Netz bietet vor allem einen grossen Vorteil: Sie ist immer und überall schnell zur Hand. Auch bei Googles neustem Dienst Play Music steht die Bequemlichkeit im Zentrum. Per Streaming aus der Cloud ist der Lieblingssound jederzeit im Browser und mobil abrufbar. Die Synchronisation zwischen Geräten fällt weg, und wer seine Musik bei Google kauft, braucht keine MP3-Dateien auf dem PC zu horten. Play Music wurde in den USA im November 2011 gestartet und steht seit letzter Woche auch den Schweizer Kunden offen.

Für 9.95 Franken pro Monat (nach der Einführung 11.95 Franken) erhält man mit der All-inclusive-Option den Zugang zu 18 Millionen Songs, die man unbeschränkt und werbefrei hören kann. Man kann sich automatische Wiedergabelisten erstellen lassen und erhält anhand seiner angegebenen Vorlieben Empfehlungen.

20 000 Songs gratis

Die Option «Standard» ist kostenlos. Damit deponiert man bis zu 20 000 seiner schon gesammelten Songs bei Google. Das Verfrachten in die Cloud erfolgt relativ schnell, da Google das Scan-&-Match-Verfahren anwendet. Titel, die in Googles Musikstore vorhanden sind, werden aus diesem zur Verfügung gestellt und müssen nicht extra hochgeladen werden. Die Musik lässt sich dann in einer Webanwendung anhören, in der sich auch Wiedergabelisten und automatische Mixe erstellen lassen. Ähnlich funktioniert das auch bei Amazons Cloud Player. Googles Musikanwendung ist optisch jedoch ansprechender.

Für Android ist eine App verfügbar. An einer App für iOS wird gearbeitet, doch vorerst müssen sich Nutzer von iPhone und iPad mit Apps von Drittherstellern behelfen. Beispielsweise mit Cloud Play for Google Music (2 Franken) oder gMusic (1 Franken). Beide Programme schneiden im Test gut ab, funktionieren aber etwas träge.

Die Auswahl an Musikdiensten ist inzwischen beachtlich (siehe Text rechts). Einen klaren Sieger, den «besten» Anbieter, gibt es nicht. Ein zentraler Unterschied ist die Unterstützung bei den Geräten – nicht nur bei Smartphones und Tablets, sondern auch bei den Soundsystemen von Sonos, Logitech oder bei den Smart-TVs.

So praktisch die Dienste sind: Das Hauptziel ist, Musik zu einer allgegenwärtigen Ware zu machen. Es gibt zwar Dienste, die mit redaktionellen Musikvorschlägen und -programmen für Abwechslung sorgen wollen – aber keines der Angebote stellt konsequent den Genuss ins Zentrum. Neben einer schönen, eleganten oder überraschenden Präsentation im Browser vermissen wir eine Vorschlagfunktion, die diesen Namen wirklich verdient – weil sie nicht statistisch funktioniert und den Mainstream abgrast, sondern Perlen findet, automatisch den passenden Sound für die Party im Freundeskreis oder für das romantische Abendessen mit Kerzenlicht bereitstellt: Das wäre ein echter Fortschritt.

Die Musik für unterwegs stammt zunehmend aus der Cloud. Foto: Balazs Kovacs (Getty)

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 7. Oktober 2013

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