Der Coach am Handgelenk

Das Jawbone Up ist ein Armband, Wecker und sichtbares Bekenntnis zu einem aktiven Lebensstil.

Von Matthias Schüssler

Fitness-Gadgets funktionieren nach der Prämisse, dass sich technikbegeisterte Nutzer durch Sensoren, farbige Bälkchen und Gamification zu einem gesünderen Lebenswandel anregen lassen. Nebst dem Fitbit und dem Fuelband sieht man immer öfter auch das Jawbone Up an den Handgelenken von sportiven Nerds. Dieses Armband enthält Lagesensoren, über die es registriert, ob der Träger untätig auf dem Stuhl sitzt oder sich bewegt. Aktivitäten werden minutiös protokolliert und in die dazugehörende Smartphone-App übertragen. Täglich wird dann abgerechnet – hat man das selbst gesetzte Ziel erreicht und 8000 Schritte zurückgelegt? Und wie steht man im Vergleich zu seinen Freunden da, die ebenfalls ein Armband tragen?

Jawbone verfolgt eine ganzheitliche Erfassung der Lebensdaten. Des Nachts registriert das Band die Länge und Tiefe des Schlafs und lässt einen wissen, wie erfolgreich man bei der Bewältigung seiner REM-Phasen war. Wer mag, kann seine Mahlzeiten und Stimmungen protokollieren. Und wer sich auf eine Waage mit WLAN-Anschluss stellt, wie sie zum Beispiel von Withings erhältlich ist, der lässt seine Fitness-Community obendrein am Auf und Ab seines Körpergewichts teilhaben.

Um die Daten vom Band an die App zu übertragen, steckt man das Band über einen normalerweise von einer Kappe verdeckten Klinkenstecker in die Kopfhörerbuchse des Smartphones ein. Dieser Weg schont gegenüber einer drahtlosen Datenübertragung per Bluetooth den Akku. Rund eine Woche trägt man das Band, bevor es aufgeladen werden muss. Das Abnehmen und Einstecken des Bandes ist aber vergleichsweise umständlich.

Geräuschloses Wecken

Eine der besten Funktionen ist der Weckmechanismus per Vibration. Er holt einen geräuschlos aus dem Schlaf und lässt Bettgenossen weiterschlummern, wenn diese später Tagwacht haben. Der Wecktermin lässt sich an die Schlafphase koppeln. Das Band weckt den Träger innerhalb des gewählten Zeitfensters, wenn leichter Schlaf konstatiert wird.

Wie akkurat die Daten sind, darüber lässt sich streiten. Doch dass die Beschäftigung mit den eigenen Gewohnheiten zu mehr Bewegung animiert, ist offensichtlich. Ein extra Band braucht es allerdings nicht unbedingt. Wem die rund 150 Franken fürs Jawbone Up zu teuer sind, der lässt sich von der kostenlosen Moves-App (fürs iPhone und demnächst auch für Android) zu einem rührigeren Lebensstil motivieren. Diese App kann, anders als das Jawbone-Armband, auch verschiedene Betätigungsformen wie Spazieren, Rennen und Velofahren auseinanderhalten und weist ebenfalls die Kalorien aus, die man durch Bewegung verbrannt hat.

Das Band hat allerdings einen klaren Vorteil. Es ist das für jeden sichtbare Bekenntnis zu einem aktiven Lebensstil.

Ein Gadget für den sportiven Datensammler. Foto: PD

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 9. September 2013

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