Windows 8 in Angriff nehmen

Antworten auf neun brennende Fragen, die sich rund um Microsofts neues Betriebssystem stellen.

Von Matthias Schüssler

Windows wandelt sich vom System für klassische PCs zur universalen Software für Geräte von gross bis klein. Mit der neuen Kacheloberfläche ist das Produkt kaum wiederzuerkennen – und viele Anwender fragen sich, ob sie den Sprung wagen oder doch besser der vertrauten Vorgängerversion die Stange halten sollen. Wir bieten bei dieser und acht anderen Fragen eine Entscheidungshilfe.

Kann ich meinen vorhandenen PC auf Windows 8 aufrüsten, oder soll ich eine neue Maschine kaufen?

Die Regel, dass jede neue Softwareversion leistungsfähigere Hardware braucht, wurde mit Windows Vista ausser Kraft gesetzt. Windows 8 hat sogar einen geringeren Ressourcenhunger als seine Vorgänger. Das heisst: PCs, die Vista ausführen können, sind grundsätzlich Windows-8-tauglich – sofern für alle Komponenten Treiber vorhanden sind.

Seine Stärken spielt Windows 8 aber nur auf den Geräten aus, die Gebrauch von den neuen Möglichkeiten machen. Die Kacheloberfläche und die Vollbild-Apps erschliessen sich einem nur mit einem Touch-Bildschirm so richtig.

Tablet, Convertible, Ultraportable oder All-in-one – für welche Bauweise soll ich mich entscheiden?

Wenn Sie bisher einen Desktoprechner eingesetzt haben und nun auf den Touchscreen nicht verzichten möchten, dann empfiehlt sich ein All-in-one-Gerät wie der Touchsmart von HP. Diese Bauweise bringt einen grossen Bildschirm und leistungsfähige Hardware und kann sogar den Fernseher ersetzen.

Die Ultraportablen zum Beispiel von Samsung bestechen durch ihre Leichtigkeit und meist auch durch ihr schickes Design. Sie sind leistungsfähig, aber nicht billig und können auch für intensive Arbeitseinsätze genutzt werden. Die Tablets (von Asus oder Lenovo) sind sehr leicht und haben eine lange Akkulaufzeit. Sie sind für den Medienkonsum gemacht – als eigentliche Arbeitsgeräte taugen sie weniger gut. Wenn Sie die Vorteile eines Tablets mit denen des Laptops verbinden möchten, wählen Sie ein Convertible-Modell. Bei dem lässt sich der Bildschirm als Tablet abkoppeln, ist er aufgesteckt, arbeitet das Gerät wie ein herkömmlicher Laptop.

Wie kann ich einen vorhandenen PC auf Windows 8 aufrüsten?

In diesem Fall haben Sie grundsätzlich drei Möglichkeiten: Sie können Windows 8 ohne Übernahme frisch einrichten (man nennt das auch «clean install»), über eine bestehende Installation «drüberbügeln» («In-Place-Upgrade») oder eine «Migration» durchführen, bei der Daten gesichert und nach der Installation wieder eingespielt werden. Welche Optionen Ihnen das Installationsprogramm anbietet, hängt von der vorhandenen Windows-Version ab.

Bei Windows XP können Sie nur Daten transferieren. Bei der Installation von Vista ist die Übernahme von Daten und Windows-Einstellungen möglich. Wenn Sie Windows 7 einsetzen, bleiben beim «In-Place-Upgrade» Daten, Einstellungen und Programme erhalten.

Eine Übernahme der Daten ist nur bei der gleichen Speicherarchitektur möglich. Wenn Sie von einer 32-Bit-Version auf ein 64-Bit-Version umsteigen, dann müssen Sie eine saubere Installation durchführen.

Die Empfehlung bei früheren Updates lautete jeweils, dass mit dem «Clean Install» die Stabilität des Systems am besten sei. Das gilt auch für Windows 8. Doch gleichgültig, welche Methode Sie wählen: Führen Sie vorab eine Datensicherung durch!

Für welche Edition von Windows 8 soll ich mich entscheiden?

Windows 8 gibt es nebst der normalen Version als Pro, Enterprise und RT. Die RT-Version kann nicht gekauft werden, sie ist nur vorinstalliert erhältlich. Windows 8 Standard ist für die meisten Nutzer ausreichend. Die Pro-Version wählen Sie, wenn Sie die Verschlüsselungsfunktionen für interne und externe Laufwerke nutzen möchten. Enterprise ist für Unternehmen gedacht. Für Private bietet sie keinen Zusatznutzen, abgesehen von «Windows To Go». Diese Funktion führt das Betriebssystem über ein USB-Speichermedium aus. Die Ultimate-Version, die man von Windows 7 und Vista her kennt, gibt es nicht mehr.

Soll ich die 32- oder die 64-Bit-Version installieren?

Alle Editionen ausser Windows RT gibt es in einer 32- und einer 64-Bit-Version. Die Zukunft ist, salopp gesprochen, 64-bittig. Diese Version gestattet einen Ausbau des Arbeitsspeichers bis zu 128 GB bzw. 512 GB bei der Pro- und der Enterprise-Edition. Daher entscheiden Sie sich für diese Version – ausser, wenn Sie unersetzliche alte Gerätschaften weiter verwenden müssen, für die nur 32-Bit-Treiber existieren.

Kann ich Windows 7 und Windows 8 auch parallel benutzen?

Das ist möglich. Sie können entweder ein Dual-Boot-System einrichten, bei dem Sie sich beim Einschalten des Computers für eines der beiden Systeme entscheiden. Sie haben so beide Systeme mit voller Leistung zur Verfügung, allerdings ist das Einrichten und die Administration verhältnismässig aufwendig.

Einfacher fahren Sie, wenn Sie das weniger intensiv genutzte System in einer virtuellen Maschine betreiben. Kostenlos ist Virtualbox von Sun (virtualbox.org). Mit der Software von VMware können Sie auch Ihr angestammtes System in eine virtuelle Maschine überführen und mit dem neuen Betriebssystem weiterhin verwenden.

Kann ich meine alten Programme weiter verwenden?

Wenn Sie eine Maschine mit Windows 8 erwerben, dann führt sie alle Programme aus, die auch zu Windows 7 und Vista kompatibel sind – Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Beim Umstieg von Windows XP ist bei älteren Programmen mit Problemen zu rechnen. Die Kompatibilitätsdatenbank gibt Auskunft, welche Programme ab Windows 7 benutzt werden können:
www.microsoft.com/windows/compatibility/windows-7/de-de/

Falls Sie ein Tablet mit Windows RT anschaffen, dann laufen darauf nur Vollbild-Apps, die Sie über den eingebauten Store beziehen. «Normale» Windows-Programme sind nicht installierbar.

Kann ich mit einem neuen PC auch bei Windows XP bleiben?

Das ist nicht zu empfehlen. XP wird, wie Vista auch, nicht mehr verkauft. Neue Hardware wird von Windows XP nicht mehr optimal unterstützt, und Microsoft wird die Wartung für XP im April 2014 endgültig einstellen. Spätestens dann müssen Sie allein aus Sicherheitsgründen auf ein neueres System umschwenken. Wenn Sie das neuste Windows nicht mögen, entscheiden Sie sich für Windows 7. Diese Version wird noch mindestens bis 2020 unterstützt.

Was ist aus dem Media Center geworden?

Die Software, mit der sich Windows auf Fernsehern und als digitaler Videorecorder nutzen lässt, ist bei Windows 8 nicht mehr vorhanden. Nutzer von Windows 8 Pro können die Software bis zum 31. Januar 2013 kostenlos herunterladen. Danach muss sie zusätzlich gekauft werden.

Microtropolis, wo die neuen Windows-8-Geräte ausgestellt sind, entpuppt sich als ziemliches Labyrinth. Foto: PD

Quelle: Tages-Anzeiger, Montag, 12. November 2012

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